Smood-Chef Marc Aeschlimann (37)
Einst gefeiert, jetzt abgetaucht

Schon seit einem Monat sind die «Smoodeurs» im Streik. Doch CEO Marc Aeschlimann steckte lange Zeit den Kopf in den Sand. Wer ist der Mann?

MARC AESCHLIMANN: Nr. 4 der reichsten Schweizer unter 40 Jahren. (Foto: Lunid13)

Zum «Unternehmer des Jahres 2021» hat’s ihm nicht gereicht. Doch die Jury der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young liess den Smood-Gründer immerhin ins Finale kommen. Marc Aeschlimann beschreite nämlich «neue Wege des Handels und der Gastronomie», die «unschätzbar wertvoll» seien. Gefeiert wurde der Genfer auch vom Wirtschaftsmagazin «Bilanz». Aeschlimann sei ein «Start-up-Gründer auf der Überholspur» und «bereit für rasantes Wachstum». Schon jetzt verfüge der Smood-Chef über ein Vermögen von bis zu 200 Millionen Franken und rangiere damit auf Platz 4 der reichsten Schweizer unter 40 Jahren. Dies, obwohl Smood noch nicht profitabel sei. Woher sein Vermögen stattdessen stammt, verrät Aeschlimann nicht. Mehrfache Interviewanfragen von work liess er unbeantwortet.

«Ich bin fähig, während mehrerer Tage nicht zu sprechen.»

SPRACHLOS

Überhaupt scheint ihm der Streik die Sprache verschlagen zu haben. Seit dieser ausgebrochen ist, hat sich der Newcomer nicht mehr öffentlich geäussert. Mehrere Mitarbeitende sagen, ihn länger nicht gesehen zu haben. Ob er sich nach Zug zurückgezogen hat? Oder an die Côte d’Azur? Vom Steuerparadies aus gründete Aeschlimann einst Smood. Und im noblen Nizza hatte er studiert, bevor er nach Genf zurückkehrte respektive ins Villenviertel der Grenzgemeinde Cranves-Sales (F), wo das elterliche Anwesen samt Pool und ein Karrierestart bei Rolex warteten.

STILL

work hätte vom Senkrechtstarter gerne auch erfahren, was er von den Google-Bewertungen seiner Kundschaft halte. Die allermeisten Kommentare zu Smood sind nämlich, gelinde gesagt, «suboptimal» – und dies nicht erst seit dem Streik. Erklärungsbedürftig wäre auch sein Verständnis einer «verantwortungsbewussten und karitativen Online-Shopping-Erfahrung». Das nämlich bietet gemäss Eigenwerbung die Firma Cherrycheckout, in deren Beirat Aeschlimann sitzt und deren älteste Kundin Smood heisst. Und was ist mit der Apety GmbH los? Diese von Studenten gegründete App-Entwicklungsfirma hat Aeschlimann 2018 gekauft. Doch im letzten Oktober stieg er schon wieder aus. Seither scheint das einst bejubelte Start-up am Boden. Völlig überraschend kommt all das nicht. Etwas vom Letzten, was Aeschlimann öffentlich von sich gab, war dieser Satz: «Ich habe so viele Ideen, dass es mir schwerfällt, mit dem normalen Tempo der Dinge Schritt zu halten.» Und schon im Promovideo zum «Unternehmer des Jahres» warnte der Smood-Chef: «Ich bin fähig, während mehrerer Tage nicht zu sprechen!»

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