David Gallusser ist Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB)
Die Coronakrise hat das Gastgewerbe hart getroffen: Während des Lockdowns durften Restaurants keine Gäste bewirten. Weil die Grenzen geschlossen waren, blieben Touristinnen und Geschäftsreisende aus dem Ausland weg. Dies haben die Hotels genauso schmerzlich zu spüren bekommen wie die Absage von Grossveranstaltungen und Messen, die üblicherweise für viele Logiernächte sorgen.
(Quelle: Monitoring Consumption Switzerland, SIX BBS AG)
MEHRKONSUM. Drei Monate nach dem Lockdown hat sich die Situation gebessert. Das zeigen die Rechnungen, die Gäste aus der Schweiz mit ihren Debitkarten in Restaurants, Bars und Hotels begleichen. Im Vergleich zum Vorjahr waren die Zahlungen während des Lockdowns massiv gesunken (vgl. Grafik). Mit der Aufhebung der Einschränkungen haben sie sich dann erholt. Seit Ende Juni liegen sie sogar deutlich höher als 2019. Sprich: Die Schweizerinnen und Schweizer geben in diesem Sommer mehr Geld in Schweizer Restaurants und Hotels aus. In den bei Inländern beliebten Tourismusregionen wie Graubünden, dem Tessin oder dem Wallis waren die Mehrausgaben sogar noch höher als im Durchschnitt. Das erlaubte es dortigen Betrieben, bereits wieder die Preise zu erhöhen und die Einnahmeausfälle aus dem Lockdown wettzumachen.
ENTLASSUNGEN DROHEN. Nicht alle profitieren davon, dass viele Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien im Inland verbringen. Destinationen wie Genf, Interlaken oder Luzern, die von ausländischen Touristen oder Geschäftsreisenden leben, bleiben nach wie vor arg gebeutelt. Auch manche Restaurants leiden weiter unter der Krise. Gerade Betriebe, die aufs Mittagsgeschäft ausgerichtet sind, erzielen wegen des weit verbreiteten Homeoffice kleinere Umsätze. Darüber hinaus bleibt die Zukunft höchst unsicher. Nehmen die Corona-Fallzahlen weiter zu, könnten Gäste aus Vorsicht oder wegen neuer Einschränkungen die Gastbetriebe wieder stärker meiden. Für die Arbeitnehmenden bleibt es auf jeden Fall ungemütlich. Die Arbeitslosigkeit ist trotz Sommerboom hoch, und die Mehrheit der Gastrobetriebe erwartet, in den kommenden Monaten Stellen abbauen zu müssen. Wichtig ist deshalb, dass die Kurzarbeit verlängert wird und angesichts der tiefen Löhne in der Branche der volle Lohn ausgezahlt wird.