Jean Ziegler
In den polnischen Wäldern sterben die Menschen. Kinder, Frauen und Männer aus Syrien und dem Irak, aus Afghanistan, Jemen und Somalia erfrieren, verhungern, töten sich selbst. Neue Verbrecher sind am Werk. Und die Machthaber in Brüssel schützen sie durch ihre Gleichgültigkeit.
Neue Verbrecher sind am Werk. Und die Machthaber in Brüssel schützen sie durch ihre Gleichgültigkeit.
DIE WAFFE WEISSRUSSLANDS. Das weissrussische Gangsterregime des Viktor Lukaschenko in Minsk steht unter europäischen Sanktionen wegen Wahlbetrugs, Verfolgung aller Oppositionellen und Verletzung der Menschenrechte. Der Diktator hat deshalb eine Waffe geschaffen, um seinerseits die EU-Kommissare zu bedrängen.
Gepeinigte Flüchtlinge, die vergeblich versuchen, an den Aussengrenzen der Festung Europa ihr Recht auf Asyl geltend zu machen, erhalten ein Visum für Weissrussland. Wenn sie in Minsk landen, werden sie von Agenten des Geheimdienstes – der immer noch KGB heisst – in Empfang genommen. Mit Bussen oder Lastwagen werden sie an die polnische Grenze gefahren und dort in die Wälder getrieben. Mit diesen Flüchtlingsströmen will Lukaschenko die EU-Kommissare zur Annullierung ihrer Sanktionen zwingen.
Polen verweigert jede Aufnahme von Flüchtlingen. Es hat eine 180 Kilometer lange doppelte Sperre aus Nato-Stacheldraht durch die Wälder gezogen. Zurück nach Weissrussland können die Flüchtlinge aber auch nicht. Lukaschenko verweigert jede Rücknahme. Wie viele frierende Menschen in den Wäldern herumirren, weiss niemand.
Einige wenige Journalisten legen Zeugnis ab. Zum Beispiel Florian Hassel von der «Süddeutschen Zeitung». Beim polnischen Grenzdorf Michalowo begegnete er acht gefangenen jungen Somaliern in dünner Sommerkleidung. Sie hatten fünf Tage nichts gegessen, einige hatten Verletzungen, alle froren erbärmlich. Fünfzehn Tage waren sie schon im dichten Wald unterwegs. Es war ihr siebter Versuch, die Grenzsperren zu überwinden. Schläger der polnischen Grenzpolizei hatten sie bisher regelmässig in den Wald zurückgejagt.
KEINE UNO-HILFE. Das Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) ist völkerrechtlich verpflichtet, das universelle Menschenrecht auf Asyl zu schützen und Flüchtlingen, woher sie auch immer kommen und wo sie auch immer sind, beizustehen. Hochkommissar Filippo Grandi, dessen Behörde in Genf sitzt, hat 9300 feste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein Jahresbudget (2021) von 9,1 Milliarden Dollar. Im polnischen Grenzgebiet ist kein einziger Uno-Beamter präsent.
Die Schweiz ist eine der wichtigsten Geldgeberinnen dieser Uno-Behörde. Lange Jahre war sie Mitglied des Exekutivkomitees, dem Grandi unterstellt ist. Parlament, Bundesrat, aber auch die Zivilgesellschaft müssen von Grandi verlangen, dass er endlich menschenwürdige Auffanglager in der Grenzzone errichtet und so der fürchterlichen Tragödie in den polnischen Wäldern ein Ende setzt.
Jean Ziegler ist Soziologe, Vizepräsident des beratenden Ausschusses des Uno-Menschenrechtsrates und Autor. Im letzten Jahr erschien im Verlag C. Bertelsmann (München) sein neustes Buch: Die Schande Europas. Von Flüchtlingen und Menschenrechten.
Wieviele Asylanten hast DU aufgenommen? Oder gibt es Dich gar nicht? ist „Jean Ziegler“ nur ein Trugbild, ein Phantom? Zwar uralt und aus vergangenen Zeiten…, aber irgendwie rassiger als die heutigen Schwurbli-Linken.
Wie Elvis: Den gab es auch nie, ist nur eine Spintisierung der Möchtegern-Hüfteschwinger!
Hassels Florian von der „Süddeutschen“! So richtige Journaille. Immer an der Brennpunkten des Zeitgeistes, immer relotiusartig aufblasend und scharfmachend. Er hat Serben gesehen, die mit Albanerköpfen Fussball gespielt haben. Er sieht immer genau, was man von ihm erwartet.
So wie Zieglers Ghostwriter immer genau das schreiben, was man von Ziegler erwartet.
Danke, polnischer Grenzschutz! Die einzige Möglichkeit, die Tragödie zügig zu beenden. Gerne dürfen auch 9300 UNO-Mitarbeiter beim Schutz der polnischen EU-Aussengrenze mithelfen.