Das Geschlecht bestimmt die Rente: Frauen haben 37 Prozent weniger Rente als Männer. Vor allem wegen der Pensionskasse.
RENTENLÜCKE: Frauen erhalten pro Jahr 19’585 Franken weniger Rente. (Foto: iStock)
Geht es um Geld, macht das Geschlecht den Unterschied: Frauen in der Schweiz bekommen im Durchschnitt 37 Prozent weniger Rente als Männer. Im Jahr 2012 machte das pro Frau und Jahr 19 585 Franken aus.
Das zeigt die Studie «Gender Pension Gap in der Schweiz, Geschlechterspezifische Unterschiede bei den Altersrenten», die 2016 erschienen ist. Bis heute ist es die einzige Studie zur Frauenrenten-Lücke in der Schweiz.
DOPPELT BESTRAFT. Vor allem vier Faktoren beeinflussen die Rentenhöhe: Zivilstand, Kinder, Ausbildung und Nationalität. Nur die letzten zwei wirken sich auf beide Geschlechter gleich aus. Der Faktor «Ehe» und der Faktor «Familie» aber treffen ausschliesslich die Frauen. Und zwar markant.
Während Single-Frauen und -Männer bei der Rente praktisch gleichauf liegen, kommt mit der Trauung für die Frau der grosse Rückschlag: Verheiratet hat sie im Schnitt über 47 Prozent weniger Rente als ihr Ehemann. Und: Wird eine Frau Mutter, dann verliert sie bis zum Pensionsalter 25 Prozent ihrer Gesamtrente.
Für einen Mann hingegen bedeuten Heirat und Kinder keinerlei Renteneinbussen. Im Gegenteil: Als Vater hat ein Mann im Schnitt sogar 5 Prozent mehr Rente als seine kinderlosen Kollegen. Vorausgesetzt, er arbeitet weiter und gleich viel wie vor der Vaterschaft. Das ist allerdings fast immer der Fall: 2018 hatten nicht einmal zwei von zehn Männern einen Teilzeitjob.
AHV DISKRIMINIERT NICHT. Der Grund für diese massive Rentenlücke sind noch immer die traditionellen Geschlechterbilder. Mit Mann und Kindern rutscht Frau eher ins klassische Rollenbild «Mann im Job und Frau am Herd». Oft nicht freiwillig. Denn: Jede siebte Frau in der Schweiz verliert ihre Stelle, wenn sie Mutter wird. Das zeigt erstmals eine Untersuchung, die das Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien (BASS) im Auftrag des Bundes durchgeführt hat. Und weil Frauen generell weniger verdienen als Männer, ist oft klar, wer (mehr) zu Hause bleibt.
Das rächt sich für die Frauen besonders in der Pensionskasse. Diese bestraft für jede Erwerbslücke und jede Pensenreduktion. So sind die PK-Renten bei Frauen 63 Prozent tiefer als bei Männern. Und überhaupt haben die meisten Frauen gar keine oder nur eine geringe Pensionskasse. Frauen leben im Alter vor allem von der AHV. Immerhin dort gibt es keine Geschlechterdiskriminierung. Die AHV-Renten sind bei Frauen und Männer praktisch gleich hoch.
Die Frauenrenten-Lücke im Detail: rebrand.ly/rentenluecke