Brisante neue Zahlen! Ökonom Beat Baumann hat gerechnet:
So viel Kohle pro Kopf machen Firmen mit uns

Viele Branchen streichen satte Gewinne ein. Und das seit Jahren, wie Unia-Ökonom Beat Baumann belegt.

Ungerecht: Er macht die Büez, die Firma streicht ein. (Foto: Keystone)

Regelmässig liefern rund 22’000 Betriebe in der Schweiz Zahlen aus ihrer Buchhaltung nach Bern. Der Wust erscheint dann in einer Statistik unter dem langweiligen Titel «Buchhaltungsergebnisse schweizerischer Unternehmungen». Eine Sache für Typen mit Ärmelschonern? Keineswegs. Denn die Daten haben es in sich. Nur hat das bis jetzt niemand gemerkt. Ausser Beat Baumann. Der Hausökonom der Unia hat die jüngst publizierten Zahlen des Bundesamts für Statistik durchforstet. Und er sagt: «Da hat es Zündstoff drin.»

Zwar beziehen sich die neuesten Zahlen aufs Jahr 2015. Doch laut Baumann sind sie die einzige Quelle, die Gewinne für ganze Branchen ausweist. Sucht man sonst Gewinnzahlen der Wirtschaft, guckt man hierzulande schnell in die Röhre. Nur an der Börse kotierte Firmen sind nämlich per Gesetz verpflichtet, Angaben über Umsätze, Löhne und Gewinne offenzulegen. Alle anderen, und damit ein Grossteil der Wirtschaft, können sich um öffentliche Transparenz foutieren. Nun zeigt die Statistik, dass die Branchen teils riesige Gewinne pro Arbeitskraft einstreichen.

* und Datenverarbeitungsgeräte

GIGANTISCHE PROFITE

Auf geradezu krasse Weise erzielen Roche, Novartis, Actelion & Co. Profit. Die Pharmaindustrie zieht pro Jahr aus jedem und jeder Mitarbeitenden sage und schreibe 364’000 Franken Gewinn. Das sind dreimal mehr als der Durchschnittslohn eines Angestellten. Kein Wunder, stehen Konzernchefs wie Severin Schwan von Roche und Joe Jimenez von Novartis mit über 12 Millionen Franken Jahreslohn an der Spitze der Top-Abzocker in der Schweiz. Selbst wenn das Resultat durch Gewinnverschiebungen vom Ausland in die Tiefsteuer- Schweiz beeinflusst sein könnte, würde dies an der Tendenz nichts ändern.

Gross sind die Profite auch in der Uhrenbranche. Hier liefert jeder Angestellte pro Jahr einen Gewinn von 79 000 Franken ab. In der Chemie liegt der Profit mit 73’000 Franken fast gleich hoch.

Dagegen fallen die Gewinne der Maschinenbauer und Autozulieferinnen schon deutlich ab. Sie liegen bei 26’000 Franken. Wie überdreht die Profite in der Finanzindustrie sind, geht aus dieser Statistik leider nicht hervor. Denn Banken und Versicherungen liefern dazu keine Daten.

Erstaunlich ist, dass selbst Tieflohnbranchen noch auf happige Gewinne kommen. 11’000 Franken pro Beschäftigte weist zum Beispiel die Sparte «Noga 96» aus. So heisst statistisch die Branche «Erbringung von sonstigen überwiegend persönlichen Dienstleistungen». Darunter sind Coiffeur- und Kosmetiksalons sowie Wäschereien und chemische Reinigungen zu verstehen. Ökonom Baumann vermutet, dass der überraschend hohe Profi t überwiegend aus den industriell organisierten Wäschereien stammt und weniger aus den einfachen Coiffeurläden.

Im Hoch- und Tiefbau liegen die Gewinne pro Beschäftigten bei 9000 bzw. 6000 Franken. Jeder Baubüezer liefert somit dem Baumeister mit seiner harten Arbeit pro Jahr ein bis zwei Monatslöhne als Gewinn ab.

Zündstoff in Zahlen: Unia-Ökonom Beat Baumann. (Foto: ZVG)

JOBS WEG, GEWINNE DA

Beat Baumann kann zudem zeigen, dass die Branchengewinne in den letzten acht Jahren teils stark zugenommen haben. Auf der anderen Seite sind viele ziemlich stabil geblieben. Zweige wie die Uhrenindustrie, der Maschinenbau oder das Bauhauptgewerbe bringen konstante Profite ohne grosse Einbrüche hervor. Und das sogar unabhängig von der Währungssituation. Die Aufhebung des Franken-Mindestkurses im Januar 2015 hätte für die exportorientierten Betriebe eigentlich einen deutlichen Gewinneinbruch erwarten lassen. Dem ist aber nicht so.

Die Devise der Chefs hiess vielmehr: Kosten drücken und Jobs auslagern, um die Gewinne zu retten. Das ist ihnen anscheinend gelungen. Aber nur auf Kosten der Arbeitslosen, um die sich nun der Staat kümmern muss.

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