Gruppenbild mit zwei Herren

Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work

Er war der erste Kanton, in dem die Frauen wählen konnten: der Kanton Waadt. Das war 1959 und zwölf Jahre bevor schliesslich die ganze Schweiz das Frauenstimmrecht einführte. Und nun schreibt der Westschweizer Kanton schon wieder Frauengeschichte. Mit neu 5 Frauen im Regierungsrat. 5 Frauen und 2 Männern. Und alle Frauen sind erst noch Mütter. Die frischgewählte SP-Politikerin Rebecca Ruiz ist sogar Mutter zweier Kleinkinder. Sie, die Nach­folgerin von Pierre-Yves Maillard, der neu SGB-Präsident wird, hängte den SVP-Konkurrenten bereits im ersten Wahlgang ab. Nun hat die SP sogar all ihre drei Regierungssitze mit Frauen besetzt.

Schon wieder schreibt die
Waadt Frauengeschichte.

5 : 2. Noch nie sassen mehr Frauen in einer Kantonsregierung, geschweige denn in der Landesregierung. Das Foto spricht Bände: Pascal Broulis und Philippe Leuba, die beiden letzten (freisinnigen) Mohikaner im Château zu Lausanne, verblassen, ja verschwinden beinahe inmitten all der Perlen, assortierten Lippenrouges und verwehtem Haar der Frauen. Als wären die zwei Herren eine aussterbende Gattung. Beklagenswerte Opfer der natürlichen Selektion: zu eng die Krawatte, zu dick der Hals, zu glänzig die Glatze, zu scharf die Bügelfalten und zu speckig der Blick. (Heissa, ist das lustig, mal nur über das Äussere von Männern zu schreiben!) Aber vor allem: Als wäre die politische Luft, die sie atmen, zu dünn für dieses Frauenjahr.

14. 6. Im Juni ist Frauenstreik – und das Frauenbündnis für den Streik wird immer breiter. Von autonom, links bis bürgerlich. Neu hat nun auch der katholische Frauenbund (SKF) beschlossen, am Frauenstreik mitzumachen. Weil für Papst Franziskus Abtreibung Auftragsmord ist. Mit dabei am 14. Juni sind auch die Business and Professional Women (BPW), der grösste Schweizer Frauen-Wirtschaftsverband. Noch nicht ganz entschieden haben sich die Bäuerinnen. Doch Christine Bühler, ihre Präsidentin, fordert endlich Gleichberechtigung im Stall. Im work-Interview sagte sie kürzlich: «Beim Frauenstreik bin ich auf jeden Fall dabei.»

Das ist prima, denn am Frauenstreik braucht es alle, und Streikgründe gibt’s genug. Sei’s auch nur der, dass in den Luzerner, Bündner, Tessiner und Appenzell Ausserrhoder Kantonsregierungen die Männer noch nicht ganz am Aussterben sind. Im Gegenteil, sie regieren unter sich. Und dies, 29 Jahre nachdem das Bundesgericht 1990 das renitente Appenzell Innerrhoden endlich zwang, das Frauenstimmrecht doch noch einzuführen.

1 Kommentare

  1. Peter Bitterli 30. März 2019 um 20:08 Uhr

    Zu schmal die Lippen, zu fad die Hosenanzüge, zu spiessig die Brillengestelle, zu falsch das Grinsen. Heissa, ist das lustig, mal nur über das Äussere von Frauen zu schreiben. „Heissa“…: aus dem Vokabelkästchen verklemmter Phrasendrescherinnen?

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