Das Lohnjahr 2020 wird etwas besser – aber leider nicht für alle Branchen und nicht für alle Beschäftigten.
Individuelle Lohnerhöhungen seien fairer, argumentieren Arbeitgeberfunktionäre. So würden jene belohnt, die auch mehr leisten. Aber: Wer nicht einmal die Teuerung ausgeglichen erhält, erleidet einen Kaufkraftverlust. Davon waren in den vergangenen Jahren viele betroffen: Gesamthaft sind die Reallöhne 2017 und 2018 insgesamt um 0,5% gesunken und 2019 etwa stabil geblieben. Die Unia hat deshalb mit Blick auf die anhaltend gute Wirtschaftslage für 2020 eine generelle Lohnerhöhung von mindestens 2 Prozent für alle gefordert und zusätzlich mindestens 50 Franken für Frauen.
Inzwischen liegen wichtige Abschlüsse vor (siehe Tabelle), andere, namentlich für Industriebetriebe, stehen noch aus. «Der Trend der Verhandlungen ist leicht positiv», sagt Unia-Chefökonom Beat Baumann, «generelle Lohnerhöhungen haben wieder eine grössere Bedeutung erhalten. Und da für 2020 eine geringe Teuerung vorhergesagt ist, werden die Reallöhne dieses Jahr im Schnitt wieder etwas steigen.»
«Das Glas ist eher halbvoll als halbleer.»
MOBILISIERUNG LOHNT SICH
Als besonders erfreulich stuft Beat Baumann die Lohnentwicklung im Bau und bei den Stromern ein: «In beiden Branchen geht die generelle Lohnerhöhung auf die starke Mobilisierung und das hartnäckige Engagement von Gewerkschaftsmitgliedern zurück.» Auch in etlichen anderen Sparten der Bauindustrie und des Gewerbes wurden generelle Lohnerhöhungen erreicht. Dagegen erhöhen zwar viele Produktionsbetriebe sowie Migros und Coop die Lohnsumme, wollen den Zuwachs aber individuell verteilen. «Dort ist nun unsere Erwartung, dass die Erhöhung für die gezielte Anhebung der Frauenlöhne verwendet wird», sagt Baumann. Insgesamt sei «das Glas eher halbvoll als halbleer.» So oder so hat die Unia die Schulung der Personalkommissionsmitglieder, die Lohnverhandlungen führen, ausgebaut. Denn der Kampf um bessere Löhne geht weiter.
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