Die SVP wurde von der Corona-Pandemie auf dem linken Fuss erwischt und brauchte glatte drei Wochen, um sich zu sortieren. Umso heftiger dreht sie jetzt im Roten.
WINKE, WINKE, CORONA: Sünneli dreht im Roten. (Foto: Keystone)
Fünf Fragen zum Anfang:
- Wer wollte die letzte Session im Bundeshaus sofort abbrechen?
- Welche Erbprinzessin welcher Partei ist bereits am ersten Tag jener Session mit Maske im Rat rumstolziert?
- Welche Partei wollte keine Sondersession ab dem 4. Mai?
- Führende Figuren welcher Partei wollen jetzt sofort alle Pandemie-Massnahmen lockern und nehmen dafür eine zweite Corona-Welle von Ansteckungen und Toten in Kauf?
- Welche Figuren welcher Partei und ihnen zugewandten Ökonomen wollen rund einen Drittel der Schweizer Bevölkerung einsperren und phantasieren von einer «Durchseuchung»?
Und eine kurze Antwort: die SVP.
SVP möchte einen Drittel der Bevölkerung einsperren.
HURRLIBUEB-POLITIK
«Hurrlibueb» ist das Dialektwort für das, was im Standarddeutsch «Brummkreisel» heisst. Also jene Spielzeuge, die, einmal angetrieben, um die eigene Achse wirbeln und Lärm machen. Zuerst also den Abbruch der Session verlangen – und dann damit auch noch Erfolg haben. Selbstverständlich ging es SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi dabei nicht um den Gesundheitsschutz im Bundeshaus, sondern darum, missliebige Geschäfte zu verzögern. Zum Beispiel die Übergangsrente für ältere Arbeitslose. Die SVP bekämpft diese, wollte mit ihrer Ablehnung aber vor der Abstimmung über ihre Kündigungsinitiative nicht im Schaufenster stehen. Mit dem überstürzten Sessionsabbruch hatten die Blocheristen zwar Erfolg. Aber trotzdem Pech, weil der Bundesrat später auch die Abstimmung über die Kündigungsinitiative verschob.
Dann war für ein paar Wochen mehrheitlich Ruhe im Rechtsaussen-Stadl. Bis Magdalena Martullo-Blocher ihre Mummenschanz-Nummer mit der Maske wiederaufnahm. Und verkündete, sie verkaufe jetzt Masken an Coiffeursalons für 90 Rappen das Stück (plus Mehrwertsteuer und Porto). Rechnende Coiffeusen kaufen ihre Masken deshalb besser beim Detaillisten. Dort (zum Beispiel bei Lidl) kosten sie nur 69,8 Rappen, alles inklusive, also über 20 Prozent weniger.
WACHABLÖSUNG
Auffallend: SVP-Führer Christoph Blocher geht ideologisch nicht mehr voran. Aus seiner Selbstquarantäne in der Herrliberger Millionenvilla stellte er sich zuerst hinter den Bundesrat. Und verstummte dann vorübergehend. Den Lärm machte und macht seine Tochter. Erst vergangene Woche meldete sich Vater Blocher wieder in seinem Internet-TV und erklärte dem Bundesrat – ganz in der Tonalität seiner Tochter – den Krieg. Und in der gleichen Woche veröffentlichte die SVP ein Corona-Inserat voller Behauptungen und heisser Luft. Auf Seite 7 sagt work, was wirklich stimmt.
Die SVP will im Grunde alle Massnahmen zum Gesundheitsschutz lockern, damit die Profite wieder fliessen. Die Gesundheit der Menschen ist da höchstens zweitrangig. Darum auch das fahrlässige Gerede von der «Durchseuchung der Bevölkerung» und die irrwitzige Idee, fast einen Drittel der Menschen in diesem Land einzusperren, bis eine Impfung existiert. Also je nach Prognosen zwischen einem halben Jahr und 18 Monaten.
UND JETZT?
Die kommende Sondersession im Zeichen der Corona-Bekämpfung und der Linderung der ökonomischen Auswirkungen auf die Menschen wird zeigen, welche politischen Kräfte im gesundheitlichen und ökonomischen Interesse der Mehrheit handeln. Eine Antwort, für die man kein Prophet sein muss: die SVP wird nicht dazugehören. Aber viel Lärm machen – wie ein Hurrlibueb eben.
Bin 69 Jahre alt, immer noch links aktiv in der Kirche aktiv ehemaliger Präsident von einem Pflegeheim und Ingenieur.
Der Lockdown muss jetzt enden. Das erste mal in meinem Leben unterstütze ich eine Forderung der SVP.
Von meinen linken Freunden höre ich nur Unterstützung der offiziellen Virologen. Diese offiziellen Experten liegen oft so falsch wie die offiziellen Verkehrsexperten. Wagen wir endlich Kritik und Demokratie. Alle Experten sagen immer das gleiche. „Eigentlich ist es zu kompliziert, das Volk kann das gar nicht entscheiden.“
Die Behauptung, dass das alles wirtschaftlich zu verkraften sei, ist unglaublich.
Liebe Grüsse