Dumpinglöhne am Flughafen Genf:
Chrampfen für 9 Franken

Unbezahlte Überstunden, unterirdi­sche Stundenlöhne, keine Essens­zulagen und prekäre Wohnverhältnisse. Genau das ist für Bauarbeiter am Genfer Flughafen die Realität.

(AUS)SORTIERT: Für die Gepäckabfertigung wird am Flughafen Genf ein neues Mega-Logistikzentrum gebaut. Die Arbeitsbedignungen sind unterirdisch. (Foto: Keystone)

Es ist ein Megaprojekt am Genfer Flughafen: Für die Gepäcksortierung entsteht dort ein Logistikzentrum. Gebaut wird bis 2024, die Kosten liegen bei geschätzten 240 Millionen Franken. Faire Löhne scheinen im Budget aber nicht berücksichtigt zu sein. Die Leonardo SA mit Sitz in Rom erhielt den Zuschlag, um die Montagearbeiten auf der Baustelle auszuführen. Doch Leonardo kümmerte sich nicht selbst um den Auftrag, sondern gab ihn an Subunternehmen weiter, bis schliesslich die italienische Baufirma Mitel International SA die Arbeiten übernahm. Ein genauer Blick zeigt: Die Löhne wie auch die Arbeitsbedingungen bei der Mitel International sind skandalös.

Konkret erhalten die mehrheitlich aus Italien und Rumänien stammenden Büezer nur neun Franken pro Stunde ausgezahlt. Das heisst: Sie bekommen nicht den kantonalen Mindestlohn, und schon gar nicht wird ihnen der vertraglich zwischen der Leonardo SA und dem Genfer Flughafen ausgehandelte Lohn gezahlt. ­Zudem mussten die Bauarbeiter an sieben Tagen die Woche zwischen 10 und 12 Stunden auf der Baustelle chrampfen. Überstunden wurden nicht oder nur teilweise bezahlt. Essenszulagen erhielten die Arbeitenden keine, gewohnt haben sie jeweils zu zweit in einem Hotelzimmer. Zudem gab es zwischen den Lohnabrechnungen und den effektiv ausgezahlten Löhnen Abweichungen von mehreren Hundert Franken. Doch damit ist jetzt Schluss!

«Wir fordern die Zusicherung der Lohnzahlungen für Juli, August und September.»

MITEL MACHT DEN ABFLUG

Die italienische Baufirma Mitel International SA wurde vom Flughafen ausgeschlossen und musste die Koffer packen. Mit ihr ­allerdings auch die 50 Arbeiter, die nach Italien und Rumänien zurückkehren mussten. Über den aktuellen Stand der Verhandlungen zwischen dem Flughafen und der Leonardo SA werden die Arbeiter nicht informiert. Auch die ausstehenden Löhne lassen auf sich warten. Obwohl sich Leonardo mehr­mals schriftlich dazu verpflichtet hat, die Büezer weiter zu beschäftigen und die ausstehenden Löhne auszuzahlen.

Die Unia kritisiert das Vorgehen scharf. Besonders die öffentliche Ausschreibung und die daraus entstandenen Unteraufträge bedürfen der Klärung. Die Gewerkschaft fordert vom Flughafen Genf, den Bauarbeitern ihre Arbeitsplätze zu garantieren. «Weiter fordern wir auch eine Zusicherung, dass die Löhne für Juli, August und September gezahlt werden», sagt Alejo Patiño, Gewerkschaftssekretär der Unia Genf.

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