(Foto: Yves Thomi)
Im Tram sagte ein Mann einem andern Mann, er habe würkli gnueg von diesem Genderzeug und diesem MeToo-Seich, und dann noch Frauenstreik, das sei doch alles nur ein Luxus-Getue von ein paar verwöhnten Emanzen. Man habe heutzutage ganz andere Probleme als das. Und von wegen Benachteiligung, hah! Im Regierungsrat vom Kanton Thurgau seien drei von fünf Mitgliedern weiblich. Im Kanton Bern drei von sieben, im Kanton Zürich vier von sieben und im Kanton Waadt neuerdings sogar fünf von sieben, also Hallooo? «Aber i de Kantonsregierige vo Luzern, Graubünden, Tessin und Appenzell Ausserrhoden sitzen im Fall nur Männer», parierte der andere. Der Schimpfi sah ihn entgeistert an: «Bisch du iz öppe au no für de ganz Wiiberwahn, Max?»
Ich finds prima, wenn Männer andern Männern die Gleichberechtigung erklären!
SCHLEGLETE. Max verdrehte die Augen. «Chum obenabe, Schorsch: Mee als d Helfti vo de Bevölkerig sind Fraue. Und jetzt eifach logisch dänke!» Das schien Schorsch nicht zu gefallen. Ich weiss nicht, ob es ihn mehr aufregte, dass mehr als die Hälfte der Bevölkerung Frauen sind oder dass Max gesagt hat, er müsse einfach logisch denken. Das hörte sich natürlich schon so an, als habe Schorsch bisher noch nie logisch gedacht. Schorsch stand auf und sagte, Max sei ein verdammtes Weichei, kein Wunder, dass ihm d Chrige davon sei, er wäre an ihrer Stelle auch ab. Da stand Max ebenfalls auf, obwohl es sehr eng war so am Fyrabig, und als das Tram abbremste, müpfte Max den Schorsch, und der liess sich kein bisschen bitten, sondern schlug dem Max voll eins auf die Nase. Die beiden schlegleten drauflos und liessen sich nicht trennen.
Rausschmiss. Ich war natürli auf der Seite von Max, erstens, weil er recht hat, und zweitens, weil es prima ist, wenn Männer andern Männern die Gleichberechtigung erklären. Aber da hielt das Tram ausserplanmässig, und die Chauffeurin kam persönlich nach hinten. Sie warf beide raus. Das war chli blöd für Max, der ja für Gleichberechtigung war. Aber für solche Finessen hatte die Chauffeurin natürlich keine Zeit, so im Fyrabigverkehr.
Sandra Künzi lebt und büglet in Bern. Sie mag Jassen, Schafe, Feuer und Bier. Zurzeit bereitet sie sich und uns auf den Frauenstreik vom 14. Juni 2019 vor: Ahoi!