Henriette Hermine ist eine Zwergwyandotte. Im neuen work richtet sie eine Oster-Botschaft an die ungefiederten Zweibeinerinnen und Zweibeiner, die gerade unter den Folgen der Corona-Pandemie leiden.
HAPPY HÜHNERHOF: Henriette Hermine, genannt «Henher», mit Chüngel Bilbo. (Foto: Verena Zürcher)
«Guten Tag, ich bin eine Zwergwyandotte, porzellanfarbig, und heisse Henriette Hermine. Doch so nennt mich nur meine Mutter. Meine Schwestern gackern ‹Henher›. Die zweibeinige Chefin vom Areal, auf dem wir wohnen, sagt bloss ‹Henne›. Früher, als ich noch jünger, kleiner und feiner war, rief sie mich noch ‹Bibeli›. Tempi passati. Ein bisschen aus der Zeit gefallen. So wie unsere Arbeits- und Lebensbedingungen. Uns ist es wohl. Viel Platz, genug zu fressen. Würmer, Larven, Körner und ab und an Reste von Teigwaren, Kartoffeln und Gemüse. Manchmal sogar mit Sauce. Und seit Wochen gutes Wetter. Ein hönnen Leben! Eier legen wir, wenn wir wollen und können, das ist so alle 28 Stunden der Fall.
Frohe Ostern, bleibt gesund!
MITHÜHNER. Kürzlich habe ich aus dem Hühnerdepartement erfahren: Im letzten Jahr legten Schweizer Hennen über eine Milliarde Eier. Davon wurden 784 Millionen über den Detailhandel verkauft. Davon stammen 267 aus Freiland-Haltung (plus 24,8 Prozent) und 126 Millionen von Bio-Hühnern (plus 6,7 Prozent). Aber leider immernoch 208 Millionen (minus 17,4 Prozent) wurden von Geschlechtsgenossinnen gelegt, die in ‹Bodenhaltung› leben müssen. Da wurde vor Jahren der Gitter-Käfig einfach durch einen Käfig mit Boden ersetzt. Ich freue mich, dass immerhin ein wachsender Anteil meiner Mithühner jetzt unter den ‹Freiland›-Bedingungen leben dürfen. Und natürlich besonders, dass die Menschen mehr Bio-Eier kaufen. Wer noch mehr Details wissen möchte, kann hier rebrand.ly/eier-milliarde und hier rebrand.ly/huehner-haltung schauen.
BILBO. Auf dem Foto sieht man auch unseren ehemaligen Mitbewohner Bilbo. Er ist unlängst uralt gestorben. Fällt also aus für diese Ostertage. Die Hochsaison der Hasen und Hühner. Wobei Bilbo gar kein Hase war, sondern ein grosser Chüngel. Und – unter uns gesagt – hat er schon die letzten Saisons nicht mehr so richtig mit uns rumgeeiert. Er hat geschlafen und gefressen: Salat bis Spaghetti. Und sich dann wieder in seine Höhle unter dem Hühnerhof verzogen. Nur wenn die Sonne richtig warm schien, lag er bräsig und breit mitten im Hof. Aber nett war er schon. Vielleicht haben wir ihn auch ganz einfach nicht interessiert, ausser es ging ums Futter, da konnte der Chüngel chnurren wie ein Hund.
Apropos Hund: den gibt’s hier auch. Einen Border Collie, aber ein bisschen klein geraten. Er knurrt nicht, er gixt. Auch darum nennen wir ihn hühnerhofintern nur das motorisierte Meersäuli. Er ist eigentlich auch ganz freundlich. Einfach manchmal ein bisschen laut und übermotiviert. So hilfspolizistig.
Dann gibt’s da noch zwei Esel, drei Schafe und zwei Geissen. Mit denen haben wir nicht so viel zu tun. Wir hören sie nur lärmen. Die Geissen brechen ab und an in unser Haus ein, um unsere Körner zu fressen. Viel zu tun haben wir dafür mit dem Güggel und unseren Brüdern. Die taugen zwar noch zu nichts, führen sich aber auf wie der Grosse. Wenn sie dann so seitwärts trippeln, denken sie wieder nur an das eine. Es ist lästig, sie immer wieder abzuschütteln. Richtig #MeToo!
HUNGER. In unserer Nachbarschaft lebt auch ein Fuchs. Er möchte gerne in der ehemaligen Höhle von Bilbo wohnen. Mitten in unserem Garten. Er gräbt seit Monaten. Und er ist ja eigentlich gar nicht so unsympathisch. Wir haben das diskutiert. Aber wir sind doch mehrheitlich dagegen. Weil: was passiert, wenn er seine jährlich 3000 Mäuse nicht erwischt, weil die Bauern weiter ihre Felder vergiften? Dann hat er Hunger und frisst uns. Besonders in der Nacht sind wir darum froh, dass wir eingesperrt sind.
HÄBET SORG! Ihr, liebe Leserinnen und Leser, seid ja jetzt auch mehr oder weniger eingesperrt. Was bei euch Corona ist, heisst bei uns Milben-Befall. Zur Bekämpfung müssen wir dann draussen bleiben. Und nicht drinnen, wie ihr. Bis der Stall wieder kleinviecherfrei ist. Das dauert, weil die Chefin nur mit Farnwedeln und Thymian ankämpft. Ich hoffe, bei euch ist’s auch irgendwann wieder vorbei.
So, das wär’s vorläufig von mir! Frohe Ostern – wo auch immer. Bleibt gesund! Ich lege jetzt gleich ein Ei und denke an euch dabei #staystrong #stayhealthy #coronamyass. Häbet Sorg, u löht euch nüt la gfaue, heyeiei!»