Wille und Wahn

Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work

Seit Monaten müssen sie mit einem Fünftel Lohn weniger auskommen: die Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter. Für die Coronakrise können sie nichts, aber die Kurzarbeitsentschädigung der Arbeitslosenversicherung übernimmt in der Regel nur 80 Prozent des Lohnausfalls. Für Serviererin Laura García Soler heisst das minus 600 Franken im Monat. Seit Dezember lebt sie von 2800 Franken. Netto! Sogar fürs Benzin reicht’s jetzt nicht mehr. Weil sie noch ihre Eltern in Spanien unterstützt. Und weil Soler auch kein Trinkgeld mehr macht. Bis zu 1000 Franken im Monat zusätzlich können das sein.

Also minus 1000 Franken zusätzlich. Flattert dann auch noch eine zünftige Zahnarzt­rechnung ins Haus, wie bei Service­mitarbeiterin Márcia Galvao, geht plötzlich gar nichts mehr. 1600 Franken zahlen mit einer Kurzarbeits­entschädigung von 2045 Franken? Galvaos Verzweiflung wächst. Denn nun hat auch noch ihr Mann den Job verloren. Ein weiterer Corona-Verlierer im Gastgewerbe.

Ueli Maurers Corona-Politik macht arm.

EIN FIASKO. Die Schweizer Corona­politik macht arm: Das zeigen neue Studien. Mit 20 Prozent weniger Einkommen müssen Geringverdienende durch die Coronakrise. Die Besser­verdienenden trifft’s weit ­weniger stark. Und viele Aktionärinnen und Aktionäre machen sogar vorwärts. Sie garnieren Dividenden. Und gleich­zeitig lässt sich so manche Firma die Kurzarbeitslöhne der ­Mitarbeitenden vom Staat zahlen. Während die einen also jeden Franken umdrehen müssen, leiten die anderen Steuergelder in die eigenen Taschen um. Das ist ein Skandal, ein politisch gewollter. Und nicht der einzige. Nach einem Jahr Pandemie ist unübersehbar: Der rechts­dominierte Bundesrat, das rechts­dominierte Bundesparlament und viele rechtsdominierte Kantone können kein Corona. Die nötigen Gelder für die krisengeschüttelten Menschen, KMU und Branchen fliessen nicht so, wie sie fliessen sollten. Ein Fiasko. Drum gehen die dafür Verantwort­lichen jetzt auf Gesundheitsminister Alain Berset los. Als Ablenkungs­manöver. Allen voran die SVP. Wollen ihn absetzen, wollen der wissen­schaftlichen Taskforce den Mund verbieten, wollen die Pandemie per rechten Mehrheitsbeschluss ­beenden. Drehen total durch, wie work-Autor Clemens Studer in seiner Analyse aufzeigt.

BOCKIG. Mantramässig mault ­Maurer: «Kein Geld da!» Etwa, wenn die Gewerkschaften eine 100-Prozent-Kurzarbeitsentschädigung für Löhne unter 5000 Franken netto verlangen. Der SVP-Bundesrat und sein Staats­sekretariat für Wirtschaft blocken bockig. Ein Wahnsinn. Denn die Nationalbank hockt inzwischen auf Milliardenbergen von Vermögen. Geld ist genügend da. Wiewohl, es fehlt der Wille.

1 Kommentare

  1. Peter Bitterli 9. März 2021 um 10:50 Uhr

    Grünzeug und Sozen sind ja die Hardcoronisten! Was also faselt die Frau?

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