Andreas Rieger
Ein gähnendes Loch klafft seit der Krise im Arbeitsmarkt: Mehr als 5 Millionen Junge unter 25 Jahren waren 2013 in der EU arbeitslos. Jeder und jede vierte. In Spanien und Griechenland waren es gar fast die Hälfte. Viele von ihnen bleiben über Jahre ohne Job, sie drohen zur «verlorenen Generation» der Finanzmarktkrise zu werden.
JUGENDGARANTIE. Die EU reagierte und entschied sich 2013 für eine «Jugendgarantie»: Allen Jungen muss innert vier Monaten nach Ausbildungsabschluss eine Stelle, eine Weiterbildung oder ein Praktikum zugesichert werden. Dafür sieht die EU 8 Milliarden aus ihren Mitteln vor, als Beitrag an die Länder. Doch die Bilanz dieses (an sich lobenswerten) Programms ist nicht erhebend: Zwar haben innert dreier Jahre mehrere Millionen Junge davon profitiert, aber viel weniger, als Anspruch darauf hätten. Und nur wenige Länder setzten das Programm seriös und breitflächig um. Es sind nicht jene Länder, die in der Jugendarbeitslosigkeit versinken. So hat zum Beispiel die neoliberal-reaktionäre Regierung Spaniens nur ein paar Prozent der reservierten EU-Gelder überhaupt abgerufen.
Gegen vier Millionen Junge sind ohne Job.
SAISONJOBS. Mit dem Abklingen der Krise sind heute etwas weniger Junge ohne Job. Aber es sind immer noch gegen vier Millionen. Und die Arbeitsverträge, die jene erhalten, die Arbeit finden, sind meist super prekär. Es handelt sich vor allem um Teilzeitstellen. Und um befristete Anstellungen. In Spanien hangeln sich rund 70 Prozent der unter 25jährigen deshalb von Saisonjob zu Saisonjob. Als Spaniens Regierung die Arbeitsgesetze und den Kündigungsschutz abbaute, behauptete sie, das werde die Patrons veranlassen, die Jungen fest anzustellen. So steht es im neoliberalen Gebetsbuch. Ein schlechter Witz.
Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist ein Lehrstück. Es zeigt, dass der sogenannt freie Arbeitsmarkt oft nicht funktioniert. Um den Millionen Jungen in Europa wirklich eine Perspektive zu geben, müsste die EU-Jugendgarantie konsequent umgesetzt werden. Und es braucht eine Politik, die mit Investitionen, kluger Arbeitszeitgestaltung und Förderung der Kaufkraft nachhaltige Arbeitsplätze schafft.
Andreas Rieger ist Unia-Sekretär und vertritt den SGB im Europäischen Gewerkschaftsbund (EGB).