Andauernd reden die Bürgerlichen den öffentlichen Sektor schlecht. Mit seinen Steuern und Regulierungen verhindere der Staat Wachstum und Innovation, lautet der Vorwurf. Die amerikanisch-italienische Ökonomin Mariana Mazzucato zeigt, dass es sich aber gerade andersrum verhält: Verfügt die öffentliche Hand über genügend (Steuer-)Einnahmen, kann sie für Innovation und künftigen Wohlstand sorgen. Erstens kann ein gut finanzierter Staat mit Schulen und Universitäten die Fachkräfte und die Grundlagenforschung hervorbringen, die es für Innovation in den privaten Unternehmen braucht. Zweitens kann der Staat technologischem Fortschritt unmittelbar zum Durchbruch verhelfen. Private alleine können das oft nicht. Sie erwarten schnelle Renditen und scheuen das Entwicklungsrisiko.
FORSCHEN. Der Staat hingegen muss keine Rendite erwirtschaften und kann auch grössere Verluste wegstecken. Deshalb ist er in der Lage, in die langwierige und höchst unsichere Entwicklung neuer Technologien zu investieren. Wie wichtig der Staat für Innovation ist, zeigt sich am iPhone. Apples Erfolgsprodukt wäre ohne staatliche Investitionen nicht möglich gewesen. Sie haben die Entwicklung zahlreicher Technologien vorangetrieben, auf denen das Smartphone beruht (vgl. Grafik).
INVESTIEREN. Ein Beispiel sind die Mikroprozessoren. Diese wurden in staatlich finanzierten Forschungseinrichtungen entwickelt und haben dank den Raketen-Programmen des US-Militärs und der Raumfahrtbehörde Nasa die Marktreife erreicht. Darüber hinaus wurde Apple selbst unterstützt: bei der Unternehmensgründung mit Kapital eines Förderprogramms für innovative KMU und danach mit öffentlichen Aufträgen und reduzierten Steuern. Wie das Smartphone sind auch neue Medikamente, Nanotechnologie oder die Energiewende mit massiven Entwicklungskosten verbunden, die Private alleine nicht tragen können oder wollen. Jüngstes Beispiel dafür ist der Pharmariese Pfizer, der sich aus der Alzheimer- und Parkinsonforschung zurückgezogen hat. Ein gut finanzierter Staat, der Innovation fördert, ist deshalb für den technologischen Fortschritt unerlässlich.
David Gallusser ist Ökonom und Unia-Mitglied.