Der Lohn bleibt gleich, aber viele Dienstleistungen und Waren werden teurer: Nach über einem Jahrzehnt meldet sich die Teuerung zurück. Doch: was heisst das genau? Und wie gefährlich ist das? work hat die Antworten.
KEINE ROSIGEN AUSSICHTEN: Je tiefer das Einkommen eines Haushaltes ist, desto stärker sind die Auswirkungen der Teuerung. (Foto: Getty)
Was ist eigentlich Teuerung?
Die Jahresteuerung ist im Mai 2022 auf 2,9 Prozent gestiegen. Das heisst: die im Landesindex der Konsumentenpreise abgebildeten Waren und Dienstleistungen sind 2,9 Prozent teurer als im Mai 2021. Besonders spüren wir dies aktuell bei Treib- und Heizstoffen, doch die Teuerung erfasst inzwischen auch Nahrungsmittel, Möbel, Kleider, Take-away, Fitnessabos usw. Wenn die Preise für Waren und Dienstleistungen steigen, gibt es für den gleichen Frankenbetrag weniger davon. Das Geld verliert an Tauschwert.
Zur Teuerung droht erst noch ein Prämienschock.
Warum ist die Teuerung jetzt plötzlich zurück?
Nach vielen Jahren mit Null- oder gar Minusteuerung steigt die Teuerung jetzt rasant an. Dafür gibt verschiedene Ursachen. Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Rohstoffpreise stark steigen lassen. Gleichzeitig sind die Lieferketten nach der Corona-Pandemie immer noch angeschlagen oder gar unterbrochen. Lieferengpässe führen zu Knappheit, und Knappheit lässt die Preise steigen. Dazu kommt, dass viele Firmen die aktuelle Lage ausnutzen, um ihre Profite zu steigern (siehe Artikel unten).
Wie wird Teuerung gemessen?
Das Bundesamt für Statistik hat einen Warenkorb definiert, der die wichtigen Konsumausgaben der privaten Haushalte in der Schweiz repräsentiert. Die Krankenkassenprämien werden darin nicht berücksichtigt, weil sie als «Transfer-Zahlungen» gelten. Doch auch dort droht uns eine Erhöhung bis zu 10 Prozent.
Ist die Schweiz besser dran als andere Länder?
Ja, obwohl auch in der Schweiz die Teuerung in lange nicht mehr gekanntem Ausmass ansteigt. Das hat verschiedene Ursachen. Zentral dabei: Unsere Energieversorgung ist nicht so stark von Erdöl und Gas abhängig wie etwa jene Deutschlands. Dazu kommt der aufwertende Franken gegenüber dem Euro und dem Dollar. Er federt die höheren Preise von Importgütern ab. Und dann gibt’s noch Schweizer Eigenheiten in der Landwirtschaftspolitik. Zum Beispiel ist der Markt für Brotgetreide durch Zölle und Abgaben derart abgeschottet, dass kaum importiert wird. Konkret: wir bezahlen bereits im «Normalfall» viel mehr dafür und spüren jetzt den Anstieg zum Beispiel des Weizenpreises nicht beim Brot. Dafür bei den Teigwaren, die importiert werden.
Wie wichtig ist der Teuerungsausgleich?
Der Teuerungsausgleich ist zentral. Denn ohne Teuerungsausgleich hätten Berufstätige mit mittleren Löhnen schon bei einer Jahresteuerung von 2 Prozent real 1600 Franken weniger Einkommen pro Jahr. Bei berufstätigen Paaren mit Kindern beliefe sich der Reallohnverlust sogar auf 2200 Franken. Das zeigen Berechnungen des Gewerkschaftsbundes. Nicht berücksichtigt ist dabei der zu erwartende Prämienschock bei der Krankenkasse. Dieser wird Haushalte mit mittleren Einkommen besonders stark treffen, weil sie kaum oder gar keine Prämienverbilligungen bekommen. Für eine vierköpfige Familie bedeutet ein Prämienanstieg von 10 Prozent schnell ein zusätzliches Loch im Haushaltbudget von jährlich 1100 Franken.
