Stress pur und jetzt auch noch weniger Lohn! Diesen Advent fordern die Läden den Mitarbeitenden alles ab.
NICHTS GESCHENKT: Der Weihnachtsverkauf bringt die Mitarbeitenden ans Limit. (Foto: Keystone)
Volle Läden, gestresste Kundschaft. Warenlieferungen bis an die Decke. Black Friday, Sonntagsverkauf, Abendverkauf. Nein, besinnlich ist die Vorweihnachtszeit für Verkäuferinnen und Verkäufer nicht. Abends sinken sie erschöpft ins Bett. Nur, um am nächsten Tag wieder ihr Bestes zu geben.
«Die Verkäuferinnen und Verkäufer müssen jetzt oft an sechs Tagen pro Woche arbeiten.»
REALLOHN SINKT. Denn freie Tage sind zurzeit selten. Anne Rubin, Co-Leiterin Detailhandel bei der Unia: «Die Leute müssen oft an sechs Tagen pro Woche arbeiten, weil die Läden zu wenig Personal einstellen.» Das gibt viele Überstunden. Die Firmen wissen das. Deshalb sorgen sie vor. Unia-Frau Rubin: «Im Januar und Februar machen sie alles, damit die Mitarbeitenden Minusstunden machen. Und dieses Minus das ganze Jahr über behalten.» So können sie sich in der Vorweihnachtszeit schlechter gegen Mehrarbeit wehren.
Wer im Detailhandel arbeitet, weiss, dass es vor Weihnachten hoch zu- und hergeht. Dieses Jahr fällt es aber vielen schwer, den verlangten Zusatzeffort zu leisten. Denn seit ein paar Wochen wissen sie: Ab Neujahr werden sie noch weniger im Portemonnaie haben, ihr Reallohn sinkt. Bei Coop und Migros sind die Lohnverhandlungen dieses Jahr gescheitert, weil sie ihren Mitarbeitenden nicht einmal den Teuerungsausgleich geben wollten. Sie versuchen stattdessen, Gutscheine als Lohnerhöhungen zu verkaufen (work berichtete: rebrand.ly/cooplohn und rebrand.ly/migroslohn).
KRANK ZUR ARBEIT. Dabei schleppen sich jetzt viele sogar dann zur Arbeit, wenn sie krank sind. Weil ihnen klar ist: Wenn sie jetzt fehlen, haben die anderen doppelt und dreifach Stress. Rubin sagt, die Solidarität im Verkauf sei überwältigend. «Aber die Firmen nutzen das aus, anstatt endlich mehr Personal einzustellen.» Deshalb sind jetzt in allen Regionen Unia-Sekretärinnen und -Sekretäre in den Läden unterwegs, damit sich mehr mutige Verkäuferinnen und Verkäufer engagieren. In der Hand haben sie Flyer mit den wichtigsten Forderungen: Teuerungsausgleich (mindestens), keine längeren Ladenöffnungszeiten, keine Arbeitstage über zehn Stunden und Fünf-Tage-Wochen für alle. Keine Revolution, einfach Normalität. Im Advent wäre das für Verkäuferinnen und Verkäufer schon ein Geschenk.