Dem Chef in arbeitsrechtlichen Belangen auf die Finger klopfen, als Frau erfolgreich auftreten, mit Outlook planen und organisieren: Das Kursprogramm 2020 von Movendo, dem Bildungsinstitut der Gewerkschaften, enthält neben Klassikern auch spannende Neuheiten.
IN BEWEGUNG: Bei Movendo können sich Gewerkschaftsmitglieder günstig weiterbilden. (Foto: Getty)
Movendo bewegt. Das Bildungsinstitut der Gewerkschaften vermeldet auch für 2019 eine Zunahme der gebuchten Kurstage. Ein erfreulicher Start für Institutsleiter Michael Herzka, der dieses Jahr die Nachfolge von Christine Goll angetreten hat. «Natürlich erlebe ich mit Freude, dass Movendo gut unterwegs ist», sagt er, «aber das Kursprogramm dieses Jahres war ja bei meinem Eintritt bereits geplant. Das Verdienst liegt also bei meiner Vorgängerin und dem Team, das die Kurse 2019 erfolgreich durchgezogen hat.»
Der neue Movendo-Chef Michael Herzka hat Sozialwissenschaften studiert, war danach lange für verschiedene Organisationen in der Entwicklungszusammenarbeit tätig und unterrichtete bis Ende 2018 an den Fachhochschulen Zürich (ZHAW) und Bern. Zu Movendo hat er gewechselt, weil es ihn nach Jahren des Dozierens lockte, wieder eine Aufgabe gemeinsam mit anderen im Team wahrzunehmen: «Als Lehrperson läuft man schon Gefahr, zu vereinzeln.» Zudem hält er die Institution Movendo für ein nach wie vor wichtiges Element in der Gewerkschaftsbewegung. «Die Arbeiterinnen- und Arbeiterbildung hat eine lange Tradition. Heute ist der Zugang zu Aus- und Weiterbildung zwar für alle leichter geworden. Aber eine Weiterbildung bei Movendo bietet Werte, die unsere Mitglieder anderswo nicht finden: Sie lernen in der Gemeinschaft mit Menschen, die in einer ähnlichen Lebenswelt unterwegs sind, und sie lernen von Fachleuten, die ihre Interessen verstehen und ihnen helfen, diese im Alltag durchzusetzen. Da bietet auch unser Programm 2020 wieder eine ganze Menge!»
Buchen Sie Wissen!
Für Mitglieder übernimmt die Unia die Kosten von mindestens einer Weiterbildung pro Jahr. Nach Ihrer Kursanmeldung – mit Talon aus dem gedruckten Programm, telefonisch oder online über movendo.ch – klärt Movendo für Sie die Kostenübernahme der Gewerkschaft ab. www.movendo.ch, Telefon 031 370 00 70
RECHNEN UND RECHT
In der Tat: Auch 2020 enthält die Movendo-Kursliste einen reichhaltigen Mix aus Klassikern und Neuem. Emiliana Della Torre, Ausbildungsleiterin für die Mitgliederkurse, kennt die Selbstläufer im Jahresprogramm. «Was wir zum Beispiel unter dem Titel Arbeitsinstrumente anbieten, kommt immer gut an.» Neben Grundkursen für Windows 10 und MS Office 2016 sind das zum Beispiel Aufbaukurse in Word, Excel und Powerpoint. Neu im Programm ist der Outlook-Kurs. Denn Outlook kann – wenn man weiss, wie – viel mehr als E-Mails schreiben; es ist auch ein effizientes Planungs- und Organisationsinstrument (Tageskurse: 23. April und 13. November 2020, Olten).
Regelmässig gut besucht sind auch die Kurse zu Arbeit und Recht. Neu ist auf diesem Gebiet das Aufbauseminar Arbeitsrecht: Was der Arbeitgeber darf und was nicht (25. März, Luzern). In diesem Tageskurs stehen Änderungskündigungen, missbräuchliche Kündigungen, Mobbing und Stresshaftung im Mittelpunkt.
FRAUEN STÄRKEN
Bei den ebenso beliebten Kursen zu Kommunikation und Verhalten hat sich das Frauenseminar Selbstschutz und Intervention im öffentlichen Raum, das 2019 erstmals stattgefunden hat, auf Anhieb etabliert und wird wohl auch 2020 bald ausgebucht sein (15./16. September, Männedorf). Zwei weitere Kurse im Movendo-Programm sind Frauen vorbehalten: Die eigenen Stärken kennen – erfolgreiches Auftreten als Frau (7./8. Mai, Bern, und 17./18. August, Zürich) sowie Rentenplanung für Migrantinnen (28. März, Biel, in Albanisch, und 12. September, Freiburg, in Serbisch/Kroatisch). Für Männer offen, aber hauptsächlich von Frauen nachgefragt ist der Zweitageskurs Körpersprache lesen mit der Schauspielerin und Erwachsenenbildnerin Mireille Eva Gugolz – mit mittlerweile acht Durchführungsdaten übrigens einer der Renner auf der Kursliste (Februar bis Dezember, verschiedene Orte).
