Das Zalando-Subunternehmen arbeitet auch für Coop und die UBS
MS Direct: Neue Tricks und faule Ausreden

MS Direct ist berüchtigt als Subunternehmen für den ­Internethändler Zalando. Jetzt kommt aus: die Firma behandelt auch die Callcenter-Angestellten schlecht.

PREKÄR: Bei MS Direct telefonieren Frauen schlecht bezahlt für Coop und UBS (Symbolbild. Foto: Keystone)

Nur gerade 17 Franken Stundenlohn und exakt 80 Sekunden Zeit, um ein Zalando-Kleidungsstück zu reinigen, korrekt zusammenzufalten und wieder zu verpacken: Unter diesen Bedingungen arbeiten etwa 120 Angestellte in der Ostschweiz (work berichtete).

Ihr Arbeitgeber ist nicht der Internethändler Zalando, sondern die Schweizer Firma MS Direct. Sie betreibt auch Callcenter, etwa für Coop oder die Grossbank UBS. Nach dem work-Artikel meldeten sich mehrere ehemalige Angestellte des Callcenters in Feldmeilen am Zürichsee. Ihre Berichte zeigen: MS Direct zahlt nicht nur miese Löhne. Die Firma versucht auch mit allerlei Tricks und Ausreden, den Angestellten Lohn vorzuenthalten.

NOCH 3’400 FRANKEN LOHN

Zum Beispiel Barbara Steck *. Für die Arbeit im Callcenter bekam sie 4150 Franken brutto. Doch nach drei Jahren beschied ihr die Firma, man werde sie künftig nur noch im Stundenlohn beschäftigen. «Sie sagten mir: Entweder du unterschreibst das, oder du kannst gehen.» Rund 22 Franken verdiente sie ab dann in der Stunde. Ferien- und Feiertagsentschädigung schon mitgerechnet. Aber anders als vorher wurde sie nicht mehr zu hundert Prozent beschäftigt. Oft sei sie schon mitten am Nachmittag heimgeschickt worden, sagt sie zu work. «Oder ich machte Mittagspause, kam zurück und sah ein Mail vom Chef: Du kannst für heute nach Hause gehen.» Das hatte Folgen: Ende Monat bekam sie nur noch 3400 bis 3500 Franken Lohn ausbezahlt.

«Sie sagten mir: Entweder du unterschreibst das, oder du kannst gehen.»

Damit nicht genug. Als Festangestellte hatte sie Anrecht auf einen 13. Monatslohn. Auch für die Monate des laufenden Jahres, bevor sie zur Stundenlöhnerin degradiert wurde. Doch auf der Lohnabrechnung fehlte plötzlich dieser Betrag. Fast tausend Franken. Das schluckte Andrea Steck nicht und reklamierte bei ihrem Vorgesetzten. Dieser habe sich herausgeredet und gesagt: «Die Kollegin von der Buchhaltung sei gerade in den Ferien gewesen.» Für sie ist klar: Nur weil sie sich wehrte, bekam sie ihr Geld.

EINGESCHÜCHTERT

Auch Petra Tobler * arbeitete bei MS Direct. Sie sagt, viele Angestellte seien eingeschüchtert und wehrten sich nicht. Sie war in Feldmeilen als Sachbearbeiterin angestellt. Die Firmenleitung nütze die prekäre Lage der Mitarbeitenden gnadenlos aus: «Sie lassen die Leute spüren: Ihr findet ja sonst keinen Job.»

MS Direct räumt ein, dass man «vereinzelt» Monats- in Stundenlöhne umgewandelt habe. Man habe die Wochenendschicht verkleinern müssen, weil das Bundesgericht im Callcenter die Sonntagsarbeit eingeschränkt habe. Alle Mitarbeitenden hätten aber die Löhne korrekt erhalten.

Bei Petra Tobler versuchten die Chefs einen anderen Trick. Zuerst wollten sie ihr das Pensum von hundert auf fünfzig Prozent kürzen. Doch sie unterschrieb nicht. Drei Wochen später bekam sie die Kündigung. «Und bis zum Ende der Kündigungsfrist wollten sie mir nur noch den halben Lohn zahlen, denn sie hätten mir ja das Pensum gekürzt.»

Doch das ist nicht rechtens. Tobler protestierte per eingeschriebenen Brief. Jetzt krebste die Firma zurück und zahlte ihr den vollen Lohn. Der Erfolg habe ihr gutgetan, sagt sie: «Die haben gar nicht damit gerechnet, dass sich jemand wehrt.»

* Name geändert

Für Preis nominiert: Was soll das, SVC?

