Die Telekomfirma Salt schockiert ihre Verkaufsmitarbeitenden mit einer Welle von Änderungskündigungen. Ein neues Lohnsystem soll den Leistungsdruck massiv erhöhen.
VERSALZEN: Der neue Vertrag, den Salt seinen Mitarbeitenden vorsetzt, ist ziemlich ungeniessbar. (Foto: Keystone)
Auf eine solche Osterbescherung muss man erst mal kommen. Kurz vor den Feiertagen setzte die Salt Mobile SA (vormals Orange) ihren Verkaufsmitarbeitenden neue Arbeitsverträge vor – und eine Drohung: Wer nicht unterschreibt, fliegt. Betroffen sind rund 400 Mitarbeitende in über 100 Salt Stores.
Mit den neuen Verträgen will die Telekomfirma individuelle, erfolgsabhängige Verkaufsprovisionen durchsetzen. Konkret sollen die Gehälter der Mitarbeitenden künftig davon abhängen, wie viele Abos und Handys jeder und jede Einzelne verkauft hat. Schon heute unterteilen sich die Gehälter in einen Fixlohn von 3000 Franken und in einen Bonusteil, der 35 Prozent des gesamten Gehalts ausmachen kann. Rund 4600 Franken brutto lassen sich so in gut laufenden Stores verdienen. Doch für die Provision ist bislang nicht die Leistung der einzelnen Verkaufsperson ausschlaggebend, sondern der Umsatz der jeweiligen Filiale. Das soll sich jetzt ändern.
Das neue Lohnsystem bedroht zusätzlich das Betriebsklima.
MITARBEITENDE RECHNEN NACH
Um das neue System durchzusetzen, machen die Salt-Manager unter Chef Pascal Grieder von einer altbekannten Herrschaftstechnik Gebrauch. Mit einem Zückerchen versuchen sie, den Mitarbeitenden die neuen Verträge schmackhaft zu machen. Tatsächlich beträgt der in Aussicht gestellte Fixlohn künftig 4000 statt wie bisher 3000 Franken. Und: Die Gehaltsobergrenze wird mit phantastisch anmutenden 8000 Franken angegeben. Ausserdem sollen neu auch Lernende in den Genuss eines Bonussystems kommen. Also eine Gehaltsverbesserung? Eher ein Lockvogel! Das erkannte das Verkaufspersonal sofort. Im «Blick» liessen bereits etliche Mitarbeitende Dampf ab. Sie erwarten vom neuen Provisionssystem Lohneinbussen bis zu 45 Prozent und noch mehr Leistungsdruck. Das neue Individuallohnsystem bedroht zudem das Betriebsklima. Wenn nicht mehr die Leistung des gesamten Teams zählt, steigt der Druck auf die Einzelnen. Das Miteinander droht für einen ständigen Kampf aller gegen alle zu zerfallen.
DILETTANTISCHER WISCH
Änderungskündigungen zulasten der Mitarbeitenden sind in der Schweiz grundsätzlich erlaubt. Trotzdem müssen sich die Verkäuferinnen und Verkäufer noch nicht geschlagen geben. Sie können den Angriff auf ihre Arbeitsbedingungen abwehren, wenn sie sich gemeinsam organisieren. Es brauchte lediglich 30 Mitarbeitende, die den neuen Arbeitsvertrag nicht unterzeichnen. Dann läge nämlich eine Massenentlassung vor, und Salt wäre als Grossunternehmen gezwungen, einen Sozialplan auszuhandeln. Ohnehin ist fraglich, ob die Änderungskündigungen rechtlich etwas taugen.
Denn das Schreiben ist dermassen schludrig verfasst, dass nicht einmal das Kündigungsdatum stimmt: Der Rausschmiss der Leute ist auf den 31. Juli 2018 (!) angesetzt. Ausserdem sollen die Verschlechterungen bereits am 1. Mai eintreten. Dass dies rechtlich möglich ist, bezweifelt Christian Capacoel von der Gewerkschaft Syndicom: «Salt muss zumindest die Kündigungsfrist respektieren.» Auch dürften Angestellte nicht unter Druck zur Unterschrift gedrängt werden. Zusammen mit Betroffenen plant Syndicom nun die weiteren Schritte.