Neuer Bericht durchleuchtet überrissene Medikamentenpreise
So mies zockt die Pharmaindustrie die Prämienzahlenden ab

Eine brisante Recherche von Public Eye zeigt: Auf Krebsmedikamenten hat die Pharmaindustrie eine Gewinnmarge von 40 bis 90 Prozent. Auf Kosten der Prämienzahlenden.

BITTERE PILLE: Medikamente machen einen Viertel aller Ausgaben der obligatorischen Krankenversicherung aus. (Foto: iStock)

Die grössten Pharmakonzerne, darunter Novartis und Roche, schöpfen mit Medikamenten für die Krebsbehandlung exorbitan­te Gewinne ab. Im Jahr 2020 war Krebs mit fast zehn Millionen Todesfällen die häufigste Todesursache weltweit. Doch die Pharma­industrie ist sich nicht zu schade, auch dort nach Profit zu geiern. Konkret zeigt ein Bericht der Non-­Profit-Organisation Public Eye, dass bei fünf untersuchten Krebsmedikamenten die Gewinnmarge für die Pharmakonzerne bei 40 bis 90 Prozent liegt.

Besonders bitter: Dafür blechen müssen die Prämienzahlenden. In der Schweiz geht nämlich ein Viertel der Ausgaben aus der obligatorischen Krankenver­sicherung an Medikamente. Die Pharma-­Riesen rechtfertigen die hohen Preise mit den Kosten für die Forschung und die Entwicklung der Medikamente. Sie sind aber nicht bereit, die Kosten transparent aufzuzeigen. Der Grund: die massiven Gewinnmargen.

TEURE KREBSMEDIKAMENTE

Bereits bei neu eingeführten Medikamenten sacken die Konzerne massive Gewinne ein, deckt der Bericht von Public Eye weiter auf. Novartis hat auf dem Medikament Kisqali, das für die Behandlung gegen Brustkrebs eingesetzt wird, eine Marge von 43 Prozent. Obwohl dieses Medikament erst seit 2019 zugelassen ist. Je länger Krebsmedikamente auf dem Markt sind, desto höher ist der ­Gewinn. So verdient der US-amerikanische Pharmakonzern Bristol Myers Squibb bei jedem Verkauf von Revlimid zu 89,4 Prozent mit. Das Blutkrebsmedikament ist seit 2008 auf dem Markt.

Die Forderungen von Public Eye sind klar: Sämtliche Kosten, besonders jene für Forschung und Entwicklung, müssen transparent aufgezeigt werden (siehe dazu auch«Gesundheitswesen: Warum die Kosten steigen»). Auffällig sei auch die Angstmacherei der Pharma-Riesen, gerade bei den Krebsmedikamenten. Beispielsweise prognostizieren sie Versorgungslücken bei den Medikamenten. Während sie weniger in die Forschung und Ent­wicklung von Antibiotika investieren, weil diese Medikamente weniger profitabel sind, geben sie bei den Krebsmedikamenten Vollgas. Diese Geschäftstaktik zeigt, dass den Pharmakonzernen die Aktionärinnen und Aktionäre wichtiger sind als die Patientinnen und Patienten.

Kein Wunder also, dass sich Novartis in Zukunft auf fünf Therapiebereiche konzentriert, darunter auch Krebsbehandlungen. Besonders vorangetrieben werden Produkte, die dem Konzern mehr als eine Milliarde Umsatz versprechen.

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