Eiskunstläuferin Denise Bielmann und ihr Kollege Stéphane Lambiel flitzen immer noch auf Kufen über die Eisflächen dieser Welt. Jetzt erhalten sie Kufen-Konkurrenz von fliegenden Booten auf Schweizer Seen.
BLITZSCHNELL: Diese schnittigen Kufenboote von Mobyfly sollen 70 Prozent weniger Energie verbrauchen als bisherige Schiffe. (Foto: Mobyfly)
Die Schweizer Schifffahrt ist langsam. Eine Fahrt von Stäfa ZH nach Zürich dauert eine Ewigkeit. Und auf der Schiffsreise von Thun nach Interlaken BE lässt sich in Ruhe ein feines Mittagessen geniessen. Selbst die Fahrt vom französischen Evian-les-Bains nach Lausanne dauert 35 Minuten. Entspannend für Ferienreisende, aber ärgerlich für die Pendlerinnen und Pendler.
Das Start-up Mobyfly mit Sitz in Collonges VS hat am Computer eine Serie von Schnellbooten entwickelt, die – falls die heissen Dinger denn funktionieren sollten – alles übertreffen werden, was wir bisher kennen.
Vorteil 1: Die Mobyflyer sind mit bis zu 74 Kilometern pro Stunde unterwegs. Die Fahrt auf dem Zürichsee von Stäfa nach Zürich würde also noch schlappe 15 Minuten dauern. Zug und Auto haben da keine Chance.
Vorteil 2: Das Testschiff fasst 10 Personen. Der grösste Moby-Dick-Flyer soll dereinst bis zu 300 Personen transportieren können. Das heisst: Er hätte mehr Kapazität als eine Glacier-Express-Komposition mit ihren fünf Wagen.
Vorteil 3: Die Mobyflyer sollen viel weniger Energie verbrauchen als alle anderen Transportmittel. Wie eine Grafik der Hersteller zeigt: Unterwegs mit 30 Kilometern pro Stunde, verbraucht der Moby-
flyer 13 Mal weniger als ein Zug und sogar 44 Mal weniger als ein Benziner-Auto.
KANN DAS ALLES WAHR SEIN?
Oder handelt es sich hier um eine Idee, die eine Bauchlandung im Genfersee machen wird?
Die Hoffnung stirbt jedoch immer zuletzt. Einige Fragen drängen sich für uns trotzdem auf.
Frage 1: Bei welchem Wellengang können die Boote wie schnell unterwegs sein?
Frage 2: Wie hoch ist der Energieverbrauch, wenn die Boote mit 72 statt mit 30 Kilometern pro Stunde von einem Hafen zum anderen düsen?
Frage 3: Können diese Donnergeschosse Badenden und Fischerbooten zuverlässig ausweichen?
Frage 4: Unsere Seen werden immer sauberer. Auch deshalb nimmt die Zahl der Fische ab und die, die überleben, wachsen weniger schnell. Sorgen plagen folglich Berufsfischerinnen und -fischer und legen Falten in ihre Gesichter. Verhacken die Mobyflyer-Kufen die bereits stark reduzierten Fischbestände zusätzlich? So wie Windräder unvorsichtige Raubvögel.
Frage 5: Der Rhein ist zwischen Basel und Rheinfelden AG schiffbar. Leider verzögern die Schleusen bei den Laufkraftwerken jede Fahrt. Könnte man dank neu zu konstruierenden Kränen die Stauwehre in weniger als einer Minute überwinden?
Wir alle sind zu Recht gespannt, was da kommt.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/fliege-yachten Für 80 Millionen Franken sollen sich die Stinkreichen Megajachten kaufen können, die nach dem gleichen Prinzip wie die Mobyfly-Boote funktionieren. Damit die russischen und ukrainischen Oligarchen noch schneller verdüsen können.
- rebrand.ly/moby-ladung Das welsche Energieversorgungsunternehmen «Groupe E» will in den Häfen Ladestationen installieren, damit man die Mobyflyer in weniger als 20 Minuten aufladen kann. Wenn man die neuesten Ladestationen für Lastwagen verwendet, wird es noch schneller gehen.
- rebrand.ly/elektro-schlepper Das Schweizer Transportunternehmen Friderici Spécial verfügt über einen elektrischen Sattelschlepper der 40-Tonnen-Klasse. Der erste Mobyflyer wurde stilgerecht mit dem Elektro-Sattelschlepper in den Hafen von Bouveret VS gefahren.