Hundert Franken mehr für alle, bis zu 550 Franken höhere Mindestlöhne: Dass er das erleben darf, macht Stromer Ruch stolz. Denn er ging dafür auf die Strasse.
ERFOLG. Für die Elektrikerinnen und Elektriker geht es nach der GAV-Kampagne beim Lohn kräftig vorwärts. (Bild: Unia)
Elektriker Hans Ruch ist 66 und immer noch in Teilzeit erwerbstätig. Sein ganzes Leben hat er in der Elektrobranche gearbeitet. Deshalb weiss er auch so genau, wovon er erzählt: «In den siebziger Jahren, als die ersten Computer aufkamen, suchten die Banken Leute mit Elektrokenntnissen. Ich erhielt damals ein Angebot vom Bankverein. Und schlug es aus. Denn mein Elektrikerlohn war damals viel höher als der Banklohn.» Das habe sich später dramatisch verändert. Zuletzt habe der Mindestlohn eines Elektrikers bis zu 600 Franken tiefer gelegen als der eines Maurers. Auch deshalb ging Hans Ruch auf die Strasse. Zum ersten Mal in der Branche fand im Mai 2018 eine Grossdemo in Zürich statt. Für einen besseren Gesamtarbeitsvertrag. 14 Monate haben Gewerkschaften und Arbeitgeber verhandelt. Aber jetzt ist er da. Und was für ein GAV: 100 Franken mehr pro Monat für alle, dazu noch den Teuerungsausgleich. 16 Franken Essensentschädigung statt bisher mickrige 12. Der dreizehnte Monatslohn für alle Lernenden. Und vor allem: deutlich bessere Mindestlöhne beim Berufseinstieg.
STOLZ. Stromer Hans Ruch. (Foto: ZVG)
550 FRANKEN MEHR
Zum Beispiel Elektromonteurinnen und Elektromonteure: Nach einem Jahr Berufserfahrung gibt’s ab übernächstem Jahr im Minimum 5000 Franken brutto – 425 mehr als im alten GAV! Für Telematiker sind es sogar 5300, das sind 550 Franken mehr. Und für Montage-Elektrikerinnen und -Elektriker mit der dreijährigen Lehre 4700 Franken plus 500 Franken.
Diese Mindestlöhne galten bisher erst nach fünf Jahren im Beruf. Bis dahin stiegen die Löhne schrittweise an. Damit ist jetzt Schluss: Neu gibt es die besseren Löhne schon nach einem Jahr.
Das freut Hans Ruch enorm: «Das ist ein richtiger Gump nach oben», sagt er: «Die Arbeitgeber haben endlich auch gemerkt, dass der Beruf für Einsteiger wieder attraktiver werden muss.» Stolz ist Ruch auch auf seine Kolleginnen und Kollegen: Sie hätten gekämpft und viel erreicht. Schliesslich ist er seit 50 Jahren bei der Gewerkschaft. «Seit meine Tante mich mit 16 an eine Versammlung mitnahm.» Sein Vater war auch schon Gewerkschafter und nahm ihn jeweils mit an den 1. Mai. «Praktisch meine ganze Familie war in einer Gewerkschaft», sagt er. So war das.
Rente mit 62: Der erste Schritt
Neben Löhnen, Spesen und Weiterbildung hiess die vierte grosse Forderung der Unia-Elektriker: Frühpensionierung mit 62 Jahren. Das ist noch nicht erreicht. Aber die Sozialpartner lassen gemeinsam eine Machbarkeitsstudie zur Rente mit 62 erstellen. Aldo Ferrari, Chef Gewerbe der Unia, sagt: «Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Frühpensionierung würde die Branche noch attraktiver machen.»