Die miesen Zalando-Löhne von MS Direct sind seit Dezember bekannt. Den Wirtschaftsverband Swiss Venture Club (SVC) kümmern sie offensichtlich nicht. Seelenruhig nominiert er die Firma für den «Prix SVC Ostschweiz», der im März verliehen wird. Laut SVC müssen die Preisträger «mit ihrer Firmenkultur überzeugen» sowie «mit der Qualität der Mitarbeitenden und des Managements». Wie bitte? Weshalb nominiert man eine Firma, die derart miese Löhne zahlt? Diese Frage beantwortet der SVC nicht. Er schickt nur die Krite­rien, nach denen die Firmen bewertet werden. Faire Löhne sind nicht dar­unter. Weiter schreibt der SVC: «Es gibt keine festen Kriterien für die Aufhebung einer Nomination.»

Petition für anständige Löhne bei Zalando Schweiz: www.unia.ch/zalando-petition.

13 Kommentare

  1. Anonym 11. Dezember 2023 um 21:23 Uhr

    Ich habe Meinungen über dieses Unternehmen gelesen und kann leider nichts Gutes über meine kurze Zeit in diesem Unternehmen sagen …
    Ich kann nur sagen, dass hier die Frauen im XXI Jahrhundert versklavt werden.

    Nach Jahren scheint es immer noch dasselbe zu sein… Ich persönlich würde diese Praktiken in einer Gesellschaft wie der, in der wir leben, verbieten – die Schweizer Gesellschaft kann solche Praktiken nicht zulassen… alles ist katastrophal😡

  2. Svenja 23. März 2021 um 19:44 Uhr

    Leider für alle Mitarbeiter dieser Firma geht es immer noch so weiter und alle schauen nur zu. nun ist eine weitere Firma dazu gekommen und es ist noch viel katastrophaler. Niemand macht was nur weil die Firma geschützt durch wer auch immer ist. Ich finde es noch viel schlimmer das Firmen mit einer solchen Firma zusammenarbeiten und das in der heutigen Zeit wo ein soziales Denken viel mehr wert sein sollte aber anscheinend ist es den Firmen wie auch Behörden egal nur weil sie ja die besten und größten sind… glaubt mir.. nur Fassade aber hinter der Fassade ist nur Mist.so eine Firma sollte einfach nur für ihre begehen bestraft werden aber ebe… sind ja nur callagente

  3. Anonym 18. Mai 2020 um 16:19 Uhr

    Auch meine Erfahrung war das allerletzte. Löhne wurden nicht korrekt ausbezahlt und berrechnet, Stunden wurden abgezogen und abgezockt wo es nur geht. Ich bin froh nun einen anständigen Arbeitgeber (sogar temporär!) gefunden zu haben.

  4. Anonym 16. November 2019 um 21:27 Uhr

    Als ich dort mit mehreren anderen Arbeitskollegen anfing ging es 2 Monate bis wir einen Arbeitsvertrag bekamen. Der Erhalt eines Zwischenzeugnis auf Verlangen dauerte sogar nach länger als 2 Monate.
    Die neue Standortleiterin in Muttenz ist ein schlechter Witz. Sie kommandiert herum, bestraft nach eigenem Ermessen und die Sozialkompetenz ist gleich Null. Einzig die Arbeitskollegen gleicher Stufe und der Zusammenhalt sind positiv zu erwähnen – geteiltes Leid gleich halbes Leid.

    Die Missstände in dieser Firma sind enorm! Tut euch einen Gefallen und macht einen grossen Bogen um diese Sklaventreiber Absteige.

  5. Anonym 22. Oktober 2019 um 10:57 Uhr

    Nach über drei Jahren verlasse ich die MS-Direct (Muttenz).

