Fleisch ohne totes Tier und mit einem Bruchteil der Umweltbelastung ist möglich. Gerade die Schweiz könnte davon gleich mehrfach profitieren.
BURGER OHNE BLUT: Er sieht aus wie ein Burger, schmeckt wie ein Burger, ist aber zu 100 Prozent aus Pflanzen hergestellt. (Foto: OBS/LIDL)
Die Mehrheit der Leserinnen und Leser von work isst ab und zu gerne ein Steak vom Grill. Veganer und Vegetarierinnen halten gar nichts von solch blutigen Vergnügen. Uns droht – wenn sich nichts ändert – eine neue Spaltung der Gesellschaft entlang dem Rinderwahngraben.
Brutal unter Druck geraten wird unter anderen Ex-Umweltministerin Doris Leuthard, die direkt den Sprung aus dem Bundesrat in den Verwaltungsrat von Bell geschafft hat.
Muss das sein? Auf der ganzen Welt arbeiten Forscherinnen und Forscher an der Frage, wie künftig Pflanzenfleisch, wie künftig Vegi-Fleisch gleich gut aussieht und schmeckt wie heute Bratwürste und Steaks vom Schwein und Rind.
Die Fortschritte der Lebensmitteltechniker sind beachtlich. Und die Vorteile – wenn sie den Durchbruch schaffen – unabsehbar:
Vorteil 1: Ein Veganer braucht 4 Mal weniger landwirtschaftliche Fläche als jemand, der pro Jahr seine 70 Kilo Fleisch geniesst. Schlicht und einfach, weil ein Vegi-Steak 25 Mal weniger Futtermittel braucht als ein Steak vom Rind.
Vorteil 2: Heute verfuttern wir das Brot der Armen den Tieren, die für die Reichen geschlachtet werden. Auch deshalb nimmt die Zahl der Hungerenden weltweit wieder zu. Auf wieder über 800 Millionen Menschen. Wenn sich die Vegi-Steaks durchsetzen, muss die Schweiz neu kein Getreide, kein Soya und keinen Mais mehr importieren, um damit in zunehmend klimatisierten Ställen Rinder und Schweine zu füttern.
Vorteil 3: Die Überbevölkerung der Schweiz mit Schweinen, Kälbern Schafen und andern Rindviechern wäre vorbei. Die Belastung der Luft mit schädlichen Klimagasen würde mehr als halbiert. Ein Gratisbeitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität, die das Bundesland Bayern schon im Jahr 2040 erreichen will.
Vorteil 4: Weniger Tierbestand bedeutet auch weniger Gülle. Unser Trinkwasser würde sich wieder erholen. So wie dies die Trinkwasserinitiative fordert.
Vorteil 5: Gutes Fleisch ist in der Schweiz verdammt teuer. Ein Kilo Bündner Trockenfleisch kostet im Coop oder in der Migros fein geschnitten 85 Franken pro Kilo. Die Spin-offs der ETH werden das weit günstiger hinbekommen.
Vorteil 6: Heute beträgt der Selbstversorgungsgrad der Schweiz nur 50 Prozent. Mit und dank Vegi-Fleisch kann er locker über 100 Prozent steigen. Alle (r)echten Vaterlandsverteidiger müssen umsteigen.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/promifleisch
Einst war der «Stern» so etwas wie der Transmissionsriemen der sozial-liberalen Ära eines Willy Brandt. Heute ist er nur mehr ein Schatten vergangener Tage. Aber selbst der «Stern» hat gemerkt, woher der Wind neu pfeift: «Bill Gates liebt sie, Leonardo DiCaprio ebenso – und auch auf dem Massenmarkt kommen die veganen Burger-Patties von Beyond Meat gut an: Der Fleischersatzproduzent wächst nach wie vor rasant. Im zweiten Quartal legte der Umsatz im Jahresvergleich um satte 287 Prozent auf 67,3 Millionen Dollar – etwa 60,4 Millionen Euro – zu (…). Der Hype um die kalifornische Firma, deren Buletten wie Fleisch aussehen und schmecken, ohne welches zu enthalten, will nicht enden.»
- rebrand.ly/ethfleisch
Die ETH gehört zu den besten Hochschulen der Welt. Nicht dank weniger Staat, sondern dank viel Staat. Die hauseigene Kommunikation wird – von Ausnahmen abgesehen – immer besser. Ein Beispiel unter vielen: «ETH Pioneer Fellow Lukas Böni und seine Teamkollegen Pascal Bieri und Eric Stirnemann entwickeln Fleischanaloge, welche die gleiche Textur, das gleiche Aussehen und den gleichen Geschmack haben wie echtes Fleisch. Ihr neues Produkt planted.chicken ist nachhaltig und tierfreundlich. Fünf Fragen an Lukas über sein Start-up mit dem Namen Planted.» Auf der Homepage finden sich fünf spannende Fragen und fünf konkrete Antworten. Es lohnt sich, in diese für die meisten von uns neue Welt einzutauchen.