ÄLTER WERDEN
Rückt das 50. Altersjahr näher, ist es bereits vorbei oder kommt sogar schon das Rentenalter in Sicht, stellen sich neue Fragen: Wie gestalte ich mein Arbeitsleben im fortgeschrittenen Alter? Welches Einkommen werde ich im Alter haben? Wie bereite ich mich auf die Pensionierung vor? Jedem dieser Themen widmet Movendo einen Kurs (verschiedene Daten und Orte). Premiere hat dieses Jahr der Kurs Auf Stellensuche mit 50+ (5./6. März, Olten). «Da kombinieren wir praktische Lebenshilfe mit politischem Hintergrund», sagt Ausbildungsleiterin Emiliana Della Torre. «Coach Rolf Summermatter optimiert mit den Teilnehmenden das Bewerbungsdossier und bereitet auf die Vorstellungsgespräche vor. Und SGB-Chefökonom Daniel Lampart schlägt den Bogen zum aktuellen Arbeitsmarkt und zu gewerkschaftlichen Positionen.»
DEN HORIZONT ERWEITERN
Lernen fürs Berufsleben ist das eine – Lernen fürs Leben das andere. Emiliana Della Torre sind jene Kurse ein besonderes Anliegen, die den Blick der Teilnehmenden für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft schärfen und ihnen quasi die Munition liefern, in den politischen Debatten aktiv mitzuwirken.
«Ein guter Einstieg dafür ist Die Schweiz kurz erklärt, ein Kurs, den wir neu am Abend durchführen (4./11. November, Olten). Ausserdem greifen wir zwei Debatten auf, die 2019 so richtig Fahrt aufgenommen haben: Arbeit, Löhne, Renten: Gleichstellung jetzt! befasst sich im Nachgang zum Frauenstreik mit der Einkommensungleichheit (6. November, Bern). Und Grenzen des Wachstums: Wie weiter knüpft an die Klimabewegung an und verbindet sie mit politischen und wirtschaftlichen Hintergründen (30. April, Lenzburg).»
Bei Movendo lernt man eben nicht nur, die Office-Software Word zu gebrauchen, sondern auch die World besser zu verstehen.
Gewerkschaftsarbeit Aktiv und vernetzt
Mit den Kursen für Vertrauensleute, Personalvertretungen, Stiftungsräte und Vorsorgekommissionen vermittelt Movendo den aktiven Gewerkschaftsmitgliedern das Rüstzeug für ihre Aufgabe. Zum einen geschieht dies in Basis- und Aufbaukursen, vor allem für Personalvertretungen und Stiftungsratsmitglieder. Zum andern greift Ausbildungsleiter Maurizio Maggetti-Waser regelmässig neue Themen auf.
Für 2020 hat er den Kurs Der Europäische Betriebsrat (EBR) – eine Chance für Arbeitnehmende multinationaler Betriebe ins Programm für Personalvertretungen aufgenommen. «Viele Firmen sind heute Teil internationaler Konzerne», sagt Maggetti-Waser. «Im EBR können die Personalvertretungen dieser Länder ihre Interessen gemeinschaftlich vertreten. Mit Rolf Beyeler, Koordinator Europäische Betriebsräte bei Unia, haben wir für diesen Kurs den idealen Referenten gefunden.» Der eintägige Kurs findet am 1. Dezember 2020 in Olten statt.
ERFAHRUNGSAUSTAUSCH. Für Maggetti-Waser haben die Kurse für Aktive über die Vermittlung von Know-how hinaus eine zweite, wichtige Funktion: die Vernetzung unter engagierten Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern über den einzelnen Betrieb und die Branche hinaus. «Vermehrt möchte ich in Kursen auch Vertrauensleute und Gewerkschaftssekretärinnen zusammenbringen, damit sie zusammen an Lösungen arbeiten können», sagt er. Und verweist auf den neuen, zweitägigen Kurs Erfolgreich verhandeln – ERFA (24./25. September in Sigriswil). Dieser ist der Zusammenarbeit unter Gewerkschaftsaktiven gewidmet, die bereits bei Kollektivverhandlungen mitgewirkt haben.