Wenn die Organisation der erdölexportierenden Länder Opec die Preise erhöhen will, reduzieren die Scheichs die Förderquoten. Das gleiche machen die Konzerne Axpo, Alpiq, BKW & Co. beim Strom. Dabei könnten wir den Boni-Stromern mit alpinen Solaranlagen heute schon das Abzocker-Handwerk legen.
ZWEIMAL RÖSTI: Als Noch-nicht-Bundesrat (l.) und als Energie- und Umweltminister. (Fotos: Keystone)
Eigentlich sind in der Schweiz 90 Prozent der Anlagen zur Produktion und Verteilung von Strom in den Händen der öffentlichen Hand. Nur werden die matchentscheidenden Gesellschaften längst durch Boni-Stromer regiert und manipuliert. Die kantonalen Parlamente und die Kantonsregierungen haben nichts mehr zu sagen. Genauer: sie wollen nichts mehr zu sagen haben. Bestes Beispiel: Thomas Sieber, der neue VR-Präsident des Stromriesen Axpo, ist für den Bau von neuen Atomkraftwerken. Der grösste Aktionär der Axpo ist der Kanton Zürich. Dort ist der zuständige Regierungsrat ein Grüner.
In ganz Europa geht die Post ab in Richtung neue erneuerbare Energien. Nur in der Schweiz passiert wenig bis nichts. Alle spielen die Gelähmten und zeigen mit ihren Fingern auf die anderen, die alles blockieren würden.
Fakt ist jedenfalls, dass die Stromkonzerne wegen der kriegsbedingten Strommangellage Geld wie Heu machen. Die Strompreise würden nur fallen, wenn es einen Strompreisdeckel oder genügend Strom gäbe. Beides wollen die Boni-Stromer aber verhindern.
Deshalb sind Tausende von Arbeitsplätzen in der stromintensiven Schweizer Aluminium- und Metallindustrie in Gefahr. Gehen an Standorten wie Gerlafingen SO oder Steg VS also bald die Öfen aus? Nur damit Unternehmen wie die BKW Milliardengewinne schreiben und ihre Boni-Stromer Milliardengewinne scheffeln können?
VISPERTAL SOLAR. Folgen wir der Spur des Geldes und nehmen wir das Projekt «Vispertal Solar». Hier könnte man locker 1,2 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom produzieren. Davon die eine Hälfte im Sommer und die andere im Winter.
Das gehe nicht, behaupten sie jetzt bei der Netzbetreiberin Swissgrid. Wenn auch nur hinter den Kulissen. Der Strom könne nämlich nicht abgeleitet werden, meinen sie. Und sogar grüne Journalisten verbreiten diesen Unsinn auf allen Kanälen. Verkommt die Grüne Partei bald zur Wasserträgerin der Atomlobby, weil sie auf der Solar-Bremse steht?
Fakt ist jedenfalls: Der Industriestandort Visp mit dem Pharmariesen Lonza als Flaggschiff ist der grösste Verbraucher von Strom und Gas in der Schweiz. Wenn man diesen Industriestandort mit Solarenergie kostengünstig klimaneutral macht, werden europäisch gesehen (und nur darauf kommt es an!) 100 000 Tonnen CO2 weniger in die Luft ge-
blasen. Die Bausteine einer Lösung:
Baustein 1: Mit einer Leistung von 600 Megawatt können wir locker die notwendigen
1,2 Milliarden Kilowattstunden Strom produzieren, die Visp braucht. Und wenn wir Industrie-Wärmepumpen einsetzen, könnte man auch noch 100 Millionen Megawattstunden Strom ins nahe Steg liefern, wo in den Hochöfen umweltfreundlich Aluminium wiederverwertet wird.
Baustein 2: In der Lonza selber kann man Energie-Sandspeicher bauen, dank denen man Schlechtwetterphasen problemlos überbrücken kann.
Baustein 3: In den Solarfeldern müsste der Tag-und-Nacht-Ausgleich dezentral mit Batterien sichergestellt werden. 3 Millionen Kilowattstunden Speicherkapazität reichen aus.
Baustein 4: Mit 16 Hochspannungsstromkabeln könnte man den Strom nach Visp und Steg transportieren, ohne die Netze der Netzgesellschaften Swissgrid oder Valgrid zu belasten.
Der Industriestrom kann so verbrauchsnah für 5 Rappen pro Kilowattstunde produziert werden. Einschliesslich Solarzins für die Gemeinden, die die Anlagen betreiben. Für Projekte wie «Vispertal Solar» würden 30 und nicht 60 Prozent Subventionen ausreichen.
Vorteil 1: Diese Lösung belastet die Leitungen der Jammeri-Netzgesellschaften Swissgrid und Valgrid nicht. Umgekehrt wird der Strom nicht mit ihren teuren Gebühren belastet.
Vorteil 2: Wer 100 000 Tonnen CO2 einspart, kann diese europäisch locker für mindestens 20 Millionen Franken pro Jahr meistbietend verkaufen.
Das heisst: Unserem dauergestressten Energieminister Albert Rösti, der nach hundert Tagen im Amt schon fünf Jahre älter aussieht, kann also geholfen werden. Falls er überhaupt Hilfe sucht.