Alles wird teurer, die Lohnabhängigen arbeiten produktiver – aber die Arbeitgeber geizen
Mehr Lohn ist dringend nötig!

Hohe Inflation, steigende Wohnkosten und erdrückende Krankenkassenprämien: Die Portemonnaies der Lohnabhängigen werden immer schmaler, während die Unternehmensgewinne explodieren und die Reichen immer noch reicher werden. Jetzt müssen die Löhne rauf!

PRÄMIEN EXPLODIEREN, LÖHNE STAGNIEREN: Seit 1997 sind die Krankenkassenprämien um ganze
142 Prozent gestiegen, während die Löhne nur um 15 Prozent zulegten. (Foto: SNB / GRAFIK: SGB, work)

Die ökonomischen Eckdaten zeigen es deutlich, die Mehrheit im Land spürt es tagtäglich schmerzhaft am eigenen Kontostand: Die finanzielle Lage der Schweizer Lohnabhängigen und Rentenbezügerinnen und -bezüger hat sich in den vergangenen Jahren massiv verschlechtert – und wird sich weiter verschlechtern, wenn nicht energisch Gegensteuer gegeben wird.

Denn auch auf nächstes Jahr werden Mieten und Krankenkassenprämien erneut kräftig steigen. Dazu kommt eine Erhöhung der Mehrwertsteuer um 0,4 Prozent. Was das konkret bedeutet, haben die Expertinnen und Experten des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) ausgerechnet: Wenn es keine Lohnerhöhung gibt, wird ein Paar mit zwei Kindern im kommenden Jahr 3000 Franken weniger zur Ver­fügung haben. Gleichzeitig explodieren die ­Unternehmensgewinne. Gerade Nahrungsmittelmultis erhöhen ihre Profite massiv – und feiern sich dafür ungeniert. Und die Immobilienhaie pressen noch mehr aus den Mieterinnen ­heraus – obwohl sie bereits heute Jahr für Jahr gesetzeswidrig Milliarden zu viel kassieren.

LOHNKLAU

Der Lohnrückstand ist mittlerweile gross. Nicht «nur» wegen der Teuerung, die in den letzten beiden Jahren stark angezogen hat. Für den Lohnrückstand verantwortlich sind auch die Unternehmen, die seit Jahren die Produktivitätsfortschritte nicht an jene weitergeben, die sie erarbeitet haben.

Denn eigentlich ist es ganz einfach: Wenn die Löhne nicht so stark steigen wie die Teuerung und die Arbeitsproduktivität, machen Aktionariat und Abzocker-Chefetagen noch mehr Profit auf dem Buckel der Lohnabhängigen. Vereinfacht: Dividenden steigen, die Löhne sinken real. Das ist in der Schweiz seit Jahren der Fall: Seit 2015 stiegen die Nominallöhne um rund 7,5 Prozent, während Teuerung und Produktivität zusammen um mehr als 14 Prozent zulegten. Ähnlich ist das Bild auch, wenn der Zeitraum von 2010 bis 2023 verglichen wird. Der Lohnrückstand beträgt über 5 Prozent.

SCHLUSS MIT AUSREDEN

Besonders stark sind untere und mittlere Einkommen betroffen. Bei ihnen schlagen sinkende Reallöhne unmittelbar auf die Lebensqualität durch. Sie können nicht einfach weniger sparen, weil sie bereits jetzt eng budgetieren müssen. Real weniger Geld im Portemonnaie heisst für sie konkret: weniger Geld für Lebensmittel ausgeben, Ausflüge und Ferien streichen, weniger oder keine Kino- oder Fussballmatchbesuche usw.

Darum fordern die Gewerkschaften für diesen Lohnherbst 5 Prozent mehr Lohn. SGB-Chefökonom Daniel Lampart sagt: «Eine Lohnerhöhung von 5 Prozent ist nötig, der Nachholbedarf der letzten Jahre ist erheblich. Das Produktivitätswachstum und das wirtschaftliche Umfeld erlauben diese Lohnerhöhung.» Und SGB-Präsident und SP-Nationalrat Pierre-Yves Maillard bringt es so auf den Punkt: «Firmen erhöhen ihre Preise. Geht es hingegen um die Löhne, heisst es, die Kassen seien leer. So kann es nicht weitergehen, mit den Löhnen muss es aufwärtsgehen.»

FRAUEN BESONDERS BETROFFEN

Das ist gerade für Frauen zentral. Denn, so erklärt Véronique Polito, Vizepräsidentin der Unia: «Die Löhne in den Branchen mit Frauenmehrheit haben sich unterdurchschnittlich entwickelt, den Reallohnverlust der letzten drei Jahre bekommen die Frauen noch mehr zu spüren. Dass muss sich nun ändern. Das Geld für Verbesserungen ist vorhanden, denn den Firmen geht es in sehr vielen Branchen ausgezeichnet.» Was die Unia in den Branchen konkret fordert, steht im Artikel unten.

Auf zur grossen Lohndemo! Am 16. September um 13.30 Uhr auf der Schützenmatte in Bern! Anreise mit Sonderzügen aus der ganzen Schweiz. Alle Infos unter: unia.ch/lohn-demo

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