Auch die Baumeister haben dem neu verhandelten Landesmantelvertrag (LMV) zugestimmt. Einige Sektionen sind damit aber gar nicht glücklich.
EINE BAUSTELLE WENIGER: Mit dem neuen LMV sind die Löhne und Arbeitszeiten der Baubüezer gesichert. (Foto: ZVG)
Seinetwegen flogen am Verhandlungstisch die Fetzen, und seinetwegen wurde vielerorts gestreikt. Jetzt ist er endlich unter Dach und Fach – der neue Landesmantelvertrag fürs Bauhauptgewerbe (LMV). Denn am 13. Januar haben in Bern rund hundert Delegierte des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) getagt. Und die grosse Mehrheit von ihnen hat das von der Verbandsspitze und den Gewerkschaften vorgelegte LMV-Verhandlungsresultat angenommen. Die Bauarbeiter-Delegierten hatten ihren Segen bereits im Dezember gegeben (work berichtete: rebrand.ly/baudiskussion). Damit gilt der Vertrag rückwirkend ab 1. Januar 2023 und bis Ende 2025. Beim Bundesrat wird demnächst die Allgemeinverbindlichkeit beantragt.
Entsprechend zufrieden äussert sich SBV-Präsident Gian-Luca Lardi in einer Medienmitteilung: «Der LMV 2023 sorgt in den nächsten drei Jahren für geregelte Marktverhältnisse. Er bringt Planungssicherheit und schützt vor Lohndumping.» Ende gut, alles gut also? Nicht ganz. Was die SBV-Mitteilung nämlich verschweigt: Lardi ist in seinem Verband nicht unbestritten. Einzelne Sektionen wollten lieber gar keinen als diesen Vertrag.
«Die grossen Baukonzerne wollten Ruhe im Stall.»
ABWEICHLER IM OSTEN
So sagt etwa Sepp Zimmermann, Präsident des Baumeisterverbands beider Appenzell, zu work: «Man hat gegenüber den Gewerkschaften zu fest nachgegeben.» Die Mindestlohnerhöhungen um 100 Franken seien «zu hoch». Auch der neu zu 100 statt zu 80 Prozent bezahlte zweiwöchige Vaterschaftsurlaub geht den Appenzellern zu weit. Sie lehnten den LMV daher glatt ab.
Ein geschlossenes Nein kam auch aus dem Thurgau. Der dortige Baumeisterpräsident und SVP-Kantonsrat Mathias Tschanen erklärt: «Die nötige Flexibilisierung wurde nicht erreicht.» Und auch ihn stört die Anhebung aller Mindestlöhne. «Ein schwieriges Signal» findet Tschanen zudem die Verbesserung beim Vaterschaftsurlaub. «Da gehen wir schon zwei Jahre nach seiner Einführung weiter als das Bundesgesetz!»
Starke Opposition gab es auch aus der mächtigen SBV-Region Zürich-Schaffhausen. Andreas Ackeret vom Baumeisterverband Zürcher Oberland verrät: «Im Kanton Zürich hatten wir ein sehr knappes Resultat mit bloss etwa 55 Prozent Ja-Stimmen.» Im Oberland sei sogar eine Dreiviertelmehrheit gegen das Verhandlungsresultat gewesen. Letztlich aber, erklärt KMUler Ackeret, hätten sich «die Grossen aus Zürich» durchgesetzt, also Konzerne wie Implenia oder Walo. Denn: «Die wollen halt unbedingt Ruhe im Stall.»