Oxfam-Studie schockt mit neuen Zahlen
Alle 48 Stunden gibt es einen Superreichen mehr

Die Reichsten der Reichen konnten ihr Vermögen 2017 um 762 Milliarden Dollar steigern. Nur ein Siebtel davon würde genügen, um alle Menschen aus extremer Armut zu befreien.

Wer stört alljährlich die Cüpliparty der Reichen und Mächtigen in Davos? Oxfam. Jedes Jahr pünktlich zum Weltwirtschaftsforum publiziert die Entwicklungsorganisation ihren Bericht über die globale Ungleichheit. So auch dieses Jahr. Doch diesmal schockt der Rapport besonders. Mit Tatsachen wie dieser: Letztes Jahr haben sich die 1 Prozent Reichsten 82 Prozent des entstandenen Reichtums unter den Nagel gerissen. Oxfam illustriert dies mit neuen Daten.*

Und weiter: 2017 ist die Zahl der Dollar-Milliardäre so stark gestiegen wie nie zuvor. Alle zwei Tage gab es einen neuen Superreichen. Die Zahl dieser Geldsäcke ist mittlerweile auf insgesamt 2043 angewachsen. Neun von zehn sind Männer. Darunter befinden sich nicht nur Altbekannte wie Jeff Bezos (Gründer von Amazon), Mark
Zuckerberg (Facebook) oder Amancio Ortega (Modekonzern Zara). Zunehmend drängen auch Neureiche aus Asien in die erlauchten Kreise. Mit Namen, die keiner kennt, mit Ausnahme vielleicht des Chinesen Jack Ma ­(Internetgeschäft Alibaba). Das Vermögen dieser Profiteure des Finanzkapitalismus stieg allein im vorigen Jahr um 762 Milliarden Dollar. Das ist das Siebenfache dessen, was erforderlich wäre, um alle Menschen aus extremer Armut (weniger als 1,90 Dollar pro Person und Tag) zu befreien, so Oxfam.

ABSURDE UNTERSCHIEDE

Den fetten Gewinnen der wenigen steht die Stagnation bei den vielen gegenüber. Wir kommen bei Lohn und Einkommen kaum vom Fleck. Seit der Finanzkrise von 2008 stiegen die Vermögen der Milliardäre um 13 Prozent. Jährlich! Dagegen legten die Löhne der Arbeitnehmenden weltweit nur um 2 Prozent zu. Das Fazit von Oxfam: Die Gewinner sind vorrangig Männer des globalen Nordens, die Verliererinnen vor allem Frauen aus dem Süden. Durch ihre unbezahlte Sorgearbeit in Haushalt und Familie tragen sie erst noch die Hauptlast für die Gemeinschaft.

Der Preis des Profits ist die wachsende Ungleichheit. Es stimmt zwar, was die Lobredner der Globalisierung gerne betonten: Bei den Einkommen hat die Ungleichheit global gesehen abgenommen. Der Grund: Im bevölkerungsreichen China und in Indien hat sich eine Mittelschicht gebildet. Aber die Ungleichheit bei den Vermögen klafft immer weiter auseinander. Inzwischen besitzt das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr als die anderen 99 Prozent zusammen. Zudem nimmt die Konzentration unter den Superreichen laufend zu: 42 Personen verfügen inzwischen über denselben Reichtum wie die ärmsten 3,7 Milliarden Menschen auf der Welt.

An die 7,6 Billionen Dollar sind in Steueroasen gebunkert.

Wo liegen die Ursachen? Wegen der Steuergeschenke und Steueroasen wird der Allgemeinheit immer mehr Geld entzogen. Es fliesst in private Taschen. Schütteten die Unternehmen in den 1970er Jahren noch 10 Prozent des Gewinns aus, sind es heute 70 Prozent. Die Folge sind wachsende Vermögen der Kapitalbesitzer und der Manager, die teils in Aktien entlöhnt werden. Gleichzeitig drücken Chefs die mittleren und unteren Löhne, wo es nur geht. Und sie schleusen Geld am Fiskus vorbei. An die 7,6 Billionen Dollar sind derzeit in Steueroasen gebunkert. So entzieht das reichste Prozent der Weltbevölkerung den Regierungen massiv Einnahmen. Als Konsequenz ­streichen Regierungen die öffentlichen Leistungen. Zum Nachteil der Bevölkerung. Ein Teufelskreis.

UNGLEICHHEIT IST UMKEHRBAR

Oxfam hat drei Hauptforderungen: Steuervermeidung und Steuerbetrug von Konzernen und Superreichen müssen aufhören. Die Steueroasen gehören trockengelegt. Und es braucht dringend eine Steuer gegen Armut (sogenannte Finanztransaktionssteuer). Sie ist seit Jahren im Gespräch, wird aber verzögert. Das ist die schlechte Nachricht. Und die gute: Ungleichheit ist kein Schicksal. «Sie ist menschengemacht und das Resultat politischer Entscheidungen», sagt Oxfam. Und damit jederzeit umkehrbar.

* Der Preis der Profite. Factsheet zum Bericht «Reward Work, Not Wealth» 2018
(in Englisch), www.oxfam.de

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