Wir leben im digitalisierten Zeitalter. Es umfasst alle Bereiche, von der Politik bis zum Verkehr. Das hat nicht nur der französische Wahlkampf gezeigt.
Elektrolastwagen: Auf dem ersten Teaserbild sieht der Tesla-Truck aus wie ein Alien-Monster (links oben). So funktioniert das Kaffeesatzlesen à la Elon Musk. (Screenshots: Youtube)
In den französischen Präsidentschaftswahlen zeigten der Linke Jean-Luc Mélenchon und der Liberale Emmanuel Macron, was dies politisch bedeutet. Beraterinnen und Berater schaffen personenbezogene Bewegungen, die absehbar Parteien ersetzen. In den letzten achtzehn Monaten sind der Internetbewegung von Mélenchon 450 000 Menschen beigetreten, jener von Macron 250 000.
HOLOGRAMM. Der ehemalige Trotzkist Mélenchon singt nicht mehr die Internationale, sondern neu die Marseillaise. Er lässt sich mittels Hologrammen medienwirksam multiplizieren. Sein Programm ist weniger links, aber weit ökologischer als jenes von François Mitterrand aus dem Jahre 1981. Damals wurde Mitterrand dank den Kommunisten zum Präsidenten Frankreichs gewählt.
Im zweiten Wahlgang setzte sich Macron durch. Er, der kleine (François) Hollande, wird die Fehler wiederholen, die einst SPD-Kanzler Gerhard Schröder in Deutschland gemacht hat. Nämlich eine unsoziale Spar- und Abbaupolitik. Und so den Weg ebnen für die Präsidentschaft Marine Le Pens in fünf Jahren.
TWITTER-HYPE. Ist das alles zu pessimistisch? Vielleicht und vielleicht auch nicht. Wenden wir uns deshalb halbwegs erfreulicheren digitalen Dingen zu.
Der US-amerikanische Unternehmer Elon Musk ist ein Twitterer. Er kündigt kommende Produkte mittels Tweets an. Möglichst ungenau, damit alle beginnen, in seinem Kaffeesatz zu lesen. Und so einen Hype aus Neugier und Freude am Spekulieren auslösen. Das Ungenaue als Motor des Kommenden.
Für den Herbst 2017 will Tesla-Investor Musk einen elektrischen Semi-Truck auf den Markt bringen. Und alle unterbezahlten US-Trucker beginnen am Abend beim Bier aus der Dose ebenfalls zu spekulieren, ob sie schon bald von sich selbst steuernden Elektro-Musk-Trucks vom Arbeitsmarkt gefegt werden.
Ein Versuch, die Grössenordnungen zu begreifen:
- Batterien aus den neuen Giga-Fabriken von Musk wiegen pro speicherbare Kilowattstunde vier Kilo und kosten um die 200 Franken.
- Ein Elektro-Truck braucht pro 100 Kilometer rund 120 Kilowattstunden Strom. Die Batterien nutzbarer Semi-Trucks müssen somit eine Kapazität von mindestens 720 Kilowattstunden aufweisen.
- Dieser somit gut drei Tonnen schweren Batterieblock wird innert einer Stunde zu achtzig Prozent durch zwei Ladekabel aufgeladen, die Strom mit einer Leistung von je 350 Kilowatt reinblasen.
Falsch oder richtig? Die Autoindustrie hat lange die Elektroautos unterschätzt. Den Lastwagenproduzenten geht es absehbar genau gleich.
Was bedeutet das für die Schweiz? Was für die Alpeninitiative? Die leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) verteuert die Fahrt eines Diesel- Trucks von Basel nach Chiasso um 300 Franken. Elektrolastwagen bezahlen noch nichts. Wenn dies zumindest während einer Übergangszeit von fünf Jahren so bleibt, dann werden künftig Diesellastwagen im Kanton Uri so selten sein wie noch nicht erschossene Problembären.
Links zum Thema:
- goo.gl/nRihkb
Die Schweiz war bisher in Sachen Elektrolastwagen weltweit führend. Dies belegt eine Studie der ETH aus dem Jahre 2014. Leider droht uns hier das gleiche Schicksal wie bei den Solarzellen. Andere sind bei der Umsetzung schneller.
- goo.gl/WGTzqu
SVP-Führer Christoph Blocher und SP-Politiker Ruedi Strahm waren, neben andern, gegen die europakompatible LSVA. Der Bund erklärt, wie die LSVA erfolgreich funktioniert. Jetzt müssen wir sie umbauen. Zwei Fliegen muss man dabei gleichzeitig totschlagen: Elektrolastwagen müssen die Diesellastwagen aus der Schweiz verdrängen. So schnell wie möglich. Und das Verlagerungsziel muss übertroffen werden