Marius Käch ist Bauarbeiter in Zürich und Gewerkschafter.
Noch nie sah ich ein Schweizer Politereignis in unserer Baubaracke so einschlagen wie den Crash der Credit Suisse. Es ist eine unschöne Mischung aus Angst und Wut, die sich jetzt unter den Kollegen breitmacht. Was passiert mit unseren Sparplänen? Dem Traum vom eigenen Haus drüben in der Heimat? Sind unsere Anlagen in der Pensionskasse noch sicher? Warum macht der Bund nichts gegen unseren Lohnverlust bei der Inflation? Warum tut er nichts für das Gesundheitswesen? Und warum kümmert er sich nicht um die Wohnungsnot? Geld scheint ja zur Genüge vorhanden zu sein. Die vielen Diskussionen in der Pause werfen im Moment aber mehr Fragen als Antworten auf.
Der Bund hilf den Banken, ohne zu zögern, und wir werden seit Jahr und Tag nur vertröstet.
ZOCKEREI AUSBADEN. Als Bauarbeiter sind wir ja auch keine Finanzexperten. Doch etwas sehen wir ganz genau: Wenn es um die grossen Kapitalinteressen geht, zögert der Bund keine Sekunde. Wir einfache und arbeitende Menschen dagegen werden seit Jahr und Tag vertröstet. In der Krise zeigt sich das wahre Gesicht unserer Regierung. Jede Krise der letzten Jahre mussten wir auf dem Bau selbst ausbaden. In der Pandemie riskierten wir unsere Gesundheit. Mit der Inflation sanken unsere Reallöhne. Und jetzt dürfen wir mit unseren Steuerbatzen den Finanzsektor stützen.
WIR VERGESSEN NICHT! Trotz der fehlenden Berufserfahrung als Banker ist jedem meiner Kollegen klar: Mögen unsere feinen Damen und Herren am Paradeplatz nun noch so sehr mit Investition, Anleihen oder Transfers zocken – einen wirklichen Mehrwert für unsere Gesellschaft leisten sie nicht. Kapital wird von A nach B verschoben und zurück, neue Arbeitsplätze werden geschaffen, andere vernichtet, aber davon allein steht kein Haus, läuft kein Spital und bleiben die Lebensmittelregale leer.
Und nun dürfen wir, die diese Gesellschaft am Laufen halten, für die Boni-Kassierer blechen. Jeder sieht die Unverschämtheit, dass die Gewinne der CS in die Taschen einiger weniger geflossen sind und nun die Allgemeinheit für ein absurdes, dekadentes und schädliches System geradestehen muss. Für uns in der Baracke ist das nicht hinnehmbar – für keinen und keine. Und noch etwas ist klar: Das Verhalten unserer Regierung werden wir nicht so schnell vergessen – garantiert nicht!