Corona-Impfstoff: Der Beginn einer neuen Produktionsweise?

Als die Abwahl von Donald Trump feststand, meldeten die Unter­nehmen Biontech und Pfizer nie für möglich gehaltene Erfolge bei ihrem Impfstoff. Die Produktion werde noch dieses Jahr mit 50 Millionen Impfdosen anlaufen. In wenigen Monaten könne man 70 Prozent der Deutschen impfen. Es geht voran!

Sie stehen hinter Biontech: Ugur Sahin und Özlem Türeci, ein deutsches Ärzte- und Unternehmerehepaar türkischer Herkunft. (Foto: ZVG)

Wir erleben dank der Pandemie eine der spannenderen Phasen kapitalistischer Entwicklung.

ERKENNTNIS 1: Die Pandemie kostet die Weltwirtschaft jeden Monat mindestens 375 Milliarden Franken. Wie schon bei der Spanischen Grippe gilt, wer als Stadt, Region oder Land gesundheitspolitisch harte Massnahmen ergreift, kommt wirtschaftlich besser durch die Krise.

ERKENNTNIS 2: Deshalb empfehlen 60 Wissenschafterinnen und Wissenschafter dem Bundesrat, einen harten Lockdown mit korrekter Entschädigung für alle Betroffenen zu kombinieren. Die NZZ hat den Brief nicht veröffentlicht, die rechte deutsche FAZ berichtet über ihn. So weit sind wir schon. Österreich geht seit dem letzten Samstag genau diesen Weg. Am 6. Dezember 2020 steht fest, wer recht hatte, Finanzminister Ueli Maurer, der behauptet, ein neuer Lockdown sei nicht finanzierbar. Oder Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz, der durchgreift. Wetten, dass die Ösis diesmal besser sind?

ERKENNTNIS 3: Weltweit haben die Länder dieser Welt rund 25 Milliarden Franken investiert, damit staatliche, parastaatliche und private Unternehmen in Konkurrenz zueinander möglichst schnell einen Impfstoff entwickeln. Denn normalerweise dauert es zehn Jahre, bis ein neuer Impfstoff auf den Markt kommt.

ERKENNTNIS 4: Die Forscherinnen und Forscher waren und sind mit unterschiedlichen Ansätzen unterwegs: MRNA-Impfstoffe. Vektor-Viren. Proteinbasierte sowie Tot-Lebend-Impfstoffe. Die meisten von uns – der Schreibende eingeschlossen – verstehen wahrscheinlich im ersten Anlauf nur Bahnhof.

ERKENNTNIS 5: Als die Abwahl von Donald Trump feststand, meldeten die Unternehmen Biontech und Pfizer nie für möglich gehaltene Erfolge: Ihr MRNA-Impfstoff schütze mehr als 90 Prozent der Geimpften. Nebenwirkungen seien klein und deshalb vernachlässigbar. Die Produktion werde noch dieses Jahr mit 50 Millionen Impfdosen anlaufen. Die Materialkosten würden sich pro Person unter 40 Franken bewegen. In wenigen Monaten könne man 70 Prozent der Deutschen impfen.

ERKENNTNIS 6: Wenn Donald Trump am 20. Januar 2021 die Präsidentschaft an Joe Biden übergeben muss, werden absehbar bereits 30 Millionen Menschen in den USA geimpft sein. Im Sommer 2021 soll der Corona-Spuk vorbei sein.

ERKENNTNIS 7: In fast keinem anderen Land der Welt ist die Impfskepsis so gross wie in der Schweiz. Leider fordern wenige einen Impfzwang. Vielleicht löst sich das Problem spielerisch. Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin fordert, dass alle, die ins Ausland reisen, und alle, die wieder fliegen wollen, geimpft sein ­müssen. Selbst die Swiss geht in diese Richtung. Der Impfpass als Spasspass.

ERKENNTNIS 8: Die Manager der Pharmamultis Roche und Novartis haben versagt, obwohl niemand besser bezahlt wird als sie. Sie hätten eine Zusammenarbeit mit Firmen wie Biontech realisieren müssen. Stattdessen verkaufte Novartis das Werk, in dem Biontech die Impfstoffe für Europa produzieren wird, an Ugur Sahin und Özlem Türeci, ein deutsches Ärzte- und Unternehmerehepaar türkischer Herkunft. Dümmer geht nimmer.

ERKENNTNIS 9: Die Prozesse rund um die Entwicklung des neuen Impfstoffs legen nahe, dass wir wahrscheinlich am Beginn einer neuen Produktionsweise stehen, welche die Produktivkräfte entfesselt. Im nächsten Schritt sollten die Staaten Geld aufwerfen, damit endlich Antibiotika entwickelt werden, die gegen alle Bakterien wirken.

Der deutsche Professor für Wirtschaftswissenschaft Axel Ochenfels denkt schon weiter: «Auktionen könnten Unternehmen belohnen, die ambitionierte Kostenziele für grüne Technologien unterschreiten. Das Ziel ist, durch Kreativität und Wettbewerb (irgend)eine grüne Technologie so günstig zu machen, dass fossile Brennstoffe wertlos werden. Sobald dies gelingt, ist es fortan im Eigeninteresse aller Länder und Unternehmen, die fossilen Ressourcen in der Erde zu lassen. Internationale Kooperation ist dann überflüssig.»

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/oesis
    Für die verbohrte alte NZZ greift Österreich zum «Vorschlag­hammer».
  • rebrand.ly/hysteriker
    Für Kanzler Kurz gilt: Jeder soziale Kontakt ist einer zu viel. In den Augen von Ueli Maurer auchso ein Corona-Hysteriker.

 

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