Die SBB haben ein eigenes, flächendeckendes Stromnetz. Und eigene regulierbare Wasserkraftwerke.
tesla semi: Der neue Tesla-Truck soll mit 590 Kilowattstunden 800 Kilometer fahren können. (Foto: ZVG)
Sie können problemlos spottbilligen Strom in ihr Netz einspeisen. Und so eigene oder befreundete Elektrolastwagenflotten konkurrenzfähig machen.
DIE GUTE NACHRICHT 1: Einmal mehr braucht Tesla-Unternehmer Elon Musk länger als angekündigt: Er wird seine elektrischen Vierzigtönner, seine Semi-Trucks, erst 2022 in halbwegs hohen Stückzahlen ausliefern wollen. Der Grund: Die Nachfrage nach Elektroautos sei so hoch, dass er zu wenig Batterien habe, um in die Produktion zu gehen. Das ist eine gute Nachricht, denn so bleibt der SBB Cargo etwas Zeit, technologisch aufzurüsten.
Noch ist die SBB-Tochter mehrheitlich in staatlicher Hand, aber die Planzers, Bärtschis & Co. kontrollieren inzwischen 35 Prozent ihrer Aktien.
Und sie diktieren ihren Kurs. Die Fuhrhalter wollen die SBB im inländischen Stückgüterverkehr faktisch liquidieren. Darüber berichteten wir in der letzten «Rosa Zukunft». Wer‘s nicht glaubt, kann es in der Sendung «Rundschau» von SRF nachschauen (Link siehe Spalte rechts). SBB Cargo braucht auf der Schiene dringend einen Produktivitätsschub. Mehr dazu ein nächstes Mal.
Parallel dazu muss SBB Cargo zum wichtigsten Player auf der Strasse werden. So wie Schenker in Deutschland, eine Tochter der Deutschen Bahn. Mit Elektrolastwagen! Die SBB halten dafür alle Trümpfe in der Hand: dank den eigenen Kraftwerken, dank neu zu bauenden Solarkraftwerken, dank dem eigenen Netz, dank dem bereits heute günstigen und morgen noch günstigeren Strom.
DIE GUTE NACHRICHT 2: Mit nur 590 Kilowattstunden Strom soll der stärkste Semi-Truck 800 Kilometer weit fahren können. Das heisst: Der Verbrauch pro Kilometer würde deutlich unter eine Kilowattstunde Strom zu liegen kommen. Das Gewicht der Batterie wäre nicht viel höher als das Gewicht eines Dieselmotors samt vollem Tank. Chapeau!
DIE GUTE NACHRICHT 3: Mercedes, der grösste Hersteller von Lastwagen, setzt zusammen mit der Google-Mutter Alphabet voll auf Roboter-Lastwagen. Mercedes baut Lastwagen, in denen alle sicherheitsrelevanten Systeme wie Bremsen und Steuerung doppelt vorhanden sein sollen.
DIE GUTE NACHRICHT 4: Tesla-Bauer Musk will Elektrotankstellen verkaufen, die eine Leistung von 1000 Kilowatt haben, damit der stärkste Semi-Tesla in 40 Minuten mit Strom vollgetankt werden kann. Während dieser Zeit können die Chauffeusen und Chauffeure in einer retrogefitteten Rottenküche eine Bratwurst essen.
DIE GUTE NACHRICHT 5: Der Bündner SP-Nationalrat Jon Pult ist Präsident des Vereins Alpeninitiative. Und neu auch einer der Vizepräsidenten der SP-Schweiz. In seinem Bewerbungsschreiben hielt er fest: «Die Linke muss wieder definieren, was Fortschritt bedeutet: Für mich bedeutet er nicht mehr Wirtschaftswachstum oder schnellen technologischen Wandel. Sondern mehr Rechte, mehr Chancen, mehr und mehr Kaufkraft – für alle statt für wenige.» Hoppla!
Das Tempo des technologischen Wandels bestimmt nicht die SP Schweiz. Und das ist vielleicht gar nicht so schlecht. Technologischer Wandel ist ein Kind des zugleich produktiven wie zerstörerischen Kapitalismus. So sahen es jedenfalls Marx und Engels seinerzeit. Deshalb gilt es den technologischen Wandel zu nutzen, um die Schweiz demokratischer, sozialer und umweltfreundlicher zu machen. Und hier sitzt Jon Pult auf den alles entscheidenden Schnittstellen.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/srf-rundschau
Wer wissen will, was Planzer & Co. im Schilde führen, muss sich nur die «Rundschau» anschauen. Vielleicht muss man dafür sorgen, dass nur Lastwagen günstigen Strom tranken dürfen, deren Chauffeure mindestens 5000 Franken im Monat verdienen.
- rebrand.ly/roboter-trucks
Das «Handelsblatt» berichtet über technologischen Wandel unter dem Titel: «Daimler und Google-Schwester Waymo kooperieren bei Roboter-Trucks».
- rebrand.ly/mehr-zellen
Dieses digitale Magazin ist Tesla-freundlich. Und trotzdem recht informativ. Schliesst einander nicht aus.