    Leider gibt es kaum positives zu sagen. Die Vorgesetzten sind selbst ahnungslos und können nichts (auch Ausnahmen vorhanden, leider nur wenige). Jeder Vorgesetzte meint er könne es besser, versteht dann aber nicht mal die Basics. So peinlich! Alle haben aufgegeben, niemand interessiert es mehr. Fluktuation ist enorm. Führung / Fachwissen miserabel. Logik und Fairness ist ein Fremdwort. Kollektivstrafen wie im Militär. Wenn etwas nicht stimmt, muss man mit rechtlichen Schritten drohen, bevor es ernst genommen wird. Einige Mitarbeiter waren auch bereits vor Gericht (mit Erfolg). Man wird belogen und komplett verarscht. Prozesse werden sinnlos angepasst und es werden ständig Steine in den Weg gelegt. Wenn man sich nicht wehren kann, ist man komplett verloren. Nur wer sich vehement wehrt, wird in Ruhe gelassen (wohl aus Angst). Konstruktive Kritik oder selbstständiges Denken ist unerwünscht. Obwohl die Bude echt optimiert werden sollte. Die Zustände sind miserabel. Keine verstellbaren Tische in der heutigen Zeit in einem Callcenter? Kopfhörer uralt und nicht immer funktionsfähig (Bluetooth ist heute Standard). Bildschirme sind winzig und die ganze IT-Struktur veraltet. Von der IT selbst, müssen wir gar nicht reden, echt lächerlich / ein Witz. Datenschutz? Kennen die nicht. AHT / Leistung von jedem MA wird im Büro aufgehängt. Arbeitsleistung pro Tag der MA sind ebenfalls ersichtlich. Arbeitsatmosphäre ist nur noch bedrückend, alle möchten künden, sind frustriert oder apathisch. Kommunikation/Organisation ist grauenhaft, hab so etwas noch nie gesehen. Pausenzeiten müssen strengstens eingehalten werden, sowie auch WC-Pausen. Alles (Sitzungen etc.) muss genaustens erfasst werden. Pausensperren gibt es neuerdings auch. Drohungen via E-Mail bezüglich AHT etc. waren an der Tagesordnung, haben aber stark abgenommen. Löhne welche nicht ganz ausbezahlt werden, Stunden welche verschwinden. Fähige Mitarbeiter werden nicht gefördert sondern man ekelt diese heraus. Ich habe mich immer eingesetzt, war offen und ehrlich etc. wurde aber immer nur vertröstet, dass es besser wird. Leider ist das Gegenteil der Fall. Wenn Coop wüsste was im Hintergrund abgeht und wofür das System auch sonst noch so entfremdet wird. Ein sinkendes Schiff: Profitgier ahoi!

    Finger davon lassen. Deine Nerven und auch Zukunft werden es dir danken. Ich bereue, mehr als drei Jahre meines Lebens dort verschwendet zu haben. Einzig positives: Freundschaften zu den selben Leidtragenden.

  6. Anonym 31. August 2019 um 0:35 Uhr

    Ich wüsste nicht wo anfangen. Alles nur negativ, aber Top 1 bleibt die Standortleiterin. Sie hat 0 Ahnung von Führung. Die Coaches sind nur lächerlich, sollten lieber mal telefonieren und ebenfalls Spätschichten übernehmen, aber leider werden sie vom Planer immer zufrieden gestellt (connection). Ich war ca 9 Wochen bei MS-Direct und das reichte mir. HR+Standortleiterin+Teamleiter+Planer+Coaches=Unfair, ahnungslos, unkompetent, unzuverlässig, lügnerisch und asozial. Wenn Coop nur wüsste was alles abgeht… aber egal, zum Glück bin ich nicht mehr bei MS-Direct!! Hoffe nur, das Coop den Vertrag mit MS-Direct auflöst, die haben es nicht verdient! Finger weg!

  7. Verärgerte anonyme 30. August 2019 um 15:47 Uhr

    Grosszügige 15 Minuten WC Zeit für den ganzen Tag. Muss sich vom Arbeitsplatz mit Vermerk: WC Gang, abmelden u entspr bei Rückkehr wieder anmelden. Werden die 15Min überschreitet, wird man zitiert.
    Verspechen erhalten, dass sie einem vom Std//Lohn in Monatslohn umwandeln. Dies erfolgte nach mehrmalige Anfrage. Vertag: 60%iger Monatslohn und Rest im Std/Lohn erhalten. Einsätze wurden nach Lust und Laune definiert. Teilw auch für nur 2 Std Einsätze. Die Arbeitspläne bekommt man jew am Freitag für die kommende Woche. Empfiehlt sich somit unter diesen Arbeitsbedingungen die Finger zu lassen

  8. Arme Sau 30. August 2019 um 12:50 Uhr

    Kann allem zustimmen. Nur dass all das auch in Muttenz passiert. Man hat einen Vertrag von 60-100%, wird aber ständig früher nach Hause geschickt, ohne Begründung. Existensprobleme etc interessieren Deutsche keineswegs, denn die werden bevorzugt. Nicht alle werden gleich behandelt, nicht jeder darf alles machen. Neben der völlig unfähigen HR, die wohl gar keine Fachfrau HR ist, gibt es auch noch eine grenzdebile konkurenzhassende Leiterin die auch nichts kann und jeden bestraft der mehr will oder mehr kann als sie. Alle leiden unter satanischer führung und kriegen nirgends Hilfe oder Antworten. Zum Glück hat dies auch das RAV mitlerweile eingesehen, und verbietet Bewerbungen an MS direct.

