Statt Drehbücher zu schreiben, protestiert Rahel Grunder (41) zurzeit vor den Filmstudios in Los Angeles. work beantwortet sie die brennendsten Fragen.
Rahel Grunder (Foto: ZVG)
work: Rahel Grunder, wie ist die Stimmung in Hollywood?
Rahel Grunder: Ich lebe seit über zehn Jahren in Los Angeles und arbeite als Drehbuchautorin und Regisseurin. Als Autorin arbeite ich oft auch alleine. Was jetzt passiert, habe ich hier noch nie erlebt: Das kollektive Streiken ist ein starkes Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts in unserer Branche.
Haben Sie sich am Streik beteiligt?
Ich treffe mich oft mit Freundinnen und Freunden bei den «Picket Lines», den Streikposten. Dort verbringen wir jeweils einige Stunden vor den grossen Studios und Streamingdiensten wie zum Beispiel Universal oder Netflix. Wir streiken mit unseren Protestschildern und haben viele Gespräche. Ich habe in dieser Zeit auch sehr viele neue Menschen kennengelernt, paradoxerweise sind die Streikaktionen auch gute Momente für Networking.
Und arbeiten Sie zurzeit trotzdem weiter an Projekten?
Ich habe das Glück, dass ich auch für schweizerische Produktionen weiterschreibe und damit noch Geld verdienen kann. Für viele meiner amerikanischen Arbeitskolleginnen ist der Streik finanziell sehr einschneidend: Für Mitglieder der Writers Guild of America (WGA) gilt: keine Arbeit während des Streiks und damit auch kein Einkommen.
Gibt es denn kein Streikgeld?
Nein, und das macht die Situation für viele Autorinnen auch sehr schwierig. Denn der Streik dauert jetzt bereits über hundert Tage. Die Studios spekulieren wohl darauf, dass der finanzielle Druck für die Streikenden so gross wird, dass die WGA einknickt und die schlechten Bedingungen im neuen Vertrag akzeptieren muss.
Und was ist Ihre Prognose, wie geht der Streik aus?
Vorhersagen sind ganz schwierig. Aber es gibt sicher viele Geschichten, bei denen es um Solidarität und gemeinsame Stärken geht, die demnächst geschrieben werden.