Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work
Erst der Kartellskandal im Bündnerland und jetzt die Kiesaffäre im Luzerner Hinterland: die Bauwirtschaft kommt nicht aus den Schlagzeilen. Jahrelang haben Engadiner Baumeister illegale Preisabsprachen getroffen. Bündner Söihäfeli-Söideckeli vom Feinsten. Und jahrelang hat die Baufirma Marti AG einen Bauern als Strohmann bezahlt, damit dieser Einsprachen gegen ein Kiesgrubenwerk einer Konkurrenzfirma einreicht. Es war «missbräuchlich». Dicker Bschiss.
FAKE NEWS. Und jetzt noch das: Der Baumeisterverband will die Rente 60 für die Bauarbeiter kippen. Diese historische Errungenschaft, die es den Büezern ermöglicht zu gehen, bevor sie völlig «kaputt» sind. Ausgerechnet gegen diese Supersache schiesst Baumeisterchef Gian-Luca Lardi derzeit aus vollen Rohren. Mit Fake News. Behauptet, das heutige Frühpensionierungssystem FAR sei «marode». Und deshalb hätte auch die Pensionskasse beschlossen, die Frührentner vom Bau nicht mehr zu versichern. Beides ist falsch. Das Frühpensionierungssystem ist solide, es braucht aber eine finanzielle Überbrückung. Weil jetzt die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen. Und die Sache mit der Pensionskasse ist weder neu, noch hat sie mit FAR zu tun.
Bei den Baumeistern weht nun ein Bigler-Lügen-Wind.
Unglaublich, aber wahr: Der Bau boomt, doch die Baumeister klemmen. Statt etwas mehr zu bezahlen, wollen sie das Rentenalter auf 62 Jahre heraufsetzen oder die Renten kürzen. Um 30 Prozent! Statt durchschnittlich 4400 Franken hätte ein Bauarbeiter monatlich nur noch 3080 Franken. Keiner könnte sich die Frühpensionierung mehr leisten. Wo die Firmen über 55jährige Bauarbeiter doch heute schon in die Temporärarbeit abschieben (siehe «Aufhören, bevor wir völlig kaputt sind!»).
SALZMANN. Eben noch warben die Baumeister stolz für die Frühpensionierung auf dem Bau. Warum dieser Gesinnungswandel? Ist ihr Frontalangriff vielleicht ein Frontalangriff auf alle Frühpensionierungsmodelle? Weil die Arbeitgeber sie nicht mögen? Insider vermuten es.
Oder (und) hat der neu-aggressive Wind aus der Baumeisterecke vielleicht mit ihrem neuem Vizedirektor zu tun? Mit Bernhard Salzmann? Insider vermuten es. Bis vor kurzem diente der Walliser dem Rechtsaussenchef des Gewerbeverbandes, Hans-Ulrich Bigler. Und begleitete als Kommunikationschef dessen Amok-Kampagnen. Billag lässt grüssen! Weht jetzt bei den Baumeistern ein richtiger Bigler-Lügen-Wind? Insider vermuten es.