Die Banken wollen Rentenalter 67. Nur bei sich selber nicht.
FRECH: Banker fordern höheres Rentenalter – und wären selber nicht betroffen. (Foto: Diether Endlicher/Keystone)
In ihrer letzten Anti-AHV-Polemik mit dem Titel «Altersvorsorge 2020 – Licht und Schatten» beschwört die UBS einmal mehr den drohenden Kollaps der AHV. Und fordert als Lösung ein höheres Rentenalter. Vergisst die Grossbank dabei die eigene Branche? Kaum ein Banker arbeitet heute noch bis 65. Im Gegenteil: Die Mehrheit sagt mit 61 «tschüss» und verabschiedet sich aus dem Job. Oder genauer gesagt: 20 Prozent der Bankangestellten gehen mit 56 – 58 in Rente, 33 Prozent mit 59 – 61 und 41 Prozent mit 62 – 65 Jahren. Gerade mal 3 Prozent bleiben übers ordentliche AHV-Alter hinaus erwerbstätig.
Wasser predigen und selber Wein trinken: So mutet es an, wenn die UBS Rentenalter 67 propagiert. Dass Banker massenhaft frühpensioniert werden, ist allerdings kein Zufall. Die Finanzinstitute haben viel Geld in Modelle gesteckt, um teure ältere Mitarbeitende rechtzeitig los zu werden. Viele gehen gar nicht freiwillig, sondern werden geschickt, versüsst mit Abfindungslösungen. AHV-Alter 67 wäre für Ermotti & Co. eine Horrorvorstellung, müssten sie es im eigenen Konzern umsetzen.
GESCHÄFTEMACHEREI
Rentenspezialistin Doris Bianchi vom Gewerkschaftsbund sagt: «Eine solide AHV und stabile Pensionskassen liegen nicht im Interesse von Banken und Versicherungen.» Die Aussicht ist für Geldmanager verlockend, der Bevölkerung noch zwei Jahre länger teure und riskante Vorsorgeprodukte mit 75 Prozent Aktienanteil andrehen zu können. Solche Geschäftemacherei hat System: Die Banken waren schon 1947 gegen die AHV, als diese eingeführt wurde.