  9. ehem. Teamleiter MS-Direct 30. August 2019 um 12:39 Uhr

    War in Muttenz angestellt. Wirklich schlimme zustände. Eine völlig überforderte, in keinster Weise kompetente HR-„Fachfrau“, welche bei einigen Angestellten keine Pensionskassenanmeldungen gemacht hatte, weil Sie nicht wusste wie es geht. Das höhere Kader hat sich Traumgehälter ausbezahlt (~9k/Monat) während Teamleiter mit 250 Überstunden und mit Verantwortlichkeiten für 30 Mitarbeiter mit 4.5k im Monat abgespeist wurden.
    Am Schluss wurde sogar noch eine militante Feministin als Standortleiterin eingestellt, welche nach und nach alle männlichen Führungskräfte ‚eliminiert‘ und durch (ausschliesslich) deutschstämmige (weil selber Deutsch) Frauen ersetzt wurden.

    Finger weg von dieser Firma!

  10. Ano 20. Juli 2018 um 18:34 Uhr

    Ich habe dort gearbeitet für fast 4 Jahre. Am Anfang wars noch wirklich gut. Mit der Zeit als diese Übernommen wurde und MS hiess hat sich alles zum negativen gewant. Habe viele male 10 Stunden gearbeitet. Musste Leute einschulen obwohl das nicht zu meiner Arbeit gehörte. Als man mein wissen schön aufgenommen hatte. Wurde mir gekündigt mit dem Argument,es sei doch besser für da ich so einen langen Arbeitsweg habe. Danach verlangte man,dass ich noch alle Schulubgsunterlagen zusammen stellen müsse. Was ich dann aus Prinzip nicht getan habe. Aber ich bin sehr froh nicht mehr dort zu sein. Sie wollen 300prozent von den Mitarbeitern aber kommen einem nie entgegen.

  11. Anonym 20. Juli 2018 um 16:25 Uhr

    Ich war bei der MS Angestellt und bin nur froh nicht mehr dort zu sein.

  12. Bea S 11. Juli 2018 um 14:05 Uhr

    Ich habe auch gearbeitet für dieser Schreckliche Firma, Nur noch sparen und sparen, ich war im Callcenter mann hatte nur 5 Minuten um dass Computer zu starten und etwa 8 Firma`s mit verschiedene Software zu starten. Einfach ein Abzocker Firma, mann könnte nicht mal auf die Toilette gehen, mann dürfte nicht mehr als 1 minute 30 Seconde mit ein Kunde am Telefon sein. Und noch vieles vieles mehr, Einfach nicht mehr menschlich

  13. Anonym 6. Februar 2018 um 21:28 Uhr

    Die MS Direct war einmal ein sehr loyales und gutes Unternehmen. Jahrelang wurde sehr viel Wert auf Qualität gelegt. Für Kunden, wie auch für Mitarbeitende hatte man immer ein offenes Ohr. Die Löhne waren nicht immer so tief. Als die Qualität der Arbeit nachgelassen hatte und der Umsatz zurückging wurde ein Externer Berater geholt, welcher ettliche Know-How träger entlassen hatte, da diese ja auch dementsprechende Positionen hatten und dementsprechend gekostet haben, ohne sich zu Fragen weshalb die Qualität und der Umsatz zurückgingen. Evtl., weil die GL einen zu hohen Druck auf Quantität statt Qualität ausgeübt hat und solche Entscheidungen ohne die langjährige Erfahrung von Schlüssepersonen gefällt hat? Dies ist meine Empfindung und nach etlichen Entlassungen habe ich mich entschieden das sinkende Schiff rechtzeitig zu verlassen, obschon ich den besten Vorgesetzen hatte, den man sich nur denken kann. Er ist heute einer der Wenigen im Unternehmen, der das nötige Know-How noch besitzt. Meiner Meinung nach hätte Milo Stössel das Unternehmen seines Vaters nach dem gleichen Prinzip weiterführen sollen und das heisst mit Herz und Verstand. Er vernachlässignte den Teil des Unternehmens, welcher einen grossen Teil des Umsatzes ausmachte und inverstierte in Projekte, bei welchen er Geld und nicht die Menschen dahinter gesehen hat, doch ohne die Menschen hinter den Maschinen, ist der Erfolg aussichtslos. Ich war fast 9 Jahre im Unternehmen und hatte inkl. Unterstützung vom Bereichsleiter keine Chance Verbesserungsvorschläge anzubringen. Nachdem ich gekündigt hatte, sagte mir die GL nicht einmal mehr guten Tag.

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