Sonnenstrom: Der 365-Watt-Hammer aus China

Eine klimaneutrale Schweiz ist möglich. Auch weil in der Photovoltaik derzeit ein Durchbruch den anderen jagt.

SCHÄMER: Dies ist die Bilanz nach 25 Jahren Moritz Leuenberger und Doris Leuthard im Energiedepartement. Die reiche und ach so saubere Schweiz produziert pro Kopf 8 Mal weniger Wind- und Solarstrom als Deutschland. (Grafik: SES / Montage: work)

Kann man Strom bald wirtschaftlich und ohne Verluste von A nach B wandern lassen? Lange Zeit hofften und glaubten viele an den schnellen Durchbruch von Supraleitern. Daraus wurde leider nichts. In den letzten Jahren erzielte niemand mehr nennenswerte Fortschritte.

Umgekehrt bewegt sich auf dem Gebiet der Photovoltaik unglaublich viel. Ein Durchbruch folgt auf den nächsten. Leider haben Ex-Energie­minister Moritz Leuenberger (SP) und seine Nachfolgerin im Amt, Doris Leuthard (CVP), aus uns Schweizerinnen und Schweizern ökologische Analphabetinnen und Analphabeten gemacht.

SOLAR-ALPHABETISIERUNG 1: Die Gletscherinitiative ist ein unverbind­licher Bummelzug. Die Schweiz soll erst 2050 klimaneutral werden. Die Stadt Zürich macht da mehr Tempo. Sie will dies – wie von der Jugend gefordert – bis 2030 schaffen. Sehr gut so.

SOLAR-ALPHABETISIERUNG 2: Wir müssen durchschnittlich bis ins Jahr 2030 im In- oder im Ausland absehbar 50 bis 60 Milliarden Kilowattstunden neuen, erneuerbaren Strom und Sonnen-Kerosin produzieren. Um die Atomkraftwerke abzustellen. Und um alle Öl- und Gasheizungen durch Wärmepumpen zu ersetzen. Damit nur mehr elektrisch angetriebene Autos, Busse und Lastwagen auf den Strassen verkehren. Damit Flugzeuge nicht mehr fossiles Kerosin, sondern synthetisches Kerosin verbrennen.

SOLAR-ALPHABETISIERUNG 3: Pro Kopf und Jahr brauchen wir also künftig 12’000 Kilowattstunden Strom und E-Kerosin. 4500 Kilowattstunden haben wir dank der Wasserkraft umweltfreundlich im Trockenen. 8500 Kilowattstunden müssen wir neu zubauen. Ist das viel oder ist das wenig?

SOLAR-ALPHABETISIERUNG 4: China hat an der Intersolar 2019 in München ein neues 365-Watt-Solarmodul vorgestellt. Die Photovoltaikzellen haben einen sensationellen ­Wirkungsgrad von fast 24 Prozent.

SOLAR-ALPHABETISIERUNG 5: In den Schweizer Bergen produzieren diese Zellen im Winter mehr Strom als im Sommer. Pro Quadratmeter stolze 350 Kilowattstunden. Das heisst, eine Solarfläche von gut 20 Quadratmetern pro Person reicht aus, damit wir ­klimaneutral werden können.

Wie lange braucht ein Land wie die Schweiz, bis die wesentlichen Grössenordnungen Bestandteil des Allgemeinwissens werden?

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/widerstandslos
    1913 erhielt der Physiker Kamerlingh Onnes den Nobelpreis. Seine Entdeckung: auf minus 269 Grad abgekühltes Quecksilber leitet den Strom widerstandslos. Es gibt physikalisch keinen Grund, warum Strom bei Zimmer-temperatur nicht auch widerstandslos wandern können sollte. Aber die Forschung kommt bei der Suche nach dem richtigen Material nicht so recht vom Fleck. Nur wissenschaftliche Neugier, gepaart mit vorab staatlicher Förderung von Grundlagen-forschung, bringt uns voran.
  • rebrand.ly/raffiniert
    Die ETH ist ein Kind des Staates. Dank immer etwas mehr Staat ein äusserst erfolgreiches. Im ETH-Maschinenlaboratorium haben die Forschenden eine Mini-Raffinerie entwickelt, die aus Wasser und Sonnenlicht unter anderem auch solares Kerosin produzieren kann. Wenn die Spin-offs erfolgreich sind, könnte die Schweiz einen Marshallplan für die Menschen vor Ort und für unser gutes Wissen produzieren. Das Video ist übrigens Spitze!

1 Kommentare

  1. L. Gerber 31. Juli 2019 um 5:10 Uhr

    Tragisches Bilanz – ob das aber nur das Resultat der zwei genannten Departementsvorsteher ist oder nicht, mag ich gerne anzweifeln. Ich glaube unsere ganze Generation hat versagt und die Anzeichen von Umweltschutz, menschgemachtem Klimawandel und Energie- und Mobilitätsbedarf völlig falsch eingeschätzt. Leider machen wir immer noch so weiter…

    Der Beschrieb zum „Link zum Thema“ bezüglich Supraleitung ist falsch. Die gängige BCS Theorie zur Beschreibung der Supraleitung bietet sehr wohl eine Erklärung, warum Strom bei Zimmertemperatur nicht widerstandslos „wandert“.

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