Stur wie eine Eselin
Die Wahrheit ist ja bekanntlich ein stark umworbenes, kostbares Gut. Und sieht je nach Blickwinkel sehr unterschiedlich aus.
… schlafen bis zum Frauenstreik am 14. Juni. Dass es wieder einen Frauenstreik gibt, findet auch Agnes Weber «einfach super». Sie ist die Grafikerin, die für den Gewerkschaftsbund das Frauenstreik-Plakat kreiert hat (siehe work-Cover). Drei Frauen aus drei Generationen, mit verschränkten Armen, die uns fadengerade anschauen. Weber sagt: «Mit ihrem Blick und ihrer Körperhaltung drücken die Frauen aus: ‹Hallo, da sind wir. Und jetzt längt’s im Fall.›» Nicht «verbissen» wollte sie sie haben, nicht «frustriert», aber «entschlossen». Und das ist Weber auch gelungen: ein wenig Sisterhood, ein bisschen cooler Jazz. Etwa vierzig bis fünfzig Stunden habe sie für diese Arbeit investiert, erzählte Weber work beim Besuch in ihrem Atelier. Grafik sei Handwerk und nicht Kunst.
DIESE AUGEN! Ein bisschen eine Kunst ist es aber schon, wenn eine Grafikerin gleich zweimal mit ihren Polit-Sujets voll ins Violette trifft. Denn schon das Augenpaar vom Frauenstreik 1991 war ein Sujet made by Agnes Weber. Diese Augen, die ausdrücken, «wir sehen euch, Frauen». Auch wenn euch das Patriarchat nicht sieht. Und schon gar nicht honoriert. Überall tauchten sie damals auf, diese wissenden, schwarzen Augen. Auch auf dem Bundesplatz, als Tausende von streikenden Frauen plötzlich mit der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft zusammenprallten. Und alles aus dem Ruder lief. Doch lesen und sehen Sie doch selber, liebe Leserinnen und Leser, warum dieser erste Frauenstreik viel schöner war als ein Traum. Dore Heim, damals Mitorganisatorin des Streiks, erinnert sich. Und der Berner Fotograf Lukas Lehmann hat exklusiv für work sein (vordigitales) Archiv geöffnet (siehe «Am 14. Juni muss mein Ruedi kalt essen» ).
In eigener Sache 1: Seit 15 Jahren schreibt Jean Ziegler die Kolumne «La Suisse existe» im work. Am 19. April ist der wohl berühmteste und gleichzeitig angefeindetste Schweizer 85 geworden. work-Chefredaktorin Marie-Josée Kuhn gratuliert ihm zum Geburtstag mit einem Text.
In eigener Sache 2: Für die Chauffeure war der Postauto-Skandal ein Schlag ins Gesicht. Doch dann beschlossen sie, sich künftig nicht mehr alles bieten zu lassen, was «von oben» kommt. Mit durchschlagendem Erfolg, wie work-Redaktor Jonas Komposch zeigt (siehe «Wir haben eine historische Situation»). Mit diesem Artikel gibt der 30jährige Journalist und Historiker seinen Einstand in unserer Zeitung. Komposch hat bisher schwerpunktmässig zum Landesstreik geforscht und publiziert. Herzlich willkommen an Bord, lieber Jonas!
Die nächste Ausgabe von work erscheint am 17. Mai 2019.