Auch Männer können den Frauenstreik unterstützen. work sagt wie – und wie lieber nicht.
(llustration: Rolf Willi)
Landauf, landab wird über den anstehenden Streik- und Aktionstag der Frauen am 14. Juni diskutiert. Inzwischen berichten auch die Medien fast im Tagesrhythmus über das kommende Grossereignis. So weit, so gut. Doch eine Sache irritiert. Manche Journalisten – und auch einzelne Kolleginnen – scheint nur eine Frage umzutreiben: Dürfen Männer am Frauenstreik teilnehmen? Unia-Sprecherin Leena Schmitter sagt dazu: «Eine etwas müssige Diskussion» sei das. Und: «Müssen wir denn wirklich ausgerechnet jetzt über Männer reden?» Es seien doch Frauen, Tausende Frauen, die seit Monaten für ihre vielfältigen Anliegen mobilisierten. Und dennoch versuchen ein paar wenige, aber laute Stimmen, die Männer zum Hauptthema zu machen. Und zum Spaltpilz! So phantasierte kürzlich eine Blick-Schlagzeile von einem angeblichen «Zoff um Männer am Frauenstreik».
In Wirklichkeit sind sich die Aktivistinnen weitgehend einig, wie etliche Frauenstreik-Kollektive gegenüber work bestätigen. Die allgemeine Losung lautet: Männer sind sehr wohl willkommen, den Streik zu unterstützen. Doch sollen sie sich dabei nicht in den Vordergrund drängen. Auch die Unia teilt diese Position. Sprecherin Schmitter: «Unser Grundsatz ist klar. In erster Linie sollen Männer dafür sorgen, dass Frauen an den Streikaktivitäten teilnehmen können, schliesslich ist es ein Frauenstreik.» An den Demonstrationen selbst seien Männer willkommen, «aber nicht in den vorderen Reihen». Das Wichtigste sei aber die solidarische Unterstützung der Streikaktivitäten.
Männer sind sehr wohl willkommen, den Streik zu unterstützen.
AUFBAUEN UND ABWASCHEN
Ein Beispiel dafür gibt die Zürcher Initiative «Solidarische Männer für den feministischen Streik». Wie an vielen anderen Orten haben sich Männer auch in Zürich zunächst per Mail und Whatsapp-Gruppen organisiert. Dann besprachen sie ihre Pläne mit den Aktivistinnen. Und nun bereitet die Gruppe handfeste Unterstützung für den Streiktag vor. Reto Plattner von der Zürcher Initiative sagt: «Am 14. Juni werden wir im Hintergrund bleiben, dort aber alle Hände voll zu tun haben.» Schliesslich werden die Männer nicht nur Bühnen und Stände aufbauen, sondern auch kochen, servieren, abwaschen oder Kinder hüten. «Büez gibt es genug», sagt Plattner, der an normalen Werktagen Getränke ausliefert. Umso nötiger sei daher eine grosse Hilfsbereitschaft seiner Geschlechtsgenossen. Plattner: «Wir werden jeden Tag mehr. Aber es gibt noch Luft nach oben.»
In Sachen Solidarität ist auch bei den Unia-Männern schon einiges gegangen. Zum Beispiel am 1. Mai in Basel. Dort trugen Bauarbeiter an vorderster Front pinkige Helme und schwangen die Fahnen vom Frauenstreik. In der Berner Altstadt wiederum montierte kürzlich eine Hochbauequipe ein riesiges Frauenstreik-Transparent an einen Lastkran.
Unia-Bausekretär Johannes Supe weiss ausserdem, dass viele Arbeiter am 14. Juni extra freigenommen haben, um ihre Partnerinnen zu unterstützen. Supe ist darum fest überzeugt: «Es geht hier wirklich um mehr als Symbolik.»
DAS KÖNNEN MÄNNER AM 14. JUNI TUN:
Am Arbeitsplatz:
- Mach deine Solidarität sichtbar! Trage einen Streik-Pin oder hänge ein Plakat auf.
- Geh jetzt auf deine Arbeitskolleginnen zu und frag sie, wie du sie am besten unterstützen kannst.
- Frag deine Mitarbeiterinnen auch, ob die Männer bei einer Arbeitsniederlegung mitmachen oder aber die Schichten der Frauen übernehmen sollen.
- Plane keine Sitzungen und wichtigen Termine auf den 14. Juni.
- Du bist Vorgesetzter? Am 14. Juni vergisst du die Präsenzkontrollen und machst dich für das Streikrecht stark.
- Nimm am 14. Juni keine Frauenarbeit in Anspruch. Boykottiere Geschäfte, in denen Frauen arbeiten müssen.
Zu Hause:
- Du bist Vater? Übernimm die Kinderbetreuung und sämtliche Arbeit, die sonst die Mutter erledigt.
- Du bist mit einer alleinerziehenden Mutter befreundet? Biete ihr an, ihre Kinder zu hüten.
- Schliess dich mit Männern aus der Nachbarschaft zusammen und biete einen gemeinsamen Streik-Chindsgi an.
An der Demo:
- Unterstütze die Infrastruktur der Demos und des Streiks. Koche für hungrige Frauenmägen, baue Festzelte und Rednerinnenbühnen auf, verkaufe feine Getränke an der Streikbar.
- Du willst selbst mitdemonstrieren? Dann reih dich in den hinteren Reihen ein und spiel nicht den Supermann. Sprich weniger, hör mehr zu. Respektiere solche Veranstaltungen, bei denen Frauen unter sich sein wollen.
- Verbreite diese Liste und sorg dafür, dass auch deine Kumpels sie im Kopf behalten.
Männer sollen den Frauenstreik unterstützen, das ist gut und recht, Aber das genügt nicht. Alle Arbeiter (Angestellte sind mitgemeint) haben ein Interesse daran, dass Frauen nicht als Lohndrückerinnen missbraucht werden – oder etwa nicht? Der Frauenstreik kann etwas bewirken, wenn er zum Streik der ganzen Klasse wird. Also liebe Männer, heraus aus den hinteren Reihen! Auf zum Generalstreik für gleiche Rechte und gleiche Löhne!