Warum fordern die Gewerkschaften zusätzlich auch Reallohnerhöhungen?
In den vergangenen Jahren haben viele Firmen die Produktivitätsgewinne, die von den Lohnabhängigen erarbeitet wurden, nicht weitergegeben, sondern zugunsten ihres Aktionariats und ihrer Topverdienenden eingesetzt.
Und was macht die Politik?
Die rechten Parteien machen wie immer rechte Wirtschaftspolitik. Ausser Steuersenkungen und Steuergeschenke für die Reichen fällt ihnen nichts ein. Aktuell beim Benzin (siehe Artikel unten).
Anders die fortschrittlichen Parteien. Die SP schlägt unter anderem vor, ab einer Teuerung von 5 Prozent bei Lebensmitteln, Mietkosten, Krankenkassenprämien und Energie jedem Erwachsenen einen «Check fédéral» von 260 Franken auszustellen und jedem Kind einen über 130 Franken. Zentral bleibt für fortschrittliche Parteien wie für die Gewerkschaften auch die Erhöhung der Krankenkassenverbilligungen. Mit diesen Massnahmen wird – wie auch mit dem Teuerungsausgleich und Reallohnerhöhungen – die Kaufkraft der Lohnabhängigen und Pensionierten gestärkt. Das hilft auch der Gesamtwirtschaft.
Benzinpreis-Subventionen: Eine schlechte Idee
(Foto: Keystone)
Die Benzin- und Dieselpreise sind massiv gestiegen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe (15. Juni) lagen sie laut TCS bei 2,28 (95) und 2,37 (Diesel). Das ist für Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind, eine Belastung.
ÖL-MULTIS. Die SVP spielt sich als «Vertreterin der kleinen Leute» auf und verlangt Subventionen für Treibstoffe. Das wäre eine schlechte Idee. Denn profitieren würden vor allem die gutgestellten Haushalte, für die der erhöhte Benzinpreis sowieso kein Problem ist. Und die Öl-Multis. Eine links-grüne Behauptung? Nein, bewiesene Fakten. Deutschland subventioniert die Treibstoffpreise mit 3,15 Milliarden Euro. Der Tankrabatt wurde am 1. Juni eingeführt und sollte den Liter Benzin um 35 Cent günstiger machen und den Liter Diesel um 17 Cent. Das war genau einen Tag lang mehr oder weniger der Fall. Seither steigen die Preise wieder.
DICKES GESCHENK. Das heisst: die grössten Profiteure des Tankrabatts sind die Öl-Konzerne – sie sacken fast zwei Drittel der über drei Milliarden Euro ein. So ein Geschenk möchten die SVP und einige Bürgerliche auch den in der Schweiz tätigen Konzernen machen. Im Ständerat blieben sie am Montag erfolglos. Der Nationalrat befasste sich erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe mit dem Geschäft. Viel gescheiter als ein Tankrabatt ist der Ansatz des Stadtzürcher Gemeindeparlaments: dessen links-grüne Mehrheit beschloss eine «Energiezulage» für einkommensschwache Haushalte. SVP, FDP, Mitte und die rechten Grünen von der GLP waren dagegen.
Es ist wie immer, die Dummen sind immer diejenigen die sich zu Gunsten der Nichts tuenden die harte Arbeit leisten. Viele dieser Abzocker sind Trittbrettfahrer und geben die Schuld dem Ukraine Krieg oder Pandemie. Wieso muss die Butter aufschlagen, wir haben doch genug Milch in der Schweiz. Jetzt wird zugeschlagen, wir haben ja wieder zwei Alibi. Unsere Politik hat die gefährliche Überbevölkerung seit 50 Jahren zu Gunsten der Megawirtschaft stets ignoriert. Das kommt einem Verbrechen gleich.