Verkäuferinnen und Verkäufer können jetzt aufatmen: Gleich dreimal gab’s ein Nein zu längeren Ladenöffnungszeiten.
SHOPPING-TOUR: Längere Öffnungszeiten unerwünscht. (Foto: Keystone)
Soll noch jemand sagen, die Bernerinnen und Berner seien langsam. Schon einen Tag vor dem Internationalen Frauentag setzten sie in der Frauenbranche Detailhandel ein klares Zeichen. Und entschieden, dass zwei Sonntagsverkäufe pro Jahr genug sind. Zu einer Verdoppelung auf vier, wie es die rechte Mehrheit im Kantonsparlament gewollt hatte, sagten an der Urne 54 Prozent Nein. Noch deutlicher, mit 65 Prozent, erteilten gleichentags die Zugerinnen und Zuger den rechten Jungparteien eine Abfuhr. Per Initiative hatten sie die Öffnungszeiten um eine Stunde verlängern wollen.
«Für viele Leute hat der Shopping-Wahn eine Grenze erreicht.»
GRENZE. Unia-Mann Giuseppe Reo hat sich gegen beide Vorlagen ins Zeug gelegt. Denn er ist sowohl Regioleiter in der Zentralschweiz als auch, ad interim, im Berner Oberland. Reo sagt, er sei nicht ganz überrascht.
Schon beim Sammeln der Unterschriften fürs Berner Referendum habe sich gezeigt: «Für viele Leute hat der Shopping-Wahn eine Grenze erreicht. Sie wissen, dass eine Deregulierung nur den grossen Ketten und Shoppingcentern hilft, während kleine Läden nicht mithalten können.»
Die Bilanz der letzten 15 Jahre ist eindeutig: 24 Mal wurde in Schweizer Kantonen oder Gemeinden über eine Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten abgestimmt. Und 18 Mal, also in drei von vier Fällen, sagten die Stimmenden Nein. Giuseppe Reo sagt: «Wir haben auf der Strasse gemerkt, dass die Leute sich nerven ob dieser Zwängerei. Die Deregulierungs-Turbos sollten den Volkswillen respektieren, statt immer und immer wieder eine neue Vorlage zu bringen.»
SIGNALWIRKUNG. Einen Tag nach der Abstimmung, am Frauentag, kam das Signal auch im Nationalrat an. Seine Kommission hatte die jährlichen Sonntagsverkäufe von vier auf zwölf verdreifachen wollen. Für zwei Jahre, und zwar mit einer Änderung des Covid-Gesetzes im letzten Moment. Doch der Nationalrat sagte Nein wie zuvor der Ständerat.
Drei weitere Niederlagen für die Turbolädeler. Wann hören sie die Signale?