Schreiner Sadik Dinaj (36): «Holz ist immer in Mode»

Schreiner Sadik Dinaj steht jeden Morgen punkt 7 Uhr topmotiviert auf der Matte. Er ist froh über den Schreiner-GAV und geht deswegen auch an die grosse Demo für die Erneuerung des Landesmantelvertrags auf dem Bau. Denn ohne GAV sei es einfach schwierig in der Branche.

WEITSICHTIG. Schreiner Sadik Dinaj (36) sorgt als Fenstermacher und Gewerkschafter für Durchblick. (Fotos: Nicolas Zonvi)

Mal ist es ein moderner Neubau, mal ein renoviertes Bauernhaus, ein altes Schulgebäude oder ein Einfamilienhaus: überall glänzen sie, die nagelneuen Fensterfronten. Gemacht haben sie Sadik Dinaj (36) und sein Team bei der Schreinerei Theo Graf AG in Rafz ZH. Schreiner Dinaj erklärt: «Wir sind 12 Leute in der Fensterabteilung und machen rund 15 Rahmen pro Tag.» Kürzlich habe die Firma die gesamte Produktion verbessert, sie sei jetzt effizienter. Die allermeisten Kundinnen und Kunden seien aus der Region, sagt Dinaj. Nicht ohne Stolz fügt er an: «Pro Woche machen wir hier im Geschäft die Fenster für zwei bis drei Kundenaufträge fixfertig.» Schon seit 19 Jahren ist Sadik Dinaj im Betrieb. Zuerst hat er eine Anlehre bei einem Betrieb in Eglisau ZH gemacht. Eine Lehrstelle zu finden war für ihn kein Problem. «Ich hatte grosses Glück.» Er habe keine einzige Bewerbung geschrieben. «Ich habe immer gesagt, ich stelle mich direkt beim Chef vor, so wie ich bin.» Und es hat geklappt!

IMMER NEUGIERIG. Nachdem er zur Theo Graf AG gewechselt hatte, drückte er nochmals zwei Jahre die Berufsschulbank und schloss die reguläre Schreinerlehre ab. Das sei ihm vor allem deshalb gelungen, weil bei Theo Graf das Arbeitsklima sehr gut sei. Seit drei Jahren ist Dinaj jetzt Maschinist in der Fensterabteilung. Vorher hat er in der Abteilung Schreinerei und der Abteilung Bodenbeläge gearbeitet, war auch auf den Baustellen unterwegs: «Ich wollte alles sehen und lernen!»

Sehen und lernen wollte er schon früh: «Als ich klein war, ging ich häufig mit dem Grossvater in den Wald und habe mit Holz gespielt.» Der Grossvater war zwar nicht Schreiner, habe aber im Wald immer Hütten gebaut, viel mit Holz gebastelt und ihm gezeigt, wie das gehe. In der Schule habe er im Werkunterricht dann selber häufig mit Holz gearbeitet. «Holz ist nie langweilig. Und immer in Mode.»

Dinaj arbeitet gerne bei der Theo Graf AG. Es sei ein freundlicher, moderner Familienbetrieb. «Wenn ich morgens um 7 Uhr mit der Arbeit anfange, habe ich Freude, weil ich weiss, was mich erwartet.» Wenn ihm mal etwas nicht passe, dann sage er klipp und klar: «Hei, das ist nichts für mich.» Stress sei natürlich schon ein Thema, das sei wohl momentan in allen Firmen so. Überstunden mache er jedoch nur selten. Aber: «Wenn es wirklich mal einen dringenden Auftrag gibt, kommt der Chef am Mittwoch und fragt, ob wir am Samstag fünf Stunden zusätzlich arbeiten könnten. Da sage ich meistens Ja.»

