«Black Friday», «Cyber Monday», «Singles’ Day»: Der Schweizer Handel übernimmt gierig die Marketingideen aus Übersee, um den Konsumrausch anzustacheln.
IMMER MEHR. Statt nur einen Tag dauert die Rabattschlacht heuer sogar eine ganze Woche. (Foto: Keystone)
Den Ausdruck «Black Friday» verdanken wir wahrscheinlich dem Slang der Polizisten aus Philadelphia (USA). So nannten sie in den 1960er Jahren den Tag nach Thanksgiving, das immer an einem Donnerstag Ende November stattfindet. Und dieser Freitag nach dem Feiertag war schon damals der Start des Weihnachtsshoppings.
Die Polizisten (Frauen im Patrouillendienst gab’s erst zehn Jahre später) ärgerten sich über massive Staus in der Innenstadt und vollgestopfte Trottoirs. «Schwarz» also wegen der Masse an Menschen und Autos – oder der vielen Arbeit für die Polizei.
IMPORT AUS ÜBERSEE. Ein halbes Jahrhundert später, 2015, brachte Manor den Rabatt-Tag in die Schweiz. Und erzielte damit einen Traum-Umsatz: dreimal mehr als an einem vergleichbaren Freitag. Kein Wunder, zogen schon 2016 viele Detail- und Onlinehändler nach. Mittlerweile haben sie noch weitere «Shopping-Traditionen» aus Übersee entdeckt und hoffen, damit ihre Umsätze anzukurbeln: Der «Cyber Monday», ebenfalls aus den USA, ist der Montag nach Thanksgiving, 2005 erfunden als Antwort der Onlineshops auf den «Black Friday».
Oder der «Singles’s Day» am 11. November, den einsame chinesische Studierende in den 1990er Jahren ins Leben riefen, um neue Freundschaften zu schliessen oder sich zu verlieben. Was mit Karaoke-Parties anfing, ist heute der umsatzstärkste Onlineshopping-Tag der Welt. Nur wenige Schweizer Onlineshops kritisieren den Rabattwahn als nicht nachhaltig und verweigern sich. Etwa der Bio-Weinhändler Delinat. Der «Black Friday» sei vor allem rabenschwarz für die Umwelt. Deshalb galt bei Delinat «Nur heute: alles 10 Prozent teurer!» Die Firma verdoppelte den Aufpreis und spendete den Betrag an die Volksinitiative für sauberes Trinkwasser, die im nächsten Jahr zur Abstimmung kommt.