Unter Christine Lagarde schwenkt der Weltwährungsfonds nach links.
NEUER KURS. IWF-Chefin Christine Lagarde. (Foto: Keystone)
Eines muss man ihr lassen: Die IWF-Chefin hat den richtigen Riecher für die Themen der Stunde. Das zeigt jetzt wieder der neue Bericht «Ungleichheit und Armut zwischen den Generationen in der Europäischen Union» (www.imf.org). Lagarde behandelt darin ein Problem mit sozialem Zündstoff.
JUGENDARMUT. Hunderttausende von jungen Menschen in Europa sind seit Jahren arbeitslos. Vor allem in Spanien, Portugal und Griechenland, aber auch im Norden. Sie jobben für ein Trinkgeld oder wandern aus. Schon heissen sie die «verlorene Generation». Geld ansparen für eine Altersrente können sie kaum. In einigen Jahrzehnten werden sie als Arme zum Problem. Denn in den meisten Ländern kann man von der Rente nicht leben. Und was macht eine Altersversicherung, in die Tausende nur Minibeträge oder gar nichts einzahlen können? Darum fordert der IWF, dass die sozialen Netze umgerüstet werden. Sie sollen die künftige Altersarmut der Jungen verhindern. Zum Rezept gehören mehr Geld für Bildung und eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt. Zur Finanzierung will der IWF die Steuern für Reiche erhöhen. Das sind ganz neue Töne. Denn mit seinen aktuellen Forderungen wirft der Fonds jene neoliberalen Glaubenssätze über Bord, die er lange selbst predigte.
Der IWF will die Steuern für Reiche erhöhen.
Vor zwei Jahren deutete der IWF die Abkehr in einem spektakulären Aufsatz an. Und in der Griechenlandkrise stellte er sich gegen den deutschen Finanzminister und Sparfanatiker Wolfgang Schäuble, der die Griechen zu Tode sparen wollte. Am Weltwirtschaftsforum in Davos bezeichnete Lagarde Trumps radikale Steuersenkungen für die Wirtschaft als Risiko für die globale Stabilität. Da kann man nur sagen: Frau Lagarde, weiter so!