Chemchina und BASF: Der Monopolkapitalismus breitet sich aus wie die Pest im Mittelalter. Im BASF-Stammwerk in Ludwigshafen jetzt sogar leicht, leise und logistikfähig: mit superschnellen, elektrisch angetriebenen Untersätzen.
SCHNELL UND PRÄZISE: Führerlose Untersätze düsen mit Containern beladen durch das
Stammwerk von BASF, dem grössten Chemiekonzern Europas. (Foto: BASF)
Immer weniger und immer grössere Konzerne kontrollieren wichtige Teile der Wirtschaft. Denken wir nur an Apple, Google, Microsoft und Facebook. Wir können bald einmal nicht mehr in Ruhe furzen, ohne dass sie uns abhören. Unsere Daten – auch sehr persönliche – sind die Goldminen ihrer Zukunft. Immer raffiniertere Algorithmen berechnen, ob und wann wir welche Produkte und Dienstleistungen bei wem kaufen werden.
DAS GROSSE FRESSEN. Für die wenigen verbleibenden Freundinnen und Freunde des Sozialismus sind das nicht nur Schreckensmeldungen. Erstens müsste man diese faktischen Monopole subito verstaatlichen. Zweitens sie demokratisch kontrollieren. Und drittens löst dieser technische Fortschritt einen Teil der Probleme, derentwegen die ineffizienten Planwirtschaften des Ostens implodierten.
Weil die Unternehmen Apple, Google, Microsoft und Facebook nächstens jedes für sich mehr als 1000 Milliarden Dollar schwer sein werden, geht leicht vergessen, dass sich auch in anderen Branchen der Monopolkapitalismus ausbreitet wie die Pest im Mittelalter. Das staatliche chinesische Unternehmen Chemchina hat Syngenta geschluckt. Viele Mitglieder der Unia arbeiten unter anderem in Basel und Monthey VS neu für jenes China, das von einer Partei kontrolliert wird, die auf dem Papier immer noch kommunistisch ist. Bringt das für die Syngenta-Arbeitsplätze in der Schweiz mehr Vorteile als Nachteile oder umgekehrt? Wir wissen es alle ehrlich gesagt noch nicht.
Das deutsche Kapital ist seinerseits nicht untätig. Die deutsche BASF hat das US-amerikanische Unternehmen Monsanto gekauft. Bislang wirtschaftlich offensichtlich ein Fehlentscheid, denn Monsanto kommt von allen Seiten immer mehr unter Druck. Wegen des offensichtlich krebserzeugenden Produkts Glyphosat. Und weil man mittels der Gen-Schere Crisper veränderte Produkte – dank einem Entscheid des europäischen Gerichtshofes – gleich aufwendig testen muss wie gentechnisch veränderte Pflanzen.
KESSELWAGEN WAREN GESTERN. Das Stammwerk von BASF in Ludwigshafen ist eine Mega-City. Die wichtigsten Kennzahlen: 39’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 2000 Gebäude, 200 Produktionsanlagen, 230 Kilometer Schienen im Werksgelände. Alles in allem etwa 15 Mal so gross wie die Lonza-Werke in Visp. BASF hat 482 neue grosse Container gekauft, die bei einem Eigengewicht von 6 Tonnen nicht weniger als 66 Tonnen Nutzlast aufweisen. Die neuen Container sollen sicherer sein als die bisher eingesetzten Kesselwagen. Und man kann vier von ihnen aufeinanderstapeln.
Neue Container brauchen neue Eisenbahnwagen, welche die BASF ebenfalls entwickeln liess. Dies in der Logik der fünf L: Erstens leicht. Zweitens dank Scheibenbremsen leise. Drittens dank robusten Puffern logistikfähig, damit Ablaufberge genutzt werden können. Viertens laufstark. Und dies, fünftens, alles zu tiefen Lebenszykluskosten.
Heute braucht ein Kesselwagen durchschnittlich 22 Stunden, bis er in Ludwigshafen über das fabrikeigene Schienennetz sein Ziel gefunden hat. Neu wird auch hier alles anders: Die Container gelangen vom Eisenbahnwagen auf elektrisch angetriebene fahrbare Untersätze, die mit einer Geschwindigkeit von bis zu 30 Kilometern autonom und präzis gesteuert innert durchschnittlich weniger als einer Stunde das Ziel erreichen.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/BASF-System
Ein Video der Superklasse, das aufzeigt, wie das BASF-System mit den automatisch fahrenden Fahrzeugen funktioniert. Die autonomen Untersätze fahren im Schritttempo durch das Werk. Sensoren verhindern Kollisionen. Und wenn es Schwierigkeiten gibt, greift eine Leitstelle ein. So wird früher oder später der Verkehr auf unseren Strassen funktionieren.
- rebrand.ly/tankcontainer
Van Hool baute vorab Busse. Für und mit BASF hat das Unternehmen die Tankcontainer samt fahrbaren Untersätzen entwickelt. Traditionelle Kesselwagen legen pro Jahr nur 25’000 Kilometer zurück. Innovative Tankcontainer 180’000 mit dreimal mehr Inhalt. Gefahrengüter kann man in Tankcontainern lagern, und dies im Gegensatz zu Kesselwagen. Unter dem Strich wird die Bahn viel konkurrenzfähiger, weil man 77 Tonnen schwere Container auf der Strasse gar nicht transportieren kann.