Auch die Familien leiden unter den Arbeitsbedingungen in der Elektrobranche. Marianne Bertsch-Junger aus Bern hat genug davon – und protestiert mit ihrem Elektriker-Mann am 7. Oktober in Zürich.
MITLEIDEN: Marianne Bertsch-Junger muss ihren Mann auffangen. (Foto: Matthias Luggen)
«Wenn um 5.20 Uhr der Wecker klingelt, haben mein Mann und ich meistens noch nicht genug Schlaf bekommen, obwohl wir früh ins Bett gehen. Dann geht es gleich hektisch los. Denn er muss schon vor 7 Uhr auf der Baustelle stehen. Und ich bereite ihm jeweils noch ein Zmorge und ein Lunchpaket vor. Wenn er gegen 18 Uhr wieder heimkehrt, schläft er am Tisch fast ein vor Erschöpfung. Da möchte ich ihm nichts mehr zumuten. Und so bleibt fast alles an mir hängen: Einkäufe, Kochen, Putzen, Aufräumen, Waschen, Termine und so weiter. Doch diese undankbaren und unbezahlten Arbeiten sind weder meine besondere Stärke noch meine Leidenschaft. Mein eigenes berufliches Weiterkommen als Schriftstellerin und Englisch-Spezialistin kommt viel zu kurz. Und von meinem lieben Ehemann habe ich unter der Woche eigentlich kaum noch etwas.
«Undankbare und unbezahlte Büez bleibt an mir hängen.»
DRINGEND. Und dann die Freizeit: Das letzte Auffahrtswochenende haben wir mit Ausschlafen und Aufräumen verbringen müssen. Die Weihnachtsfeiern haben wir sogar ganz weggelassen. Er hat den grössten Teil der Festtage durchgeschlafen, weil er zuvor drei Wochen lang halb krank gewesen war, aber nicht einen einzigen Tag gefehlt hatte. Ich habe ihn mehrmals ziehen lassen, obwohl es kaum mehr zu verantworten war. So kann es nicht weitergehen. Ich bin chronisch erschöpft. Und damit bin ich nicht allein! Was es am dringendsten braucht, ist eine Verkürzung der Arbeitszeit, eine Verbesserung des beschämenden Lohnniveaus und endlich die Frühpensionierung mit 62 ohne Renteneinbusse. Den 7. Oktober habe ich mir deshalb in meiner Agenda fett angestrichen – alle nach Zürich!»