Dore Heim (61) ist Historikerin. Die Gewerkschafterin engagiert sich in feministischen Projekten, etwa für die Frauenstreiks von 1991 und 2019.
Wenn die Chefin von Bord geht, wünschen ihr alle nur das Beste. Auch die, die sich über sie geärgert haben, die sie geplagt haben wie ein Kieselstein im Schuh. Die freuen sich, dass der Umgang mit der Redaktion geschmeidiger wird, nun, da die streitbare Marie-Josée abtritt. Sie könnten sich täuschen, denn die begnadete Journalistin, die bärbeissige Feministin, die lustvolle Kämpferin, die keiner Debatte ausgewichen ist, hinterlässt einen grossen Fussabdruck.
HERAUSFORDERND. Sie hat mit Verve und Eloquenz die Gewerkschaftskolleginnen und -kollegen gleichermassen gefordert. Mehr noch. Sie hat sie zum Denken herausgefordert. Sie passte sich nie ganz an, weigerte sich, taktisch vorzugehen, schrieb gegen einfache Wahrheiten an. Komplizierte Sachverhalte hat sie ausgelotet, nicht ausgeblendet, Ambivalenzen zugelassen, nicht weggedrückt. Marie-Josée duckte sich nicht weg.
energisch. Zwanzig Jahre work! Die Redaktion wusste, auf sie ist Verlass: «Hannemann, geh du voran! Du hast die grössten Stiefel an.» Und Marie-Josée ging voran. Allerdings mit elegantem Schuhwerk. Das musste sein. Vierzig Jahre Journalismus! Woher hat sie die Energie für diesen Beruf genommen? Bis zur letzten Redaktionssitzung nie die Lust an einer Zeitung verloren, die vielen nicht in den Kram passt? «Erst habe ich gemerkt, wie das Leben ist. Und dann habe ich verstanden, warum es so ist, und dann habe ich begriffen, warum es nicht anders sein kann. Und doch möchte ich, dass es anders wird.» Schrieb Peter Panter alias Kaspar Hauser alias Kurt Tucholsky.
Was nun kommt? Peter Panter rät: «Entspanne dich. Lass das Steuer los. Trudle durch die Welt. Sie ist so schön.»