Unternehmen in der Schweiz können Kurzarbeit beantragen, wenn sie vorübergehend in eine schwierige wirtschaftliche Lage geraten. Wird sie bewilligt, können die Firmen die Arbeitszeit verkürzen, und die Arbeitslosenversicherung entschädigt den Angestellten 80 Prozent des Lohnausfalls. Mit Kurzarbeit soll verhindert werden, dass Beschäftigte in der Krise entlassen werden, die später im Aufschwung fehlen.
(Quelle: Kopp/Siegenthaler 2018: Does short-time work prevent unemployment?)
Kurzarbeit ist umstritten. Immer wieder wird bemängelt, dass Kurzarbeit eine Subvention für strukturschwache Unternehmen sei und Entlassungen nur aufgeschoben würden. Bislang fehlten überzeugende Untersuchungen, die ein klares Urteil zugelassen hätten.
NEUE ERKENNTNISSE. Zwei Ökonomen der ETH Zürich schliessen jetzt mit einer neuen Studie diese Lücke. Sie werteten einen Grossteil aller Schweizer Kurzarbeitsanträge zwischen 2009 und 2014 aus und konnten so nachverfolgen, wie sich Betriebe mit abgelehnter Kurzarbeit von Betrieben mit bewilligter Kurzarbeit unterscheiden. Ihr Befund: Entlassungen entwickelten sich bei beiden vor dem Antrag ähnlich (vgl. Grafik). Nach dem Antrag stellten Betriebe, deren Gesuch abgelehnt wurde, deutlich mehr Beschäftigte auf die Strasse, während die Entlassungen bei Unternehmen mit bewilligter Kurzarbeit kaum zunahmen. Mit anderen Worten: Kurzarbeit verhindert Entlassungen.
GROSSER EFFEKT. Ohne Kurzarbeit würden Betriebe innerhalb von drei Jahren durchschnittlich 10 Prozent der Beschäftigten zusätzlich entlassen. Die allermeisten Betriebe mit Kurzarbeit beziehen diese weder über die maximale Dauer (zurzeit 12 Monate), noch tätigen sie nach ihrem Ende mehr Entlassungen. Kurzarbeit verhindert also tatsächlich, dass Beschäftigte in die Arbeitslosigkeit abrutschen und Unternehmen wertvolle Mitarbeitende verlieren. Darüber hinaus ist Kurzarbeit für die Arbeitslosenversicherung kostenneutral: Die Ausgaben für Kurzarbeit entsprechen ungefähr den Arbeitslosengeldern, die sie durch die verhinderte Arbeitslosigkeit einspart.
David Gallusser ist Ökonom und Unia-Mitglied.