Wollt ihr solche Frauen?

Nach jahrzehnte­langem Ringen kam 1971 endlich das Frauenstimm- und Wahlrecht. In wenigen Monaten steht das 50. Jubiläum vor der Tür. work erinnert mit einer Serie von Artikeln an diesen Kampf. 

VOGELSCHEUCHE: Plakat zur kantonalen Abstimmung über das Frauenstimmrecht in Basel-Stadt, 1920. (Foto: Otto Baumberger, Pro Litteris, Zürich)

Das Plakat von 1920 zeigt eine Vogelscheuche, einen Kinderschreck. Vor der ersten kantonalen Abstimmung in Basel-Stadt werden die Stimmbürger damit vor den Folgen des Frauenstimm- und -wahlrechts gewarnt. Die politische Eman­zipation werde aus Frauen «Mannweiber» machen, Hexen, es drohe die totale Entweiblichung.

ENDLICH!

Nun, am 7. Februar 2021, werden es genau 50 Jahre her sein, seit den Frauen landesweit das Recht zum Abstimmen und Wählen (und das Recht, selber gewählt zu werden) von den Männern zugestanden wurde. Damals, 1971 – da war ich schon 12 Jahre alt und meine resolute Mutter 47. «Endlich», sagte sie, und verbat sich und ihrer Familie das Jubilieren. Für sie war es eine Schande, dass es so lange gedauert hatte. Eine öffentliche Demütigung für alle Frauen.

Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts forderten Frauengruppen und -organisationen die Männer dazu auf, den Frauen endlich die politischen Rechte zu gewähren. Arbeiterinnenvereine, Sozialistinnen und Kommunistinnen genauso wie bürgerliche Frauenvereine, Katholikinnen und Protestantinnen. Diese «Frauenrechtlerinnen» kamen aus allen Regionen der Schweiz: aus dem ­Arbeitermilieu, aus Akademikerfamilien.

Frauenrechtlerinnen schlug Hass
und Unverständnis entgegen.

HARTNÄCKIGE FRAUEN

Sie wurden sozial geächtet, gesellschaftlich vernichtet, es schlug ihnen Hass und Unverständnis entgegen. Häufig auch von Frauen. Denn längst nicht alle wollten mündig sein. Und trotzdem blieben diese Frauen hartnäckig. In immer mehr Kantonen wurde das Frauenstimm- und -wahlrecht eingeführt. Bis schliesslich am 7. Februar 1971 – bei der zweiten nationalen Abstimmung – der Durchbruch gelang: Zwei Drittel der Männer sagten Ja. Endlich!

work erinnert mit einer Serie von Artikeln an diesen Kampf. Den Anfang macht die Walliserin Katharina Zehnhäusern, die 1957 als eine der ersten einen Stimmzettel in die Urne einwarf. Schon 14 Jahre vor der Einführung des na­tionalen Frauenstimmrechts (siehe Text unten).

Dore Heim (61) ist Historikerin. Die Gewerkschafterin engagiert sich in feministischen Projekten, etwa für die Frauenstreiks von 1991 und 2019.

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