HÖCHSTE PRÄZISION. Dinaj hat eine Schlüsselposition. Er bekommt die Aufträge direkt vom Produktionsleiter. «Von ihm erhalte ich den Plan, welche Fenster als nächstes produziert werden müssen.» Dinaj arbeitet mit einer CNC-Maschine. Diese ist durch den Einsatz von Steuerungstechnik in der Lage, Werk­stücke mit hoher Präzision herzustellen. Dinaj gibt die richtigen Masse ein und kontrolliert, ob Breite, Dicke und Länge der Rahmen auch wirklich stimmen. Dann geht der Rahmen weiter in Abteilung 2, wo ein Kollege das Holz kontrolliert und wenn nötig ausbessert. Die nächste Station ist die Leimabteilung, und dann geht es weiter in die Malerei. Danach werden die Beschläge und Gummidichtungen angebracht – und ganz am Schluss wird das Glas eingesetzt.

MASSARBEIT: Wenn Dinaj von seinem Arbeitskollegen die Pläne für die Fensterrahmen bekommen hat, macht er sich an die Abmessungen. Mit der CNC-Maschine werden die nötigen Werkstücke mit hoher Präzision hergestellt.

Obwohl ihm sein Job gefällt, möchte Sadik Dinaj eines Tages ins Büro wechseln, vielleicht als Programmierer oder als Projektleiter. «Aber sicher nicht heute oder morgen, erst in ein paar Jahren!» Sein nächstes Ziel: Teamleiter zu werden. «Ich habe das am Mitarbeitergespräch angesprochen, und mein Chef hat zumindest nicht Nein gesagt!»

WIE DER VATER. Dinaj ist Unia-Mitglied, seit kurzem sogar Delegierter in der Region Zürich-Schaffhausen. «Vor zwei Jahren kam die Unia zu uns ins Geschäft und hat vom vertragslosen Zustand erzählt, vom Schreinerverband, der sich querstellt. Und dass wir dringend einen neuen Gesamtarbeitsvertrag brauchen. Das hat mich überzeugt.» Dinaj ist dann auch gleich auf die Strasse, um für den neuen GAV zu demonstrieren. «Auch dieses Jahr werde ich natürlich an der Bau-Demo dabei sein. Und ich versuche, ein paar meiner Kollegen zu motivieren.»

Ohne GAV sei es einfach schwierig in der Branche. «Man weiss nie, was in Zukunft ist. Wenn’s gut läuft, ist ja alles okay. Aber wenn’s dann Probleme gibt, und du bist nicht in der Gewerkschaft, kannst du noch lange mit dem Chef stürmen, da erreichst du nichts. Wenn du aber die Unterstützung der Unia hast, kommst du weiter.»

Dinajs Vater war Bauarbeiter und viele Jahre lang Unia-Mitglied. Daher kannte er die Gewerkschaft natürlich schon. Aber er weiss, dass manche sagen: Finger weg von der Unia, die wollen nur dein Geld! «Aber das ist eben falsch, was diese Leute denken!» Schade findet er, dass die Unia an den Berufsschulen nicht präsenter ist. Denn viele Lernende wüssten gar nicht, was die Unia mache. Er habe das einem jungen Kollegen mal so erklärt: «Als wir Schreiner keinen Vertrag hatten, hätten die Chefs sagen können, ihr bekommt keinen 13. Monatslohn mehr, müsst mehr Stunden pro Woche arbeiten und habt auch noch weniger Ferien.» Dank dem GAV sei dies nun nicht der Fall. «Man muss halt den Leuten erklären, was die Unia für die Büezer macht!»


Sadik Dinaj Familienmensch

Sadik Dinaj lebt mit seiner Familie in Rafz ZH. Er ist Vater von drei Kindern (die beiden Mädchen sind 14 und 12 Jahre alt, der Bub ist 10). Seine Frau arbeitet Teilzeit, während dreier Jahre war sie sogar in der gleichen Firma wie Sadik Dinaj und hat dort Aushilfsarbeiten gemacht.

MÖBEL. Auch in seiner Freizeit arbeitet Dinaj gerne mit Holz. Er habe seinen Esstisch und den Salontisch selber gemacht. Und kürzlich für einen Kollegen eine Garderobe.

An den Wochenenden ist Familie Dinaj viel zusammen unterwegs, geht in den Zoo, in Museen. Und so oft wie möglich in die Ferien. Manchmal in die alte Heimat Kosovo. In diesem Jahr gönnt sich die Familie zwei Wochen Karibikferien in der Dominikanischen Republik.

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