Wie arbeitet ein Tierpräparator? Wie hat man Bilder retuschiert, als es noch keine Computer gab? Und was ist ein Kalkbrand? An den Denkmal-Tagen gibt es schweizweit Gelegenheit, altes Handwerk live zu sehen, und auch gleich selbst auszuprobieren.
HISTORISCHE HOLZHÄUSER: Schindelmacherin Trix Limacher aus Engelberg OW. Sie arbeitet an den Denkmal-Tagen an der neuen Schindelfassade eines um 1910 erbauten Gebäudes. (Foto: Luzerner Zeitung)
«Hereinspaziert!»: So lautet die Losung der Europäischen Tage des Denkmals. Auch in der Schweiz sind am Samstag, 10., und Sonntag, 11. September, alle Interessierten eingeladen, altes Handwerk kennenzulernen. Handwerk, das im Zeitalter der Massenfertigung in Vergessenheit geraten ist. Doch viele dieser traditionellen Techniken sind unabdingbar, wenn wir unser Kulturerbe pflegen und bewahren wollen. Bei der Restaurierung von Schlössern, alten Bauernhäusern, Industrieanlagen oder wertvollen Altstadthäusern sind Fachleute gefragt, die solche Künste noch beherrschen. work gibt einen Überblick über die interessantesten Anlässe in den Kantonen, bei denen man nicht nur zuschauen, sondern oft auch gleich mitmachen kann.
Seit der Eisenzeit hat sich die Herstellung von Nägeln aus Eisenerz kaum verändert.
SCHINDELN MACHEN: Holzschindeln aus Fichte oder Lärche gehörten einst zu fast jedem Haus. In Engelberg OW ist Schindelmacherin Trix Limacher live an der Arbeit zu sehen, an einer Fassade aus dem Jahr 1910 (Samstag, ab 9 Uhr, Alte Gasse 36). Das Volkskundemuseum in Stein AR demonstriert, wie Schindeln korrekt verbaut werden (Samstag, 13.30 Uhr). Und in Davos zeigen Schreinerfachleute, wie die Technik bei modernen Bauten funktioniert (Samstag, 10 und 13 Uhr, Schreinerei, Guferstrasse 5).
NÄGEL SCHMIEDEN: Seit der Eisenzeit hat sich die Herstellung von Nägeln aus Eisenerz kaum verändert. Kantonsarchäologin Franziska Pfenninger zeigt in der Stahlgiesserei in Schaffhausen live, wie es geht. Man darf auch mal selber an den Amboss (Samstag, 10–15 Uhr, Mühlentalstrasse 86). In Winterthur steht die letzte noch aktive Nagelfabrik der Schweiz mit Maschinen aus der Gründerzeit (um 1895) zur Besichtigung bereit (Donnerstag, 9. September, 17.30 Uhr, St.-Galler-Strasse 138). Wie einst aus heissem Eisen Nägel geschmiedet wurden, demonstriert die Nagelschmiede im Fricktaler Museum in Rheinfelden AG (Samstag, 14–17 Uhr).
TIERE PRÄPARIEREN: Messer, Schere und Pinzette sind die bevorzugten Werkzeuge der Tierpräparation. Ein Meister seines Fachs war Ernst H. Zollikofer (1859–1930). Seine Werke sind im Naturmuseum St. Gallen zu bewundern (Sonntag, stündliche Führungen ab 10 Uhr). Im Naturhistorischen Museum Bern führt Präparator Constantin Latt dem Publikum die «Grossdermoplastiken» (Präparate von grossen Tieren) vor (Sonntag, stündlich ab 10 Uhr).
KALKBRENNEN: Kalk ist wichtig für Mörtel und Trockenmauern. Wie er entsteht, ist im Steinbruch der Gebrüder Thomann in Liesberg bei Laufen BL anhand eines richtigen Kalkbrands zu erleben (Sonntag, 9 Uhr). In Zürich zeigt Spezialist Carlo Vagnières, wie historische Altstadthäuser mit Kalkfassaden und farbigen Verputzen aufgewertet werden (Samstag, 10, 14 und 16 Uhr, Sonntag, 14 und 16 Uhr).
FOTOGRAFIEREN/RETUSCHIEREN: Im Stadtmuseum Aarau kann man nur mit Licht und Wasser blaue Fotos entstehen lassen. Dieses alte Verfahren heisst Cyanotypie (Sonntag, ab 14.30 Uhr). Im Atelier Reding in Köniz BE zeigt Fotografin Nadine Reding, wie früher Fotos retuschiert wurden (Samstag, 11–16 Uhr, Vidmarhalle 33).
FARBEN GESTALTEN: Der Tabakhändler Carl F. Grob hat 1885 seine Villa Patumbah in Zürich mit üppigen Fresken und Malereien verschönert. Man wähnt sich auf einer tropischen Insel. Die Dekorationsmalerin Olivia Fontana erklärt die Techniken dahinter (Samstag, 14.30 und 15.30 Uhr, Sonntag, 13.30, 14.30 und 15.30 Uhr).
PADDELN IM EINBAUM: Die Pfahlbauerinnen und Pfahlbauer benötigten in der Steinzeit einen Einbaum, um über den See zu kommen. Dabei ist richtiges Paddeln gar nicht so leicht. Wie es geht, zeigen die Sportsleute der Einbaumregatta in Uster ZH (Samstag, ganzer Nachmittag, Schifflände Niederuster).
Das vollständige Programm mit allen Daten und Anlässen im Download: rebrand.ly/denkmaltage.