Kommt es 2020 in den USA zum Wahlduell zwischen zwei TV-Stars? Und verkommt die älteste Demokratie der Welt dabei zum Cabaret?
OPRAH WINFREY: Die Showmasterin ist die perfekte Anti-Trump-Figur. (Foto: Keystone/AP NBC/Paul Drinkwater)
Die US-Amerikanerinnen und US-Amerikaner wollen 2020 lieber die Talkshow-Moderatorin, Schauspielerin und Unternehmerin Oprah Winfrey (63) zur Präsidentin wählen als nochmals den Ex-TV-Star und Immobilienhändler Donald Trump (71). In einer aktuellen Umfrage des nationalen Radiosenders NPR punktet die schwarze Frau klar gegen den weissen Mann.
REICH MIT HERZ
Kein Wunder, die glamouröse Afroamerikanerin ist schon rein optisch attraktiver als der Deutschamerikaner mit der gelben Schmalztolle. Ausserdem kann Oprah im Gegensatz zu Donald lesen und das Gelesene auch verstehen und weitervermitteln. Das hat sie als Moderatorin ihres Literaturclubs sehr erfolgreich getan. Sie ist zwar politisch ebenso unerfahren wie ihr Gegenspieler, doch sie weiss wenigstens, was sie nicht weiss. Anders als der Superegoist Trump hat sie zudem ein Herz und ein Gewissen und spendet einen Teil ihres Vermögens für gute Zwecke wie Schulen und sozialen Wohnungsbau. Sie kann zudem zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, zwischen Ehrbarkeit und Korruption unterscheiden. Kurz, sie ist die perfekte Anti-Trump-Figur.
Oprah Winfrey kann zwischen Wahrheit und Lüge unterscheiden.
Oprah Winfrey und Donald Trump sind beide reich und berühmt. Doch die gewiefte Geschäftsfrau ist aus eigener Kraft die erste schwarze Milliardärin geworden. Sie kam 1954 als Kind einer unverheirateten schwarzen Mutter im rassengetrennten Süden der USA zur Welt. Sie erlebte eine schwierige Kindheit mit Missbrauch und Entbehrungen. Diese Frau wisse, was gewöhnliche Menschen durchmachten, sagen ihre Geschlechtsgenossinnen und Angehörige von Minderheiten. Welch ein Kontrast zum sexistischen und rassistischen Trump, der mit dem Silberlöffel im Mund geboren wurde und der sich häufig in seinen exklusiven goldenen Clubs verschanzt.
NICHT IM ERNST
Die politische Paarung Winfrey – Trump ist zurzeit noch ein reines Gedankenspiel. Nach Winfreys feuriger Rede für eine bessere Zukunft an der Preisverleihung bei den Golden Globes 2018 wurde sie in den US-Medien begeistert als potentielle Präsidentschaftskandidatin 2020 für die demokratische Partei gehandelt. Nicht zum ersten Mal. Doch die so Gefeierte wehrte sich nicht mehr so resolut wie früher dagegen.
Das heisst noch nicht, dass man Oprah Winfrey in der etablierten Politik ohne weiteres willkommen heisst. Die Republikaner lehnen die Möchtegernpolitikerin aus ideologischen Gründen ab, denn sie hat in der Vergangenheit Barack Obama und Hillary Clinton unterstützt. Bei den Demokraten ist man sich uneinig. Für die einen Parteistrategen ist die charismatische und beliebte Oprah Winfrey die perfekte linkspopulistische Antwort auf den Aufstieg des Rechtspopulismus. Andere stellen sich gegen Oprah und sagen, nach vier Jahren clowneskem Trumpismus sei es höchste Zeit für eine Rückkehr zur ernsthaften Politik, zu solidem Fachwissen und Regierungserfahrung. Wollen sie damit auch sagen, es sei (immer noch) nicht Zeit für eine Frau, schon gar nicht ein Schwarze?
Eine Anregung: Würdet ihr im Titel auch das Wort „verjagen“ verwenden, wenn Oprah ein Mann wäre? Ich vermute, word of choice wäre dann „verdrängen“ o.ä..
Komplett lächerlich, wenn die Demokraten Oprah schon nur als Kandidatin an die Vorwahlen schicken.
Ich halte es wie Johnathan Pie:
https://youtu.be/JWN0b7P1pB4