Slampoetin Sandra Künzi. (Foto: Yves Thomi)
Habt ihr amigs auch dökterlet? Ja gäll! Aber «pflegerlet» habt ihr sicher nie. Dabei gibt’s viel mehr Pflegerinnen als Dökter, aber sie verdienen viel weniger. Und haben komische Arbeitsbedingungen. Meine Freundin Schaggä (kommt von Jacqueline), die ist Pflegerin, also Pflegefachfrau, in einem Riesenspital. Sie muss jetzt seit nöistem jedesmal erst auf ihrem Handy schauen, wo ihr Kästli ist. Also der Spind für Kleider und so. Sie hat gar kein eigenes Kästli mehr, sondern sie muss zuerst schauen, wo sie hinmuss, und weil das ein Riesenspital ist, mit zehn Gebäuden oder mehr, kann es sein, dass sie fast eine halbe Stunde läuft zu diesem Kästli und dann wieder zurück. Das ist krass. Aber das krasseste: Unbezahlt! Das ist ja wie der Shutdown von Trump.
UNBEZAHLT UMESECKLE. Ausserdem was ist, wenn du kein Smartphone hast (so wie ich)? Dann weisst du gar nicht, wo dein Kästli ist, das ja gar nicht mehr dein Kästli ist, sondern ein allgemeines, und wie soll man sich da noch aufs Schaffen freuen, ohne eigenes Kästli? Ein Kästli ist doch auch ein bizzli es Dehei. Man kann ein Föteli von sich und dem Freund oder von sich und der Freundin oder den Kindern oder dem Hund aufhängen oder vom Chefarzt, der einem sehr gefällt, oder wenn’s ein Dubel ist, kann man es trotzdem aufhängen und drüberzeichnen, schwarze Löcher statt Augen und so. Aber ohne Kästli und mit Unbezahlt umeseckle? Da ist der Superfruscht doch programmiert.
Ihr habt amigs auch dökterlet, gäll? Aber «pflegerlet» habt ihr sicher nie.
FALSCHE PILLELI. Und wenn d Schaggä gefrustet ist, dann wirkt sich das direkt auf die Patienten aus, und ich muss in einem Monat mein Kreuzband operieren und will wirklich nicht, dass mir eine frustierte, übermüdete Pflegerin das falsche Pilleli gibt oder gar keins oder nicht kommt, wenn ich aus dem Bett gheie, weil ich die Fernbedienung unterm Füdle füregrüble wollte und sie gerade ihr Kästli suchen muss. Das sind gar keine guten Aussichten! Gar nicht. Ich sag immer: Pflegt die Pflegerinnen oder pflegt euch selber! Übrigens: Mit Pflegerinnen meine ich au Manne.
Sandra Künzi lebt und büglet in Bern. Sie mag Jassen, Schafe, Feuer und Bier. Zurzeit bereitet sie sich und uns auf den Frauenstreik vom 14. Juni 2019 vor: Ahoi!