Slampoetin Sandra Künzi. (Foto: Yves Thomi)
Meine Nichte (7) hat jetzt einen Lehrer als Lehrerin, also en Maa. Dasch es Züüg, weil es gibt an der Schule öppe 20 Lehrerinnen und nur einen einzigen Lehrer. Den Herrn Ineichen. Er kommt mit dem Skateboard und tschuttet 2. Liga. Meine Nichte findet ihn vor allem deshalb ok, weil sie jetzt das Guete-Morge-Lied nicht mehr so höch singen müssen. Das tut doch weh, vor allem am Morgen. Aber dann sagte Herr Ineichen, dass er nicht mehr unbezahlt Pausenaufsicht machen will, weil entweder habe er Pause und könne mal in Ruhe einen Latte trinken, oder man soll ihm die Arbeit bezahlen, wenn er schon die Verantwortung habe. Kletterfrosch und so. Also ich würd au nicht gratis hundert schreiende Grännis betreuen, und erscht noch ohne Kafi.
Männerlose Primarschulen sind öppe so unlogisch wie Skisport ohne Lara Gut-Behrami.
FRAU ROLLI. Der Herr Ineichen kam dann im Blick mit einem Foti, wo er auf dem Kletterfrosch den Handstand macht. Er hat mega Muskeln und ist ganz braun mit so Tätowierungen auf dem Oberarm. Ich frag mich ja immer, was passiert, wenn die ihre Mukis so aufpumpen? Das verzieht doch die Bildli. Und ein fetter Drachen sieht ömel komisch aus. Als ich gestern Schulbesuch machte, weil ich mal sehen wollte, wie so ein Surfer Erstklässler betreut, war da Frau Rolli (mit Piercing). Frau Rolli schaute die Kinder ernst an: Der Herr Ineichen kommt nicht mehr. Er lasse die Kinder aber herzlich grüssen.
CHÖTZLI-CHLÄUSU. Zwei Kinder fingen an zu weinen, und Chläusu musste erbrechen, weil er sich so fescht auf die Revanche mit Herrn Ineichen gefreut hat, und das geht jetzt nicht mehr, und niemand sagt, was los ist, und da wurde ihm schlecht. Frau Rolli fand die Telefonliste nicht, dabei musste sie ja die Eltern von Chötzli-Chläusu informieren. Aber sie ist nur Not-Aushilfe. Und Fussball bedeutet ihr nichts, deshalb konnte sie den Chläusu auch nicht beruhigen. Es war ein huere Puff. Ich hab dann mit Chläusu tschuttet (er kann’s noch überhaupt nicht) und gedacht: Männerlose Chindsgis und Primarschulen sind öppe so unlogisch wie Skisport ohne Lara Gut-Behrami, oder?
Sandra Künzi lebt und büglet in Bern. Sie mag Jassen, Schafe, Feuer und Bier. Zurzeit bereitet sie sich und uns auf den Frauenstreik vom 14. Juni 2019 vor: Ahoi!